Anelia Stefanova macht im kommenden Jahr ihr Abitur, Ikhlas Chekaik-Chaila studiert Medizin und Taran Veer Kaur Singh Jura - drei von insgesamt 16, die im vergangenen Jahr ins Wormser Jugendparlament gewählt worden sind. Abitur, Medizinstudium und Jurastudium - das kostet die drei jungen Frauen enorm viel Zeit und bringt Stress. Dennoch nehmen sie sich Zeit, sich im Jugendparlament ehrenamtlich zu engagieren. "Manchmal habe ich es nicht geschafft, meine Hausarbeit fertig zu schreiben, weil ich mich um politische Sachen gekümmert habe", erzählt Taran.
Sie ist eine der beiden Vorsitzenden des Wormser Jugendparlaments, die andere ist Ikhlas Chekaik-Chaila. Sie ist zum dritten Mal ins Jugendparlament gewählt worden. "Ich bin ein alter Hase", sagt sie von sich selbst. "Ich habe Spaß daran, auf Augenhöhe mit anderen zu diskutieren", erklärt sie ihr Engagement. "Aber ich bin nicht der Fan von vielen reden - wenn auf reden Taten folgen, bin ich aber hundertprozentig dabei."
Bei Anelia Stefanova war es der Lehrer, der sie auf die Idee brachte, sich für die Wahl zum Jugendparlament aufstellen zu lassen. "Ich bin jemand, der gerne seine Meinung sagt, auch im Unterricht. Auch, wenn sich andere nicht trauen, was zu sagen. Und da meinte mein Lehrer, dass das Jugendparlament doch etwas für mich sei."
Die Aufgaben des Jugendparlaments sind vielfältig
Das sind Eigenschaften, die bestens zu den Aufgaben des Jugensparlaments passen. "In erster Linie sind wir das Sprachrohr der Jugendlichen. Wir tragen deren Anliegen in die Politik und in die Öffentlichkeit", erklärt Taran Veer Kaur Singh die Arbeit des Jugendparlaments. Es geht aber auch um politische Bildung. Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen müssen auch organisiert werden. Dafür haben die Jungparlamentarier ein eigenes Budget, über das sie verfügen können. Wie und wo das Geld eingesetzt wird, entscheidet die Mehrheit. "Es ist schon eine Herausforderung, 16 unterschiedliche Meinungen unter einen Hut zu kriegen", sagt Taran. "Aber dann muss dann einen Kompromiss finden. Wir sind demokratisch gewählt und wir lieben die Demokratie und das spielt uns dann in die Hände auf dem Weg zum Kompromiss".
Ganz nah an der Stadtpolitik
Und die Jugendlichen haben Rederecht im Wormser Stadtrat. Sie dürfen dort Anträge stellen, dürfen sie vor den Stadtratsmitgliedern begründen und mit ihnen diskutieren. Ob sie dann durchkommen mit ihren Idee, dass allerdings entscheiden am Ende die "richtigen" Politiker. "Wir werden inzwischen viel ernster genommen", erzählt Taran, "früher sind wir ein bisschen belächelt worden und sie sagten: trefft euch ruhig und redet ein bisschen. Aber inzwischen kommen viele Kommunalpolitiker auf uns zu und fragen: Welche Anliegen habt ihr, was wollt ihr erreichen."
Große Freude über den SWR Ehrensachepreis
Dass sie nun mit dem Jurypreis der SWR-Ehrensache 2024 ausgezeichnet werden, empfinden alle als große Ehre. "Das ist eine riesengroße Anerkennung", sagt Anelia Stefanova. Das zeige, dass die Arbeit, die sie leisten, bei den Jugendlichen und den Erwachsenen anerkannt werde. Taran Veer Kaur Singh bekam die Nachricht, dass sie gewonnen haben, während sie mit ihrer Mutter einkaufen war: "Da kam der Anruf von der Dame vom SWR. Ich habe Freudensprünge gemacht". Und Ikhlas Chekaik-Chaila ergänzt, dass sie den Preis stellvertretend für alle acht Jugendparlamente vorher entgegennehmen, denn ihre Vorgänger hätten den Weg geebnet. "16 Jugendliche, die gesagt haben, wir wollen etwas der Gesellschaft und den Jugendlichen zurückgeben und alles ehrenamtlich machen, werden jetzt ausgezeichnet. Wir sind mehr als dankbar", sagt Ikhlas.
Weiterer Preis geht nach Kirn/Bad Sobernheim
Ein weiterer Preis für ehrenamtliches Engagement geht an Ellen Kriegel von der Tafel in Kirn und Bad Sobernheim. Die Gründerin und Vorsitzende versorgt mit ihrem Team seit Jahren rund 150 hilfsbedürftige Familien und Personen in Kirn, in Bad Sobernheim kommen nochmal rund 50 weitere Familien dazu. Ein "Vollzeitjob", den Ellen Kriegel an sechs Tagen in der Woche erfüllt.