Insolvenzverwalter Jens Lieser hatte am Montag der Gläubigerversammlung den Sanierungsplan für das Heilig-Geist-Hospital in Bingen vorgelegt und die Gläubiger hatten nichts zu meckern: Sie nahmen ihn einstimmig an.
Damit sei das Krankenhaus gerettet, die Weichen für die Sanierungsmaßnahmen gestellt und die Finanzierung gesichert, so der Insolvenzverwalter in einer Pressemitteilung. Das Insolvenzverfahren kann voraussichtlich zum Ende des Monats aufgehoben werden.
Rekommunalisierung des Krankenhauses macht Rettung möglich
Der Sanierungsplan sieht vor, dass die Stadt Bingen und der Landkreis Mainz-Bingen im Zuge einer Rekommunalisierung jeweils 50 Prozent an der Krankenhausgesellschaft übernehmen. Außerdem investieren sie in den kommenden Jahren insgesamt etwa 15 Millionen Euro.
Personal im Heilig-Geist-Hospital wird aufgestockt
Um die Finanzierung für die nächsten Jahre zu sichern, sind verschiedene Maßnahmen geplant. Das Personal wird nicht abgebaut, sondern aufgestockt. So sollen die Ressourcen des Krankenhauses besser genutzt werden, um den Umsatz zu erhöhen und die Pflege zu verbessern.
Orthopädie- und Unfallchirurgie soll ausgebaut werden
Die Anästhesie-Station, inklusive des Bereiches der Beatmung (Weaning), wird fortgeführt und die Zahl der Betten überprüft. Zudem wird der Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie durch weitere Fachärzte und -ärztinnen ausgebaut.
Förderkreis von Binger Hospital "glücklich"
Glücklich über den guten Ausgang des Insolvenzverfahrens zeigte sich auch Klaus-Dieter Heil, Vorsitzender des Förderkreises der Klinik. Seit 34 Jahren gibt es diese Unterstützervereinigung.
Bisher habe man gut zwei Millionen Euro gesammelt, über Spenden der Förderkreis-Mitglieder, Feste und Veranstaltungen, so Heil. Das Geld werde dem Krankenhaus für neue Geräte oder andere Anschaffungen zur Verfügung gestellt. Nächste Woche werde sich der Vorstand des Förderkreises wieder treffen. Dann solle beraten werden, welche Aktionen demnächst anstehen.
Rettung der Binger Klinik auch für benachbarte Krankenhäuser wichtig
Das Heilig-Geist-Hospital ist das einzige Krankenhaus mit stationärer Versorgung im Landkreis Mainz-Bingen - nachdem das Ingelheimer Krankenhaus im Jahr 2020 geschlossen wurde. Umliegende Krankenhäuser sind ebenfalls an der Belastungsgrenze, deswegen war es nach Angaben der Verantwortlichen auch so wichtig, das Krankenhaus in Bingen dauerhaft zu erhalten. Im Vorfeld hatte es Befürchtungen gegeben, dass die die Notfallambulanzen in Mainz und Bad Kreuznach völlig überlastet werden könnten, sollte das Heilig-Geist-Hospital geschlossen werden.
"Unser Krankenhaus muss bleiben" Nach Insolvenz - Mahnwache vor Krankenhaus in Bingen
Das Heilig-Geist-Hospital in Bingen ist pleite, der Insolvenzantrag gestellt. Mindestens 500 Menschen haben am Montagabend für den Erhalt des Krankenhauses demonstriert.
Insolvenz-Hiobsbotschaft im März
Im März dieses Jahres war bekannt geworden, dass das Heilig-Geist-Hospital in Bingen pleite ist. Die Marienhaus-Gruppe hatte ein Insolvenz-Verfahren beantragt. Das sei notwendig geworden, weil Gespräche über die Zukunft des Krankenhauses gescheitert waren, hieß es damals von der Geschäftsführung des Binger Krankenhauses.