380.000 Euro für neues Eidechsen-Biotop

Hochstraße Nord: Naturschützer kritisieren Stadt Ludwigshafen wegen Umzugs von Eidechsen

Stand
Autor/in
Birgit Baltes
Foto für Autorenseite
Pascal Lasserre
SWR-Autor Pascal Lasserre

Die Stadt Ludwigshafen muss 1.000 Mauereidechsen wegen den Bauarbeiten an der Hochstraße Nord in die Gartenstadt umsiedeln - auf immerhin 25.000 Quadratmeter. Warum empört das die Naturschützer?

Die kleinen, braun gemusterten Mauereidechsen sollen ihren alten Lebensraum an der Hochstraße Nord verlassen, weil diese abgerissen wird. Die Eidechsenart gilt europaweit als gefährdet und muss geschützt werden. Geschätzte 1.000 Mauereidechsen sollen ihren neue Heimat deshalb auf einer Glatthaferwiese im Westen Ludwigshafens im Stadtteil Gartenstadt finden - so der Plan der Stadt. Das künftige sogenannte Habitat gilt dabei auch als Ausgleichsfläche, die die Stadt Ludwigshafen für den Abriss der Hochstraße und den Bau der Helmut-Kohl-Allee schaffen muss.

Eidechsen Ludwigshafen
Erdarbeiten auf der geschützten Glatthaferwiese in Ludwigshafen. Die Eidechsen als neue Bewohner und das zur Pflege notwendige Mähen der Wiese vertragen sich nicht, sagen Naturschützer.

Naturschützer kritisieren: schlechter Lebensraum für Eidechsen

Kritik kommt unter anderem vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und weiteren Naturschutzvereinen aus Ludwigshafen und der Region. Sie finden, dass die Wiesenfläche als Ersatzbiotop für die Mauereidechsen "ungeeignet" und "problematisch" ist. Die gesetzlich geschützte Glatthaferwiese könne durch die vielen Stein- und Gehölzhaufen, die wegen der Mauereidechsen geschaffen wurden, nur noch schwer gepflegt und gemäht werden.

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Umgekehrt drohe den streng geschützten Mauereidechsen der Tod, wenn die Wiese im Sommer gemäht werden müsse, so die Naturschützer.

Eidechsen Ludwigshafen
So sieht er aus, der neue Lebensraum für rund 1.000 Mauereidechsen in Ludwigshafen.

Vorwurf: Stadt Ludwigshafen will mit Wiese Geld sparen

Die Naturschützer werfen der Stadtverwaltung vor, die Wiesenfläche als Ersatz für das Gelände um die Hochstraße Nord gewählt zu haben, um Geld zu sparen. "Denn ansonsten hätte die Stadt eine andere Fläche kaufen bzw. zur Verfügung stellen müssen", teilen die Vertreter der Naturschutzvereine mit.

In diesem Fall sei das Gelände aber schon als Ersatzfläche für ein Bauprojekt in Ludwigshafen ausgewiesen - nämlich für den Neubau der Firma Vögele. Die Stadt hat bislang nicht mitgeteilt, was die Umsiedelung der Eidechsen kosten wird.

Eidechsen Ludwigshafen
In solchen Steinhaufen sollen die Mauereidechsen von der Hochstraße Nord in Ludwigshafen spätestens ab Anfang Juni Zuflucht finden.

Ludwigshafen: 380.000 Euro für neue Eidechsen-Heimat

Die Kosten für das neue Zuhause der Mauereidechsen sind allerdings bereits alles andere als gering: Die Stadtverwaltung beziffert sie auf rund 380.000 Euro, allein für das Herrichten des Geländes.

Den Großteil der Projektkosten trägt der Bund mit rund 60 Prozent, so die Stadtverwaltung. Außerdem übernehme das Land zusätzlich 25 Prozent. Ludwigshafen selbst muss demnach knapp 60.000 Euro beisteuern. Hinzu kämen noch die Ausgaben für die Planung des Biotops sowie mehrere tausend Euro für das Einsammeln und Umsiedeln der Reptilien.

Hochstraße Nord: Nächste Woche startet Umzug der Reptilien

Es könnte allerdings noch teurer werden, falls sich herausstellen sollte, dass mehr als die geschätzten 1.000 Mauereidechsen an der Hochstraße Nord leben und umgesiedelt werden müssen. Denn dann müsste die Stadtverwaltung ein weiteres Gelände für die Tierchen herrichten lassen. Ob das der Fall ist, wird schon bald klar sein: Ab kommender Woche sollen die ersten Eidechsen eingefangen und umgesiedelt werden.

Naturschützer sprechen von Kuhhandel

Die örtlichen Naturschützer teilen zudem mit, sie seien "sehr verwundert, dass die Obere Naturschutzbehörde bei diesem "Kuhhandel" mitgemacht hat." Tatsächlich benötigten Mauereidechsen ein ganz anderes Biotop mit ganz anderer Vegetation als sie eine Glatthaferwiese biete. Die Naturschützer halten die Umsiedelung der Eidechsen deshalb für "eine naturschutzrechtlich wie artenschutzfachlich höchst fragwürdige und problematische Aktion."

Sie fordern, dass es nun zumindest für die geschützte Glatthaferwiesenfläche einen Ersatz geben müsse, denn dieses Biotop gehe nun durch den neuen Lebensraum der Eidechsen verloren.

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