Die Telenotärzte werden bei mittelschweren Fällen eingesetzt. Etwa wenn der Blutdruck von Patienten gefährlich hoch ist, wenn Schmerzmedikamente verabreicht werden müssen oder wenn die Patienten zuhause bleiben wollen und einen Krankentransport in die Klinik ablehnen. In solchen Fällen mussten die Notfallsanitäter bisher einen Arzt nachfordern. Der musste dann extra zum Einsatzort fahren, um dort die Entscheidung über die weitere Behandlung zu treffen. Der Einsatzkatalog des rheinland-pfälzischen Innenministeriums legt genau fest, welche Behandlungen ein Arzt veranlassen muss.
Telenotarzt verbindet sich per Smartphone-App
Der Telenotarzt sitzt in der BG Klinik in Ludwigshafen-Oggersheim, während die Notfallsanitäter zum Einsatz fahren. Sie untersuchen den Patienten und verbinden sich dann mit der Smartphone-App mit dem Notarzt. Der lässt sich den Zustand der Patienten genau schildern. Ein Live-Video lässt sich per App auch streamen, was vor allem für die spätere Dokumentation der Verletzungen wichtig ist. Außerdem überträgt die App auch live den Herzschlag des Patienten. Der Notarzt entscheidet dann aus der Ferne über die weitere Behandlung.
Der Arzt wird auf dem Smartphone eines Rettungssanitäters zugeschaltet. Bei besonders schweren Notfällen muss der Notarzt aber nach wie vor anrücken. Das gilt etwa bei einer künstlichen Beatmung.
Mobiles Internet Voraussetzung für Telenotarzt
Damit sich der Telenotarzt zuschalten kann, muss am Einsatzort immer mobiler Internetempfang möglich sein. Gerade in ländlichen Gebieten, beispielsweise im Pfälzer Wald, gibt es allerdings noch weiße Flecken ohne Internet. Bis die Empfangslücken beseitigt sind, wird die Arbeit mit einem Telenotarzt dort nicht funktionieren.
Pilotprojekt nur für erfahrene Notärzte
An diesem Donnerstag startet das Piloprojekt an der BG Klinik. Bislang beteiligen sich vier Notärzte daran. Für sie gelten hohe Anforderungen, sagt Johannes Becker, leitender Oberarzt an der BG Klinik in Ludwigshafen. Die Ärzte seien drei Tage lang dafür geschult worden. Außerdem müssten sie sehr erfahrene Kollegen sein, für Berufsanfänger sei das nichts. Denn die Ärzte können sich selbst kein Bild vor Ort machen und müssen perfekt mit den mündlichen Informationen von den Sanitätern und mit der Smartphone-App arbeiten können.
Telenotärzte im ganzen Land?
Ludwigshafen könnte nur der Anfang sein: Bei der offiziellen Vorstellung des Projekts am Donnerstag sagte Innenminister Michael Ebling (SPD), dass man die Entwicklung des Pilotprojekts sehr genau verfolgen werde.
Erkenntnisse aus Ludwigshafen könnten die Grundlage für den Einsatz von Telenotärzten im ganzen Land bilden. Schon jetzt gibt es Pläne, im nächsten Schritt die DRK-Wachen in Neustadt und Speyer einzubinden. Das Land Rheinland-Pfalz fördert das Projekt mit 870.000 Euro.