Intensivkrankenpfleger Rainer Memmer ist enttäuscht: Jetzt besitzt er schon ein 49-Euro-Ticket, will umweltfreundlich pendeln, kann aber wegen des Streiks nicht mit der Bahn zur Arbeit fahren. 26 Kilometer sind es von seinem Wohnort Hauenstein in der Südwestpfalz zum Vinzentius-Krankenhaus nach Landau. Als Pflegefachkraft kann er es sich nicht erlauben, zu spät zur Arbeit zu kommen. Deshalb braucht der überzeugte Bahnfahrer weiterhin ein Auto. Für diese Woche muss der 62-Jährige mit mehr als 40 Euro Zusatzkosten rechnen. Eine Fahrgemeinschaft aus seinem Ort gibt es nicht, sagt Rainer Memmer.
Küchenhilfe braucht vier Stunden für Hin- und Rückweg
Noch härter trifft den Bahnstreik die Krankenhaus-Küchenhilfe Christine Dreissigacker. Sie fährt aus dem 20 Kilometer entfernten Neustadt an der Weinstraße normalerweise mit der Bahn nach Landau. Als sie vom Bahnstreik erfuhr, wollte sie zuerst bei einer Kollegin übernachten und dann morgens mit ihr zur Arbeit fahren. Das klappte aber nicht, weil Mann der Kollegin plötzlich krank wurde. Letztendlich nahm sie um sechs Uhr in der Frühe den Bus und kam erst um acht Uhr im Krankenhaus an. Solange gestreikt wird, braucht sie morgens zwei Stunden nach Landau und am Nachmittag zwei Stunden für den Heimweg, weil der Bus über alle Dörfer fährt.
Krankenhaus-Koch muss morgens pünktlich anfangen
Auch der Koch im Landauer Krankenhaus, Marcus Adler, ist betroffen vom Streik. Morgens erkundigt er sich an der Bahn- und Bushaltestelle, wie er es aus seinem Wohnort Edenkoben zur Arbeit schaffen könnte. Er stehe dann an der Bushaltestelle und schaue, ob was kommt. Notfalls müsse er halt spontan eine Lösung finden, sagt der Krankenhaus-Koch.
Zur Not geht es mit dem Taxi zur Arbeit
Zuletzt hatten bei ihm sogar Busse Verspätung, wegen der Protestaktionen der Landwirte. Notfalls ruft er dann ein Taxi, sagt er. Das kostet dann von Edenkoben nach Landau etwa 20 Euro. Etwas zum Essen wird es für die Patienten im Landauer Vinzentius-Krankenhaus aber weiterhin geben, sagt Adler: egal, wie lang die Bahn streikt, er lässt niemanden verhungern.
Zugverkehr läuft wieder nach regulärem Fahrplan Längster Streik im aktuellen Tarifstreit bei der Bahn beendet
Nach drei Tagen Streik rollt der Personenverkehr der Deutschen Bahn wieder regulär an.
Worum geht es den Lokführern?
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) fordert unter anderem eine Reduzierung der Arbeitszeit im Schichtdienst von 38 auf 35 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich. Dazu verlangt die GDL 555 Euro mehr im Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro.