Angespannt, aber konstruktiv war die Stimmung an diesem Abend im Heinrich-Pesch-Haus. Etwa 100 Anwohner der Bayreuther Straße und der Wollstraße waren zur Infoveranstaltung über die geplanten Flüchtlingsunterkünfte gekommen. Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) betonte gleich zu Beginn: "Wir haben nach Alternativen gesucht, sind bis jetzt aber noch nicht fündig geworden."
Platz für 650 Geflüchtete
Zu anderen Standorten stehen noch Gutachten aus. In der Bayreuther Straße sollen Container für bis zu 425 Geflüchtete aufgestellt werden, die Unterkunft in der Wollstraße soll um 225 Plätze erweitert werden.
Gerade die Möglichkeit Fragen zu stellen, nutzten viele der Anwohner aus der Weststadt oder aus den Wohnungen für Obdachlose in der Bayreuther Straße. Dabei kam auch viel Kritik. Vor allem um den sozialen Frieden, um Ruhestörungen in der Nacht ging es. Und darum, wie sinnvoll es ist, den Brennpunkt Bayreuther Straße weiter zu belasten.
Stadt sieht moralische Verpflichtung in Bezug auf Flüchtlinge
Die Stadtspitze nimmt die Menschen ernst, versucht auf sie einzugehen. "Ich wohne hier, ich kenne die Situation. Ich bin nicht glücklich, aber wir sind als Stadt in einer Notlage", betont Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos), die selber in Ludwigshafen West lebt.
Die Stadt ist verpflichtet, die Geflüchteten unterzubringen und das Provisorium in der Walzmühle muss im Sommer wieder geschlossen werden. "Diese Welt spielt gerade verrückt, so viele Menschen sind auf der Flucht", sagt Steinruck weiter. In Ludwigshafen sei man auch moralisch verpflichtet, die Menschen aus Kriegsgebieten aufzunehmen.
Angst vor Unruhen
Eine Argumentation, die nicht bei allen gut ankommt. Zu groß sind Befürchtungen und Sorgen der Menschen vor Ort. Zwischen den Blocks der Bayreuther Straße und der geplanten Flüchtlingsunterkunft liegen ein Hort und eine Kita. Ein Sozialarbeiter von vor Ort sorgt sich um den Schutz, bekommt dafür Applaus. Die psychischen Belastungen in beiden Gruppen seien groß, interne Aggressionen an der Tagesordnung.
Das Konfliktpotential sei der Stadtverwaltung bewusst. Es soll auf allen Seiten eine breite sozialpädagogische Begleitung geben. Für Beate Steeg ist dabei klar: "Ich verstehe, fremde Menschen lösen Ängste aus. Aber es geht nicht per sé eine Gefahr von den Menschen aus." Und Polizei und kommunaler Vollzugsdienst seien ja auch noch für die Menschen da.
Containerdorf an der Bayreuther Straße soll Provisorium für drei Jahre sein
Im Saal ist es zwischendurch immer wieder unruhig. Man merkt, das Thema bewegt die Menschen. Auch wenn das Containerdorf an der Bayreuther Straße nur ein Provisorium sein soll. Die Stadt verspricht, dass es auf jeden Fall maximal drei Jahre dort stehen wird, und dass der Stadt dadurch keine Kosten entstehen werden - die tragen Bund und Land.