Die Schauspielerin Lena Urzendowsky wird die namensgebende Hauptrolle der Brynhild spielen. "Was ist Weiblichkeit, Männlichkeit, Schicksal: Zu diesen grundsätzlichen Fragen möchte ich für das Publikum Zugang schaffen", sagte sie in einem Interview.
Und noch etwas reizt die mehrfach ausgezeichnete Darstellerin: "Die Filmkamera lässt dir nur einen Ausschnitt, da bist du bei großen Bewegungen nicht mehr im Bild. Dagegen ist auf der Bühne impulsiveres Spielen möglich. Körper und Stimme anders als im Film einzusetzen: darauf bin ich gespannt."
Ralf Moeller tritt in Videoeinspielungen auf
Daneben wird Schauspieler und Ex-Bodybuilder Ralf Moeller in einer integrierten Filmsequenz als Fafnir zu sehen sein. Überhaupt sollen Videosequenzen auf einer Großleinwand bei der diesjährigen Inszenierung eine große Bedeutung bekommen.
Zu der Pressekonferenz in Worms kamen aus dem Ensemble unter anderen Jens Albinus, der den Reginn spielen wird und Bekim Latifi, der die Rolle des Sigurd (Siegfried) übernimmt. Außerdem dabei waren Ruby Commey, die den Hagen spielen wird und Laina Schwarz, die die Kriemhild darstellt. Urzendowsky und Moeller waren bei der Vorstellung des Ensembles nicht vor Ort.
Moderne Frauenfigur im Mittelpunkt der Nibelungen
In dem Stück "Brynhild" (7. bis 23. Juli) will Regisseurin Pinar Karabulut unter anderem Weiblichkeits- und Männlichkeitsbilder hinterfragen.
In dem Stück werde der Versuch der Walküre gezeigt, "Chefin ihrer eigenen Geschichte" zu werden, sagte Regisseurin Karabulut am Dienstag bei der Vorstellung des Festivalprogramms. Auch die Heldenrolle von Sigurd (Siegfried) solle in dem Stück hinterfragt werden.
Hat Siegfried den Drachen wirklich getötet?
So wird ein Streit großen Raum einnehmen, ob er tatsächlich einen Drachen getötet hat und ob es überhaupt Drachen gebe, berichtete Karabulut, die dem künstlerischen Leitungsteam der Münchner Kammerspiele angehört und bereits an zahlreichen renommierten Theatern arbeitete.
Für die Zuschauer werde lange offenbleiben, ob die Protagonisten der Nibelungensage den Verlauf der Ereignisse ändern können oder der bekannte Mythos letztlich stärker bleibe als ihr Wille nach Selbstbestimmung.
Erstmals eine Frau als Autorin des Stücks
Das Stück schrieb die Dramatikerin Maria Milisavljevic und damit erstmals eine Frau. "Brynhild" verspreche auf der Freilichtbühne vor dem Kaiserdom noch einmal eine neue Perspektive der Heldengeschichte, sagte Intendant Nico Hofmann.
Er sei sehr gespannt auf die Reaktion des Publikums auf den neuen Ansatz des diesjährigen Stückes. Selten wären ein Team und ein Ensemble der Festspiele so vielfältig, energiegeladen und divers besetzt wie in diesem Jahr, so Hofmann.
Nibelungen-Festspiele in Worms seit 2002
Die Festspiele in Worms finden seit 2002 statt. Das Publikum sitzt auf einer Tribüne am Wormser Dom mit rund 1.400 Plätzen pro Abend. Das Nibelungenlied um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen gilt als eine der Lieblingssagen der Deutschen.