Die Plakate des stadtbekannten Landauers sind unverkennbar: schwarze Schrift auf weißem Grund, Hetze und Beleidigungen, und der Verweis auf eine dubiose Internetseite. Weil er sie seit Jahren bei Nacht und Nebel in Landau auf Straßenschilder, Informationstafeln und Litfaßsäulen klebt, ist er erst im Juli wieder verurteilt worden; dieses Mal zu einem Jahr und zehn Monaten Haft. Und doch klebt nun wieder einer dieser Zettel mitten in der Landauer Fußgängerzone auf einem Plakat der Ehrenamtskampagne. Die hat die Stadt aber erst im September anbringen lassen. Der Verdacht liegt also nahe, dass der Plakatekleber weiterklebt, während er auf seine Haft wartet.
Das Amtsgericht Landau bestätigt auf SWR-Anfrage, dass der Mann nach wie vor auf freiem Fuß ist. Es ist demnach auch vorerst nicht damit zu rechnen, dass er seine Haft antritt. Gegen das Urteil vom Juli ist nämlich Berufung eingelegt worden. Heißt: Das Landgericht ist am Zug und wird sich mit der Sache befassen müssen.
Die Polizei Landau hat die Ermittlungen aufgenommen
Die Polizei hat erst durch die SWR-Anfrage davon erfahren. Eine Streife hat sich vor Ort umgesehen und gleich mehrere Plakate entdeckt. Dass sie vom berüchtigten Plakatekleber stammen, könne man so schnell noch nicht bestätigen, so ein Sprecher: Aber die Parallelen seien offensichtlich. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet.
Darum geht es bei der Ehrenamtskamapagne
Für die bundesweite Woche des bürgerschaftlichen Engagements hatte die Stadt Landau eine Plakataktion auf die Beine gestellt: 20 Ehrenamtliche weisen mit ihren Gesichtern auf das ehrenamtliche Engagement in Landau hin. Jedes Plakat besteht aus einem Foto der oder des Ehrenamtlichen und einem Zitat, warum sie oder er sich engagiert; vom Feuerwehrmann bis zur Trainerin im Sportverein. Die offen ausgesprochene Hoffnung der Stadt ist, dass möglichst viele es ihnen nachtun und sich selbst engagieren. Die Plakate hängen im ganzen Stadtgebiet.
Das ist der Landauer Plakatekleber
Der stadtbekannte Mann hatte vor mehr als zehn Jahren damit begonnen, öffentliche Gebäude zu besprühen und zu bekleben. Erstmals wurde ihm deshalb 2012 der Prozess gemacht. Damals urteilten die Landauer Richter, er sei schuldunfähig und ordneten an, dass er in eine psychiatrische Klinik muss. Der Plakatekleber wurde aber immer wieder aktiv, sobald er auf freien Fuß kam. Deshalb veranlasste das Gericht auch mehrfach seine Unterbringung, bis das Oberlandesgericht Zweibrücken entschied, wegen einer Gesetzesänderung könne der Mann nicht mehr in der Psychiatrie untergebracht werden.
Sollte er auch hinter den neuesten Plakaten stecken, würde das ins Muster passen: Der letzte Prozess gegen ihn hätte ursprünglich schon im Januar geführt werden sollen, wurde dann aber verschoben. Das Gericht sagte dem SWR damals, dass die Gründe für die Verschiebung beim Angeklagten zu suchen seien. Einige Wochen nach der Verschiebung tauchten dann wieder Plakate im Stadtgebiet auf - während er auf seine Verhandlung wartete.