Die gestrandete Yacht im Wald bei Ebernburg sorgt für viele Rätsel.

Schifffahrt wurde zum Verhängnis

Mysteriöse Yacht im Wald bei Ebernburg gibt Rätsel auf

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AUTOR/IN
Vanessa Siemers
SWR-Redakteurin Vanessa Siemers

Wie kommt ein Schiff mitten in den Wald? Genau diese Frage stellen sich auch viele Wanderer, wenn sie an der Yacht bei Ebernburg vorbeilaufen. Bis heute gibt es dafür die verschiedensten Erklärungen.

Die wahrscheinlich romantischste von ihnen ist die Geschichte von Chnutz vom Hopfen, einem Geschichtenerzähler aus Bad Kreuznach. Seine Variante beginnt in Namibia. Dort soll ein Auswanderer gelebt haben, der einst aus dem Nahetal kam. Von dort ist er dann zu einem Segeltörn aufgebrochen.

Unterwegs geriet er jedoch in einen schrecklichen Sturm. Als das Schiff zu sinken drohte, tauchte eine Meerjungfrau auf und sagte ihm, dass er einen Wunsch frei habe. Der Seemann wünschte sich nach Hause. Damit meinte er jedoch seinen Heimathafen und nicht seine Heimatstadt. Die Meerjungfrau jedoch verstand das falsch und so wurde er mitsamt seines Bootes zurück ins Nahetal befördert. Und deswegen liegt die Yacht auch heute noch da.

Touristen sind erstaunt über Yacht

Entstanden ist diese Geschichte rein aus seiner Fantasie. "Ich bin Erzähler, mir fällt sowas einfach ein. Das kommt einfach", so Chnutz vom Hopfen. Und auch heute noch, Jahre nachdem er die Yacht zum ersten Mal gesehen hat, ist der Geschichtenerzähler ihrem Charme noch immer erlegen: "Man spürt, dass das Schiff mit Herzblut gemacht worden ist. Da hat sich jemand wirklich angestrengt, sowas zu bauen."

So wie ihm gehe es auch vielen Touristen und Wanderern, die er zu dem Boot führt. Jedes Mal wieder blicke er in überraschte Gesichter, wenn sie auf einmal vor ihnen auftaucht.

Es sind alle erstaunt und fragen sich, wie kommt das dahin? Es kann sich tatsächlich keiner so richtig vorstellen.

Der Name des Bootes, Windhuk, inspirierte Chnutz vom Hopfen zu seiner Version der Geschichte.
Der Name des Bootes, Windhuk, inspirierte Chnutz vom Hopfen zu seiner Version der Geschichte.

Besitzer der Yacht war gelernter Bankkaufmann

Aber wie kommt die Yacht mit dem Namen Windhuk denn jetzt wirklich dorthin? Der Wald liegt schließlich auf einer Anhöhe, weit entfernt vom nächsten Fluss. Die wahre Geschichte hinter der Yacht ist weniger schön und sogar tragisch.

Wie der Neffe des einstigen Yachtbesitzers, Volker Kaeppel, auf SWR-Anfrage erzählt, hat das Boot seinem Onkel gehört. Der war eigentlich Bankkaufmann, aber schon immer sehr abenteuerlustig unterwegs. Nachdem er bei Hamburg einen Segelschein gemacht hatte, kam ihm wohl die Idee, sich ein eigenes Boot zu bauen. Also besorgte er sich Fachliteratur und Schiffspläne und begann in seinem Ruhestand Anfang der 70er Jahre damit, die Yacht zu bauen. Als Ebernburger hatte er in der Nähe auch ein passendes Grundstück dafür.

"Er hat alles selbst zusammengeschweißt" erinnert sich Kaeppel zurück. Dafür hat er beispielsweise Bleche aus Tonnen herausgeschweißt und auch Bettgestelle wurden verbaut. "So vier bis fünf Jahre hat er sicherlich dran gebaut", sagt sein Neffe. Dann allerdings kaufte er sich eine gebrauchte Yacht auf Mallorca und stach mit ihr in See. Auf dem Weg in Richtung Kanarische Inseln kam er jedoch in einen Sturm, kenterte und ertrank.

In den vergangenen Jahren ist vieles schon zusammengefallen.
In den vergangenen Jahren ist vieles schon zusammengefallen.

Yacht im Wald ist zum Denkmal geworden

Dass das mittlerweile schon etwas eingefallene und auch rostige Schiff in der Region auch 50 Jahre später immer noch für Rätsel sorgt, hat Volker Kaeppel schon gehört. Er wohnt im Rheingau, schaut aber regelmäßig bei der Yacht vorbei – auch, weil der Zaun, der das Schiff umzäunt, immer wieder eingetreten wird.

Die Yacht entsorgen wolle er aber auf keinen Fall, sagt Kaeppel. Für ihn sei sie wie eine Art Denkmal. Das Schiff würde ihn an seinen Onkel und dessen Abenteuerlust erinnern. Und auch Chnutz vom Hopfen wünscht sich, dass das Schiff weiterhin dort liegen bleibt. "Man sollte es genau so erhalten und nicht wegschaffen, weil es für viele immer noch faszinierend ist", sagt er.

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