Haben Namen wie "Kicker" oder "Tormann" tatsächlich etwas mit Fußball zu tun? Das wird in Mainz erforscht.

Was steckt dahinter?

Stürmer und Tormann: Forscher in Mainz untersuchen Fußball-Nachnamen

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Corinna Lutz
Corinna Lutz ist Reporterin im SWR Studio Mainz

Kicker, Stürmer, Tormann oder Sieger - das sind alles Namen, die man in Deutschland im Telefonbuch finden kann. In Mainz wird erforscht, ob die Namen tatsächlich etwas mit Fußball zu tun haben.

An der Akademie der Wissenschaften in Mainz wurde die Herkunft solcher Nachnamen unter die Lupe genommen. Die nüchterne Erkenntnis lautet: "Der Fußballsport ist nicht annähernd alt genug, um bei der Entstehung von Familiennamen seine Spuren hinterlassen zu haben." Eine der Forscherinnen ist die Germanistin Rita Heuser. "In Deutschland konnte sich der Fußball nämlich erst Ende des 19. Jahrhunderts wirklich etablieren", sagt sie. Die Namen seien aber älter.

Viele Familiennamen stammen aus dem Mittelalter

Familiennamen wie Sieger oder Loser seien ab dem 13. Jahrhundert entstanden. Mit dem Anwachsen der Städte reichten die Vornamen nicht mehr aus. Für Rechtsgeschäfte etwa musste genau zwischen Hans und Hans unterschieden werden.

Der Name "Stürmer" hat nichts mit Fußball zu tun

Rund 73.000 Namen haben die Wissenschaftler nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur KNA bereits genauer untersucht und im Internet eingestellt, darunter auch solche, die nach Fußball riechen. Den Familiennamen "Stürmer" beispielsweise gibt es rund 1.600 mal in Deutschland. Bezeichnet wurde damit nach Angaben der Wissenschaftler eine Person, die entweder im Militär diente oder sich durch ein kämpferisches oder aggressives Wesen hervortat.

Der "Tormann" brauchte keine Bälle zu halten

Auch die Familiennamen "Tormann" (rund 3.735 Namensträger) und "Torwart" (etwa 1.230 Namensträger) sowie die alternativen Schreibungen "Thormann" oder "Thorwart(h)" haben nichts mit dem Ballsport zu tun, sondern verweisen auf Anwohner eines Tores beziehungsweise auf den Beruf des Wächters eines (Stadt-)Tores.

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Den Nachnamen "Sieger" gibt es am häufigsten in NRW

Wie Sieger aussehen, können etwa 3.300 gleichnamige Bundesbürger mit ihrem Passfoto zeigen: Die meisten Personen mit dem Familiennamen "Sieger" leben nach Angaben der Mainzer Wissenschaftler im Großraum Köln-Düsseldorf. Als Ursprungsbedeutung kommen zwei Möglichkeiten in Betracht: Die Vorfahren lebten in der Nähe des Flusses Sieg. In Einzelfällen könnte auch der Rufname "Sigiher" den Familiennamen gebildet haben.

Wer "Loser" heißt ist, muss kein Verlierer sein

Personen mit dem Familiennamen "Loser" - mehr als 800 tragen ihn deutschlandweit - dürfen aufatmen. Ihr Name verweist nicht auf die englische Vokabel für Verlierer, sondern lässt sich vermutlich auf das mittelhochdeutsche Wort für "Lauscher" zurückführen, womit ein Aufpasser gemeint sein kann. Denkbar ist auch eine Herleitung von der mittelhochdeutschen Vokabel für "Heuchler" oder "Schmeichler".

Auch die Herkunft von "Trainer" wurde erforscht

Auch Familien mit dem Namen "Trainer" gibt es in Deutschland. Rund 160 Personen tragen diesen Namen. Die Trainer dieser Republik wohnen fast ausschließlich in Bayern. "Trainer" ist hier aber kein Berufs-, sondern ein Herkunftsname zum bayerischen Ort Train.

Rita Heuser, selbst großer Fußballfan, gehört zu einem Forschungsteam, das in Mainz ein digitales Lexikon erstellt, bei dem erstmals alle in Deutschland vorkommenden Familiennamen erfasst, erklärt und kartiert werden. Die Datenbasis verdankt das Projekt den Telefonbüchern des Jahres 2005. Damals hatten noch rund 92 Prozent aller Haushalte einen Festnetzanschluss bei der Telekom.

Namensforschung: Herkunft und Bedeutung unserer Namen

Die beliebtesten Namen für Neugeborene im Jahr 2023 waren wie schon im Vorjahr Emilia und Noah. Wir gehen der Frage nach, welche Bedeutung und Herkunft Vor- und Nachnamen haben.

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