Deutlich mehr als die Hälfte aller Geflüchteten leidet unter dem, was sie erlebt haben und ihnen passiert ist, auch auf der Flucht. Das sagt Helmut Guggemos. Er ist Referent für Migration und Integration beim Diakonischen Werk Pfalz. Damit diesen Menschen im Psychosozialen Zentrum für Geflüchtete Pfalz (PSZ) in Ludwigshafen möglichst bald geholfen werden kann und die Wartezeiten für Ratsuchende nicht noch länger werden, kämpft er mit seinem Team jedes Jahr aufs Neue um Zuschüsse. Für 2025 droht eine Kürzung der Bundeszuschüsse. Das hätte aus seiner Sicht schlimme Folgen.
Im Bereich "Soziale Arbeit" müsste im Psychosozialen Zentrum eine Dreiviertel-Stelle gekürzt werden. Die Wartezeit für eine Beratung, die jetzt schon zwei bis drei Monate beträgt, würde sich nochmal verlängern. Genauso die Warteliste, auf der aktuell 20 Personen stehen. Helmut Guggemos befürchtet, dass die Geflüchteten dann auch dem Gesundheitssystem länger finanziell auf der Tasche liegen, als wenn sie zeitnah beraten werden können.
Zahl der Beratungsgespräche steigt
Im ersten Halbjahr 2024 hat das Psychosoziale Zentrum Pfalz schon mehr als 420 Geflüchtete beraten. Das sind fast so viele wie im gesamten vergangenen Jahr. Dabei geht es auch darum, die Menschen bei ihren Asylverfahren zu unterstützen. Zum Beispiel bei Behördengängen zu helfen. Viele müssen aber auch dringend das psychisch bewältigen, was sie in ihrer Heimat und auf der Flucht gesehen und erlebt haben. Da kommt dann die psychosoziale Beratung ins Spiel. In der Einrichtung in Ludwigshafen gibt es dafür neben einem Gruppenraum auch Therapiezimmer speziell für Kinder und Jugendliche. Psychologen helfen dort traumatisierten Geflüchteten.
Alleinerziehende Mutter war selbstmordgefährdet
Eine von den traumatisierten Geflüchteten ist die Mutter von zwei Jungs, drei und neun Jahre alt. Die Frau stammt aus Togo. Im Alter von zehn Jahren hat sie ihre Eltern verloren. Schon damals hat sie viel Gewalt erleben müssen. Das habe sich fortgesetzt, als sie ihren Mann kennenlernte und mit ihm nach Mauritius ging. Vor gut zwei Jahren hat sie es nicht mehr ausgehalten und ist mit ihren Kindern nach Deutschland geflüchtet. Sie kam schwer traumatisiert ins Psychosoziale Zentrum nach Ludwigshafen.
Heute geht es der Frau dank der psychologischen Betreuung besser. Damals wollte sie nicht mehr weiterleben, galt als selbstmordgefährdet. Die Diakonie habe ihr neue Hoffnung gegeben. Unter Tränen sagt sie, dass sie jetzt weiß, dass ihr Leben wichtig ist. Die Mutter plant, zukünftig in der Altenpflege zu arbeiten oder eine Ausbildung zur Erzieherin zu machen.