Ohne Fahrer, ohne Diesel

Impflingen: Dieser Roboter soll bald die Arbeit im Weinberg übernehmen

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In Impflingen wurde am Dienstag ein besonderer Roboter präsentiert. Er soll in Zukunft alles können, was ein Winzer normalerweise mit seinem Traktor macht: Spritzen, Laubschneiden und den Boden bearbeiten.

"Bakus" sieht aus wie ein futuristischer Traktor. Der blaue Roboter fährt aus einer Rebzeile heraus, stellt sich schräg, fährt noch ein Stück vor, dreht sich in die andere Richtung und fährt in die nächste Rebzeile hinein.

Nebendran steht Pierre Claron von Vitibot. Der Franzose ist aus der Champagne in die Südpfalz gekommen, um den Roboter seiner Firma anzupreisen: "Das ist ein Roboter, der zu 100 Prozent elektrisch fährt. Er ist schmal gebaut und relativ leicht. Der Roboter wiegt zwei Tonnen – zweieinhalb Tonnen, wenn man noch Teile anbaut", erklärt der Franzose.

Weinbau-Roboter ab jetzt in Deutschland erhältlich

Entwickelt hat den Weinbau-Roboter eine Firma in Frankreich. Ab jetzt ist der Roboter auch in Deutschland zu kaufen. Deswegen haben die französischen Produzenten "Bakus" gemeinsam mit dem deutschen Vertrieb am Dienstag auf dem Gertrudenhof in Impflingen (Kreis Südliche Weinstraße) vorgestellt.

Roboter im Weinberg: "Bakus" sieht aus wie ein futuristischer Traktor - ohne Fahrer
Der blaue Weinbau-Roboter "Bakus" sieht aus wie ein futuristischer Traktor - ohne Fahrer

Weinbau-Roboter arbeitet mit Strom statt Diesel

Laut Claron hat der Weinbergsroboter viele Vorteile. Er braucht keinen Fahrer und er verbraucht keinen Diesel - und kann so den CO2-Ausstoß eines Weinguts senken. Wie ein Traktor soll er in Zukunft mit unterschiedlichen Werkzeugen, die an ihn angebaut werden können, zum Beispiel den Boden bearbeiten oder das Laub im Weinberg schneiden: "Man erstellt eine Karte und gibt den Bereich des Weinbergs vor, in dem der Roboter sich bewegen soll. In dieser Zone arbeitet er dann alleine, also autonom."

Allerdings sei immer ein Mensch nötig, der den Roboter überwacht, so Claron. Bislang kann "Bakus" die Weinstöcke, vor allem den Bereich unter den Reben, von Unkraut freihalten. Weitere Funktionen sollen demnächst folgen.

Pfälzer Winzer sind neugierig - aber skeptisch

Während sich Roboter Bakus durch die Rebzeilen arbeitet, wird er von ein paar Winzern aus der Pfalz beobachtet. Ob sich die 200.000 Euro teure Anschaffung lohnt? Jetzt noch nicht, sagt Gerd Pfaffmann, Winzer im südpfälzischen Impflingen und einer der rund 20 Winzer aus der Pfalz, die am Dienstag gekommen sind, um den selbstfahrenden Weinbergs-Trecker zu begutachten.

Pfaffmann ist von der Arbeitsleistung des Roboters überzeugt, gerade weil er keinen Diesel braucht. Strom käme bei den meisten Winzern sowieso vom eigenen Dach mit Photovoltaik-Anlage - aber Pfaffmann sieht rechtliche Probleme: "Sobald das Gerät in den öffentlichen Verkehrsraum eindringt, muss ja eine Person dabei sein, die das bewacht. Dann kann auch genauso gut einer auf dem Trecker sitzen und selbst fahren."

Aber wenn die Roboter irgendwann auch alleine fahren dürfen, wären sie ein echter Ersatz für den Menschen, so der Winzer.

Wissenschaftler am Weincampus: Rechtliche und technische Hürden

Das bekräftigt auch Leonard Pfahl, Forscher am Institut für Weinbau am Weincampus Neustadt: Noch können Roboter wie "Bakus" die Trecker im Weinbau nicht vollständig ersetzen, so der Experte, weil es noch rechtliche und technische Hürden gebe, die es noch zu überwinden gilt.

Leonard Pfahl vom Institut für Weinbau am Weincampus Neustadt
Leonard Pfahl vom Institut für Weinbau am Weincampus in Neustadt

Beispielsweise reiche die Kraft der Akkus noch nicht für eine intensivere Bodenbearbeitung. Und seien Arbeiten wie Laubschneiden schlichtweg noch zu gefährlich: Denn dabei würden die Roboter mit freilaufenden Messern hantieren und bei einem Unfall haften laut Pfahl nach derzeitiger Rechtslage die Hersteller.

Experte aus Neustadt: "Autonom arbeitende Roboter sind Zukunft des Weinbaus"

Aber die Zukunft im Weinbau gehe klar in Richtung solcher selbstfahrender Geräte. Bald sollen diese unter anderem Pflanzenschutzmittel spritzen können. Das habe klare Vorteile, sagt Pfahl: Der Roboter könne problemlos auch nachts eingesetzt werden und erziele dann mit weniger Spritzmitteln ein deutlich besseres Ergebnis, weil die Mittel nicht wie tagsüber durch die Sonneneinstrahlung teilweise wieder verdunsten.

Roboter lohnen sich vor allem für Großbetriebe

Erstmal lohne sich der Weinbau-Roboter nur für große Betriebe mit großen zusammenhängenden Flächen, so der Wissenschaftler. Denn so ein Gerät müsse quasi ununterbrochen im Einsatz sein, damit es sich bezahlt mache. Dafür könnten sich auch mehrere Winzer zusammentun und den Roboter gemeinsam kaufen und nutzen.

Gerd Pfaffmann, der Winzer aus dem südpfälzischen Impfinglingen sieht das genauso. Er kenne aber zwei Kollegen - einen in Rheinhessen, einen in der Pfalz - die planen, "Bakus" anzuschaffen. Nach Angaben der Produzenten wurden bislang rund 160 Stück von dem Weinbau-Roboter nach Italien, Ungarn, Frankreich und in die USA verkauft.

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SWR