Danny Grosshans fährt täglich mit der S-Bahn Rhein-Neckar zur Arbeit. Verspätungen und Zugausfälle sind inzwischen die Regel: "Es gibt eigentlich keinen Tag, wo nichts ist", sagt Grosshans. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Süd-West der Eisenbahner-Gewerkschaft GDL. "Allmählich bricht das Kartenhaus zusammen", meint er.
Lokführer seltener bereit, einzuspringen
Laut GDL sind viele Lokführer enttäuscht, weil sich die Personalsituation absolut nicht verbessert. "Sie sind deshalb nicht mehr bereit, auf Urlaub oder freie Tage zu verzichten, um Personallücken zu stopfen", berichtet der Gewerkschaftsvertreter. Deshalb fallen immer wieder ganz kurzzfristig Züge aus. Die Pendler sind frustriert:
Große Probleme beim Gewinnen von Nachwuchs
Zudem hat die Bahn laut Danny Grosshans enorme Probleme, neue Mitarbeiter zu finden. "Ungünstige Arbeitszeiten am Wochenende oder in der Nacht schrecken viele ab", erklärt der GDL-Vertreter.
Angesichts des Fachkräftemangels gebe es für Jobsuchende attraktive Alternativen zur Bahn. "Warum soll jemand, der Home-Office und Vier-Tage-Woche angeboten bekommt, bei der Bahn als Lokführer oder Fahrdienstleiter anfangen?" fragt Grosshans.
Schreckt schlechtes Bahn-Image Bewerber ab?
Der Landtagsabgeordnete Patrick Kunz aus Schifferstadt befürchtet, dass das angekratzte Image der Deutschen Bahn viele Bewerber abschreckt. Kunz ist nahverkehrspolitischer Sprecher der FWG-Landtagsfraktion und Bahn-Pendler.
Patrick Kunz meint: "Jobsuchende schauen, welcher Betrieb hat ein gutes Image? Sie wollen dieses gute Image selber auch für sich haben." Unternehmen mit schlechtem Image hätten es deshalb nicht leicht, genug gute Bewerber zu finden.
Gewerkschaft GDL fordert mehr Geld
Um die Situation zu entschärfen, müssen die Arbeitsbedingungen bei der Bahn besser werden, fordert die Gewerkschaft GDL. Die 35-Stunden-Woche wurde im jüngsten Arbeitskampf durchgesetzt und soll bis 2029 umgesetzt werden, sagt Danny Grosshans. Es muss sich aber auch etwas bei der Bezahlung tun, fordert der stellvertretende Vorsitzende des GDL-Gewerkschaftsbezirks.
Als Beispiel nennt Grosshans ein Plakat, das er neulich auf dem "Erbacher Wiesenmarkt" gesehen hat. Darauf wurde Pflegekräften ein Bruttogehalt von 4.400 Euro pro Monat geboten. "Davon können Lokführer nur träumen", so Grosshans.
GDL: Bundesregierung muss Druck machen
Solange der Eigentümer der Bahn, nämlich der Bund, keinen Druck mache auf den Bahnvorstand, werde sich die Lage nicht verbessern, befürchtet Danny Grosshans. Er war selbst 20 Jahre lang Lokführer bei der S-Bahn Rhein-Neckar, bevor er als freigestellter Gewerkschaftler in den GDL-Bezirksvorstand wechselte.
Große "Leidensfähigkeit" der Bahn-Kunden
Grosshans staunt immer wieder über die "Leidensfähigkeit" der Bahnkunden in der Pfalz. "Früher haben die Passagiere bei der geringsten Kleinigkeit gemeckert", erinnert er sich. "Heute dagegen sagt bei Störungen oder Ausfällen kaum einer etwas. Alle freuen sich, wenn mal bei einer Fahrt nichts passiert."