Wie war die Lese?
"Schwierig!" lautet die Antwort von Weinbaupräsident Reinhold Hörner. Vor allem, als es im Spätsommer noch einmal richtig Regen aber auch richtig warme Temperaturen gegeben hat: "Viele Beeren sind aufgeplatzt und wenn es dann draußen 30 Grad hat, kommen die Hornissen, die Essigfliegen und die Wespen". Für die Winzer und ihre Helfer bedeutete das laut Hörner ein Rennen gegen die Zeit und die Fäulnis. Mit der einen oder anderen Wochenendschicht habe es aber noch rechtzeitig geklappt.
Dennoch steht am Ende der Ernte auch ein Stück weit die Erschöpfung: "So eine schwere Lese hatten wir seit 15 Jahren nicht mehr. Aber mit dem, was wir jetzt im Keller haben, sind wir sehr zufrieden". Was die Erntemenge angeht, müsse man aber Abstriche machen: Die aktuelle Schätzung lautet 225 Millionen Liter. Hört sich viel an, ist aber etwas weniger als im Vorjahr.
Wie schmeckt der Wein?
Boris Kranz ist Vorsitzender der Pfalzwein. Der Verein wirbt im In- und Ausland für die Pfalz. Kranz ist aber auch selbst Winzer und ziemlich begeistert, wenn man ihn auf den neuen Jahrgang anspricht: "Alles sehr jugendlich und frisch, was man gerade probiert, die Säure ist noch etwas zurückgegangen und wir haben in diesem Jahr eine schöne Fruchtausprägung".
Die Pfälzische Weinkönigin Charlotte Weihl hatte bislang noch keine Gelegenheit, den 2023er zu probieren, aber: "Ich habe die Gärkontrolle machen dürfen, und kann schon jetzt sagen: Schön ausgeprägte Furchtkomponenenten, eine angeneme Säurestruktur, nicht zu rassig, fügt sich gut in den Wein ein."
Ob man sich diesem Urteil, das naturgemäß von allen auf der Pressekonferenz in Rhodt unter Rietburg (Kreis Südliche Weinstraße) geteilt wurde, anschließt, lässt sich natürlich nur auf eine Art und Weise herausfinden: probieren!
Was wird der Wein kosten?
Boris Kranz glaubt, dass die Preise im kommenden Jahr stabil bleiben, allenfalls moderat ansteigen. " In den Jahren 2022/2023 hatten die Betriebe massive Kostensteigerungen, im Lohnbereich, was die Instandhaltung der Außengelände angeht und die Preise für die Flaschen." Die Phase der massiven Preisanstiege ist seiner Meinung nach aber vorbei.
Wer ist der große Gewinner des Jahrgangs?
Der Riesling – sagt zumindest Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum ländlicher Raum Rheinpfalz in Neustadt. "Die Beeren sind richtig schön ausgereift, waren etwas später dran und haben von der Aufplatz-Problematik kaum was mitbekommen". Er könne also jedem Kunden nur empfehlen, nach dem Riesling 2023 Ausschau zu halten, aber eher im Frühjahr: "Es ist ja kein Wettrennen, und nicht der Erste ist auch der Beste. Ich würde im März/April mal in die Regale schauen."