Für Johannes Bersch, der in der Mainzer Fastnacht als Moguntia auftritt und politische Vorträge hält, ist die Situation eine Herausforderung.
Vor allem, da nur wenige Tage nach dem möglichen Wahltermin die Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht" stattfinden wird.
Da müsse er dann schon sehr schnell reagieren und seinen Vortrag anpassen, so Bersch. "Zwar musste ich mich schon des Öfteren schnell auf Veränderungen in der politischen Landschaft einstellen, in diesem Ausmaß ist das aber neu für mich."
Kein Problem für den Mainzer Obermessdiener Andreas Schmitt
Gelassener sieht es Andreas Schmitt. Er tritt als Obermessdiener auf und ist auch Sitzungspräsident, unter anderem bei "Mainz bleibt Mainz".
Solch eine Situation schwebe immer über Rednern, das sei der "Fluch des politischen Vortrages", so Schmitt. Das müsse man allerdings wegstecken, und beherrschen, sonst sei man fehl am Platz.
Es habe solche Situationen ja auch bereits gegeben, berichtet Schmitt. "Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff trat zum Beispiel am 12. Februar 2012 zurück. An diesem Abend lief dann live die Fernsehsitzung". Da hätten einige Kollegen Teile ihrer Vorträge noch ändern müssen, so der Mainzer Fastnachter.
Ernst Lustig hat Mitgefühl mit politischen Rednern
Jürgen Wiesmann, der in der Mainzer Fastnacht vor allem lustige Vorträge, den sogenannten Kokolores, hält, hat Mitgefühl. "Ich bin froh, dass ich keine politischen Sachen mache, denn das wird dann sehr stressig für die Kollegen."
Stress für Wagenbauer des Rosenmontagszuges
Stress bedeutet der mögliche neue Bundestags-Wahltermin auch für den neuen Chef-Wagenbauer der Motivwagen für den Rosenmontag Stefan Hisge. Anfang Oktober trat er sein Amt an, jetzt muss er sich schon mit Termindruck herumplagen.
Es sei schon eine extreme Herausforderung, so Hisge. "Jetzt werden wir uns erstmal zusammensetzen und planen, wie wir am besten vorgehen." Ziel sei es natürlich, acht Tage nach der Wahl möglichst aktuelle Motivwagen am Rosenmontag auf die Zugstrecke zu schicken. Er sei aber positiv gestimmt und optimistisch, dass das gelänge, erklärt Hisge.
Fastnachtsvereine sollen Hallen behalten dürfen
Die Fastnachts-Vereine haben andere Sorgen. Viele ihrer Hallen, in denen Fastnachtsitzungen stattfinden, sind normalerweise Wahlbüros. Die Stadt beruhigt aber die Vereine. Ralf Peterhanwahr, Pressesprecher der Stadt Mainz, sagte dem SWR, dass die Stadt keinen Ärger mit den Fastnachtsvereinen wolle.
Die Fastnachter sollen die Hallen für ihre Sitzungen behalten dürfen. "Falls eine Halle schon gebucht ist, werden wir eine Alternative für das Wahlbüro suchen", so der Stadtsprecher.
Bretzenheimer "Uffstumber" dürfen in TSG Halle bleiben
Das ist zum Beispiel im Mainzer Stadtteil Bretzenheim der Fall. Das Comité Katholischer Vereine (CKV) 1946 "Die Uffstumber" halten immer in der Sporthalle der TSG Bretzenheim ihre Sitzungen ab. Am 22. Februar ist die Halle schon für die zweite Sitzung des Vereins gebucht und am 23. Februar, dem möglichen Wahltag, ist die Kindersitzung geplant.
Der Stadtsprecher sagte dem SWR, die Stadt werde sich eine andere Halle als Wahlbüro suchen. Die Sitzungen der "Uffstumber" könnten stattfinden. Auch der Präsident der "Uffstumber", Rüdiger Koch, hat schon das entsprechende Signal bekommen: Laut Koch können die "Uffstumber" alle ihre Veranstaltungen in der TSG Halle durchführen.
Insgesamt 121 Wahllokale braucht die Stadt Mainz. Auf keinen Fall wolle die Stadt den Fastnachtern in die Quere kommen. Es könne aber sein, dass ein oder zwei Hallen als Wahlbüros gebraucht würden, dann müsste man sich mit den Fastnachtern einigen.