Die Stadtratsfraktion Freie Linke hatte den Antrag gestellt, den sogenannten Sarotti-Mohr auf dem Bunker im Stadtzentrum von Ludwigshafen übermalen zu lassen. Die Darstellung sei "abstoßend und politisch extrem unkorrekt". Doch im Ortsbeirat fand sich am Donnerstagabend dafür keine Mehrheit.
Lediglich ein weiteres Ortsbeiratsmitglied hatte sich dem Antrag der Freien Linken angeschlossen und sich für das Übermalen des ehemaligen Sarotti-Logos ausgesprochen. Alle anderen Fraktionen waren dagegen, das Wandgemälde zu überpinseln.
Ludwigshafen: Grüne wollten Infotafel - CDU war für Status quo
Die Grünen hatten vorgeschlagen, eine Informationstafel an den Bunker anzubringen und so Betrachter dazu anzuregen, über das Bild zu diskutieren. Diesem Vorschlag folgten auch andere Lokalpolitiker.
Mitglieder der CDU-Fraktion fanden die ganze Diskussion aber an den Haaren herbeigezogen und meinten, solche Forderungen trieben die Wähler geradezu in die Arme rechtsextremer Parteien. In dieser Legislaturperiode wird jetzt erstmal nichts mehr passieren. Denn der Initiator des Antrags zieht sich aus Altersgründen aus der Politik zurück.
Die ehemalige Werbefigur des Schokoladenherstellers Sarotti ist Teil eines Schaufenstermotivs auf dem Bunker, das eine Art Konditorei darstellt. Es sei problematisch, dass hier ein Sklave dargestellt wird, "der schön brav grinsend andere bedient", schreibt die Fraktion in ihrem Antrag.
Die Abstimmung ist bereits beendet.
Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.
Kritik: "Sarotti-Mohr" verkörpert Rassismus aus der Kolonialzeit
Sowohl der Begriff "Mohr" als auch die Figur selbst verkörperten den Rassismus des 19. Jahrhunderts und stünden im Zusammenhang mit den grausamen Verbrechen der Eroberer in Afrika und Übersee, kritisiert die Freie Linke. Selbst wenn solche Darstellungen einst als Verniedlichung gut gemeint waren, "sind sie heute abstoßend und politisch extrem unkorrekt".
"Mohr" im Multi-Kulti-Viertel geht gar nicht
Die Bunker-Karikatur müsse auf einen dunkelhäutigen Menschen respektlos und rassistisch wirken. Das gelte besonders für den Ludwigshafener Hemshof als einem "Musterviertel", in dem viele Kulturen leben, gibt die Fraktion in ihrem Antrag zu bedenken.
Der wuchtige Weltkriegsbunker aus Beton in der Rohrlachstraße gehört der Stadt Ludwigshafen. Er stammt aus den frühen 1940er Jahren und wurde von freiwilligen Helfern bemalt, um die Fassade bunter zu gestalten. 1979 wurde die bemalte Fassade festlich eingeweiht.
Zehn Betriebe der Maler-Innung haben den Bunker damals in Eigenarbeit bemalt. Die Gemälde zeigen Motive aus dem historischen Wohnviertel Hemshof, also der Ludwigshafener Altstadt, wie historische Fassaden und alte Geschäfte.
"Sarotti-Mohr": Zur Geschichte
Der mit einem Turban bekleidete "Sarotti-Mohr" war noch bis Ende des 20. Jahrhunderts das Werbelogo der 1852 gegründeten Schokoladenfirma Sarotti. In den 1980er Jahren gab es noch eine "Retro-Ausgabe" mit dem Motiv. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hatte das Unternehmen die Figur dann gegen den Sarotti-Magier ausgetauscht, der im Äußeren an das alte Werbelogo anknüpft.
Die Stadtverwaltung wollte ausdrücklich, dass der für den Hemshof zuständige Ortsbeirat über den Antrag entscheidet.