Deutschland feiert am 23. Mai 2024 75 Jahre Grundgesetz. In Mainz gibt es aber noch eine andere Verfassung. Während der Fastnachtskampagne gilt das närrische Grundgesetz.
Was genau ist eigentlich das närrische Grundgesetz und wie lange gibt es das schon in Mainz? Wer solche oder auch andere Fragen rund um die Fastnacht in der Landeshauptstadt hat, der wendet sich am besten an Günter Schenk.
Der Autor vieler Bücher rund um närrische Themen gilt nämlich als absoluter Experte und wandelndes Lexikon. Und wenn es um die närrische Verfassung geht, kann niemand besser Auskunft geben, denn er hat sie geschrieben.
Närrisches Grundgesetz in Mainz stammt aus dem Jahr 2000
Tatsächlich ist das närrische Grundgesetz der Mainzer Fastnacht jünger, als vermutlich viele denken. "Die Idee entstand Ende der 1990er-Jahre", erzählt Günter Schenk. "Da saß ich mit dem damaligen Zugmarschall des Rosenmontagzuges, Adi Schmelz, zusammen."
Da überlegten sich die beiden dann, wie man den 11.11. in Mainz attraktiver gestalten und ihn auch bundesweit bekannter machen könne. "Da kam mir die Idee, dass man eine närrische Charta verkünden sollte", erzählt er.
Närrische Charta als Basis für Mainzer Grundgesetz
Schenk suchte dann im Mainzer Stadtarchiv, in dem der 76-Jährige lange gearbeitet hatte, nach alten Quellen. Und tatsächlich stieß er auf eine alte Ausgabe der Mainzer Fastnachtszeitung "Narrhalla" aus dem Jahr 1842.
"In der Zeitung war bereits eine Narren-Charta erwähnt, in der zum Beispiel festgeschrieben wurde, dass alle Narren gleich sind", erzählt Schenk. Damit war der Anlass für ein närrisches Grundgesetz gegeben, das Schenk dann nur noch formulierte. Dieses wurde dann im Jahr 2000 zum ersten Mal auf dem Schillerplatz am 11.11. verkündet.
Auch Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland als Vorbild
Das drückt sich vor allem in den ersten beiden Artikeln des Mainzer Gesetzes aus. Dort heißt es nämlich, dass die Würde aller Narren und Närrinen unantastbar ist. Außerdem sind alle gleich, egal ob Gardist, Feldmarschall oder Büttenschieber.
Zufrieden mit der Umsetzung des Mainzer Grundgesetzes
Ziel des närrischen Grundgesetztes ist es laut Schenk eigentlich, den Mainzern klarzumachen, auf was sie sich einlassen, wenn sie Fastnacht feiern. Außerdem soll es zeigen, was die Regularien in der närrischen Zeit sind: Zum Beispiel, dass "Helau" gerufen wird in Mainz, dass die Kampagne nur von Jahresanfang bis zum Aschermittwoch geht und die Grundnahrungsmittel "Weck, Worscht und Woi" sind.
Mit der Umsetzung des Ganzen ist er auch grundsätzlich sehr zufrieden. "Es ist schön zu sehen, dass diese Regeln bei der Verkündung am 11.11. sogar von allen Anwesenden mit dem Satz 'So sei es!' beschworen werden", sagt Schenk. "Hoffentlich verinnerlicht der eine oder die andere das dann auch und beteiligt sich aktiv!"