Die Puppe sieht einem Baby zum Verwechseln ähnlich und ist auch so schwer wie ein echtes Baby. Auf Knopfdruck kann die sogenannte Schüttel-Puppe zum Schreien gebracht werden. Ihr Köpfchen ist durchsichtig und man sieht das Gehirn des Kindes. Jedes Areal im Gehirn ist gekennzeichnet. Das Sprachareal ist genauso wie das Gebiet, das fürs Hören oder das Sehen oder das Atmen zuständig ist, zu erkennen. Schüttelt man die Puppe, leuchten Areale rot auf. Diese würden, wäre die Puppe ein echtes Menschenbaby, beim wütenden Schütteln schwer verletzt werden.
Schütteln des Babys - häufigste Misshandlung in Deutschland
"Das Schütteln ist die häufigste Form der Misshandlung im Säuglingsalter", sagt Dr. Thomas Reichel, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am St Marienkrankenhaus in Ludwigshafen: "Andauerndes Schreien ihres Kindes ist für Eltern schwer auszuhalten." Doch das Schütteln eines Säuglings hat verheerende Folgen: Da das Kind den Kopf noch nicht selbstständig halten kann, wird das Gehirn wortwörtlich im Kopf hin und her geschüttelt. Dabei platzen Blutgefäße, die Hämatome im Gehirn drücken auf Hirnareale, die dauerhaft geschädigt werden. Schlimmstenfalls stirbt das Kind am Schütteltrauma. Meist bleiben irreparable Schädigungen des Gehirns des Kindes zurück, die schwerste Behinderungen zur Folge haben.
Egal wie lang das Baby schon schreit: Niemals schütteln!
"Wenn Sie überfordert sind und niemand in ihrer Nähe ist, der das Kind auch mal nimmt oder mit ihm zum Beispiel spazieren geht, legen sie das Kind sicher in seinem Bettchen ab, schließen sie die Tür und beruhigen sie sich erst einmal selbst", rät die leitende Hebamme am St. Marienkrankenhaus Isabell Hartmann. "Aber schütteln Sie ihr Baby niemals, es wird für das Kind und für Sie verheerende Auswirkungen haben!", warnt Hartmann.
2.000 Schüttel-Puppen für die Aktion #Schüttel-Mich-Nicht
2.000 Schüttel-Puppen werden aktuell in ganz Deutschland an Krankenhäuser gespendet. Eine Puppe kostet 2.000 Euro. Möglich macht dies eine Aktion der Berliner Charité zusammen mit Shopping-Centern in ganz Deutschland. Das Prinzip: Ein Shopping-Center übernimmt die Kosten für jeweils eine Schüttel-Puppe und spendet diese an ein lokales Krankenhaus. In Ludwigshafen hat die Rhein-Galerie die Puppe gespendet. "Als Teil der #Schüttel-Mich-Nicht Initiative möchten wir einen aktiven Beitrag zur Prävention und Aufklärung leisten", erklärt Ulrich Schmitz, der Leiter der Ludwigshafener Rhein-Galerie.
Jährlich sterben mehr als 100 Kinder an den Folgen des Schütteltraumas
Und diese Prävention ist bitter nötig: Jährlich sterben mehr als 100 Kinder am sogenannten Schütteltrauma. Die Dunkelziffer ist laut St. Marienkrankenhaus wesentlich höher. Noch deutlich mehr Kinder erleiden irreparable Behinderungen durch das wütende Schütteln der Eltern. Die Schüttel-Puppe wird daher ab sofort im St. Marienkrankenhaus in den Geburtsvorbereitungskursen eingesetzt, damit die Eltern bildlich die Konsequenzen des Schüttelns vor Augen geführt bekommen, so Hebamme Isabell Hartmann. Aber auch bei der Ausbildung des Pflegepersonals soll die Schüttelpuppe wertvolle Dienste leisten.