Die Hochhäuser in Ludwigshafen-Oggersheim mit mehr als 200 Wohnungen müssen weg. Sie sehen nicht nur von außen vollkommen marode aus. Die Fassaden sind hässlich mit ihren teilweise zerbrochenen Asbestzementplatten. Von den Balkonen bröckelt die rötlichbraune Farbe. In den Wohnungen könnte es für die Mieter richtig gefährlich werden, falls einmal ein größeres Feuer ausbricht. GAG-Bauingenieur Klaus Schäffner sagte, in den Plattenbauten seien vor allem die Leitungsschächte eine Gefahr. Über diese Schächte könnten im Brandfall giftige Rauchgase in die Wohnungen gelangen.
Brandgefahr an Hausfassade aber gering
Bei der Brandkatastrophe in London 2017 hatte das Dämmmaterial an den Fassaden ein Flammeninferno ausgelöst. Mehr als 70 Menschen starben. Bei der Plattenbausiedlung in der Stefan-Zweig-Straße wäre dies nicht möglich, erklärt der Bauingenieur. Die Hauswände seien mit Mineralwolle gedämmt. Dieses Material gilt laut DIN-Norm als nicht brennbar.
Die Plattenbausiedlung soll plattgemacht werden
Vor zwei Jahren hatte das kommunale Wohnungsbauunternehmen GAG gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck die großen Pläne für den Quartierumbau bekannt gegeben. Jetzt ab 2024 sollte eigentlich auf der Fläche eines Parkdecks ein neues Wohnhaus gebaut werden und die ersten Mieter dorthin umziehen. Anschließend würden alle fünf Hochhäuser abgerissen und durch niedrigere Neubauten ersetzt. Der angedachte Zeitrahmen lag bei 18 Jahren, die geschätzten Projektkosten bei bis zu 90 Millionen Euro.
Statt Optimismus nun Ernüchterung in der Projektplanung
Jetzt ist der Baubeginn für das erste Wohnhaus noch völlig offen, die Parkgarage wird noch nicht abgerissen. Laut GAG ist die Planung des Quartiers schwieriger als gedacht. Das Bebauungsplanverfahren werde noch bis Ende 2026 dauern. Gleichzeitig werde das Wohnungsbauunternehmen auch anderswo in Ludwigshafen nach Baugrundstücken suchen, um neuen Wohnraum für die Mieter zu schaffen. Bewohnerinnen und Bewohner der Plattenbausiedlung könnten wahrscheinlich erst in drei bis vier Jahren in den ersten Neubau umziehen. Für mehr Brandschutz hat GAG nach eigenen Angaben in den Plattenbauten Brandmeldeanlagen auch in Fluren und Treppenhäusern installiert.
Die Plattenbauten sind beliebt bei vielen Mietern
Viele Mieter in der Stefan-Zweig-Straße haben Angst vor der Brandgefahr. Das sei ein großes Thema in der Nachbarschaft, gerade nachdem Mitte Februar direkt gegenüber ein Hochhaus gebrannt hat. "Ich suche schon nach Wohnungen", sagt eine angesprochene Mieterin. "Das ist alles ein bisschen viel gerade für mich. Aber ich will auf jeden Fall hier raus. Am besten von heute auf morgen." Aber eine neue, bezahlbare Wohnung zu finden sei nicht so leicht.
Aber nicht alle wollen schnell raus aus den Plattenbauten. Mehrere Bewohner sagten dem SWR, sie würden gerne hier leben. Einer der Mieter sagte beispielsweise, viele seiner Familienangehörigen würden im selben Block leben. Man besuche sich gegenseitig, bringe auch mal Essen mit. Das Zusammenleben mit der Nachbarschaft sei sehr schön. Auch eine andere Mieterin, die schon 50 Jahre im Hochhaus lebt, möchte jetzt im Alter nicht mehr so gerne umziehen.
Noch ein Problem: Asbest
Kostensteigerungen erwartet die Wohnungsbaugesellschaft vor allem wegen höherer Entsorgungskosten. In der Plattenbausiedlung sind wahrscheinlich viele Problemstoffe verbaut, zum Beispiel Asbest in den Hochhaus-Fassaden. Durch eine neue Verordnung werde der Umgang mit Schadstoffen nun teurer und aufwändiger. Die Kosten für Abriss und Entsorgung der Hochhäuser könnten momentan noch gar nicht seriös beziffert werden, sagte GAG-Bauingenieur Klaus Schäffner.