Matthias Emanuel entschied sich erst spät dazu, Priester zu werden. Erst hat der 34-jährige Lebensmittelchemie studiert und in dem Fach promoviert. Dennoch war der Beruf des Priesters immer mal wieder Thema. Die Entscheidung fällte er aber erst bei einer Messe der Katholischen Hochschulgemeinde in Erfurt. Er merkte: "Priester zu sein, könnte mir auch Freude machen." Mit einem Pfarrer, der ihn schon lange geistig begleitete, beriet er sich darüber. Und probierte es einfach mal aus.
Den Wunsch Priester zu werden, gibt es bei jungen Männern immer weniger. Matthias Emanuel ist jetzt der einzige, der in diesem Jahr den letzten Abschnitt der Ausbildung zum Priester im Bistum Speyer begonnen hat.
Bamberg, Eichstätt, Boston, München und jetzt Speyer und Herxheim waren seine Stationen. Bei seiner Ausbildung kam der Homburger viel herum. Der letzte Teil ist jetzt der praktische Teil der Ausbildung. Bei all den Ausbildungsschritten bleibt der Kern für ihn das priesterliche Leben: "Das Wichtigste tatsächlich ist für mich die Nähe zu Jesus. Dass ich das Privileg auch hab, wirklich eine lange Zeit am Tag mich mit ihm beschäftigen zu dürfen. Und das dann auch sozusagen mit den anderen Menschen teilen zu können."
Die Zahl der Priester sinkt stetig
Dieses Leben wählen immer weniger junge Menschen. Waren es im Bistum Speyer in den 1990er Jahren noch 33 Weihen innerhalb von fünf Jahren, wurden in den vergangenen fünf Jahren nur noch drei Männer zu Priestern geweiht. Markus Magin ist Generalvikar in Speyer, also der direkte Vertreter des Bischofs. Davor hat er 14 Jahre lang das Priesterseminar geleitet: "Vor diesem Hintergrund stimmt es mich traurig, dass die Zahl derer, die einen solchen Beruf anstreben, immer geringer wird."
In zwölf Jahren 2.000 Priester weniger
Auch deutschlandweit ist ein solcher Trend zu sehen. Priester gehen in Rente, es kommt immer weniger Nachwuchs. Waren 2010 noch knapp 8.000 Priester in den Bistümern tätig, sind es 2022 noch knapp 6.000, so die Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz.
Und das führt zu immer mehr Verantwortung, die Pfarreien werden immer größer. Dessen ist sich Matthias Emanuel bewusst: "Dadurch, dass diese pfarrlichen Einheiten wachsen, wächst natürlich auch diese bürokratische Last. Da ist die Sorge, dass man viel Zeit am Schreibtisch verbringen muss und sich um Geschäfte kümmern muss, die vielleicht nicht das Kernanliegen des Pfarrers sind."
An diesen Priestermangel müsse man sich gewöhnen, meint Generalvikar Markus Magin. Priester sagen ihm oft mit Verweis auf die Verwaltungsaufgaben: "Dafür bin ich nicht angetreten und zweitens bin ich dafür nicht ausgebildet." Priester müssten von solchen Aufgaben entlastet werden, ist er sich sicher. Ein Vorschlag sind zum Beispiel weltliche Geschäftsführer, die unter anderem Personal und Immobilien verwalten könnten. Dann könnte sich der Priester wieder auf die Seelsorge, die Feier von Gottesdiensten oder auf die Taufen konzentrieren.
Trotzdem wünscht Markus Magin sich natürlich mehr Menschen, die wieder Priester werden wollen.
Kein Speyerer Sonderweg
Einige sehen es als Lösung, das Pflichtzölibat, also das ehefreie Leben, abzuschaffen oder Frauen zu weihen. Dem erteilt Magin zum jetzigen Zeitpunkt eine Absage. Er sei gegen einen Sonderweg des Bistums Speyer oder der deutschen Kirche: "Wir haben schon zu viele Spaltungen in der Christenheit. Ich meine, wir dürfen es uns um der Botschaft Christi willen nicht leisten, weitere Gruppierungen und Abspaltungen und Ähnliches zu produzieren." Doch sieht er gerade die deutsche Kirche auf einem guten Weg und auch in der Weltkirche werde das Thema diskutiert.
Solche Maßnahmen könnten ohnehin nur bedingt helfen. Für Markus Magin spiegelt der derzeitige Priestermangel eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung wieder. Weniger Gläubige heiße auch weniger Priester. Er hofft, dass sich die Menschen wieder mit einem Leben im Glauben auseinandersetzen.
Matthias Emanuel gibt als angehender Priester auch die Hoffnung nicht auf. Gerade im Seminar erlebe er immer wieder Menschen, die vom Priester sein überzeugt sind: "Und deswegen, glaube ich, ist auch da ein Hoffnungsschimmer, ja, weil die Leute, die heute da sind, gute Leute sind. Und ich denke, dass auch wieder bessere Zeiten kommen."