Diskussionen nach tödlichem Unfall

Trotz Kritik an Sicherheit: 14.000 Besucher kommen zu Sandbahnrennen in Herxheim

Stand
Autor/in
Jürgen Herbert
Pascal Lasserre
SWR-Autor Pascal Lasserre

In Herxheim (Kreis Südliche Weinstraße) hat an Christi Himmelfahrt wieder das Sandbahnrennen stattgefunden. Nachdem im vergangenen Jahr ein Beifahrer starb, ging dieses Mal alles gut. Kritik gibt es trotzdem.

An Christi Himmelfahrt blickte die Motorradsport-Szene in Deutschland in die Südpfalz - dort fanden am Donnerstag wieder Speedway-Rennen statt. Im Waldstadion in Herxheim wurde traditionell die sogenannte Langbahn-Saison eröffnet, das sind 1.000 Meter, die zu fahren sind. Beim ersten Lauf zur Langbahn-Weltmeisterschaft waren 15 Fahrer aus sieben Ländern am Start.

Die gute Nachricht: Vor mehr als 14.000 Zuschauern - das sind ein paar Tausend mehr als im vergangenen Jahr - läuft alles glatt.

Diskussionen nach tödlichen Unfällen bei Sandbahnrennen in Herxheim

Das war vor gut einem halben Jahr anders: Auf der Rennstrecke in Herxheim gab es einen tödlichen Unfall. Damals war ein Motorradgespann mit Vollgas außer Kontrolle geraten, hatte eine Holzwand durchbrochen und war gegen den Betonpfeiler eines Zauns gerast.

Der Fahrer konnte noch rechtzeitig von der Maschine abspringen und wurde nur leicht verletzt. Sein 41-jähriger Beifahrer im Seitenwagen prallte gegen den Betonpfeiler und kam ums Leben. Dies ist bereits der zweite tödliche Unfall auf der Sandbahn in Herxheim. Seither wird über die Sicherheit der Rennen beim Veranstalter MSV-Herxheim kritisch diskutiert.

Experte zu Sandbahnrennen in Herxheim: "Am besten zumachen!"

Einer der Kritiker ist der erfahrene Mannheimer Speedway-Experte und -Trainer Christian Endrich. Der 60-Jährige befürchtet, dass weder Fahrer noch Zuschauer in Herxheim zurzeit wirklich sicher sind. Der veraltete Holzzaun biete keinen ausreichenden Schutz, findet Endrich, die Betonpfeiler dahinter seinen lebensgefährlich für die Fahrer. Sein dringender Rat: "Am besten zumachen! Kein Rennen, kein Training!" Zurzeit sei es einfach zu gefährlich.

Luftkissen-Zaun für mehr Sicherheit beim Sandbahnrennen

Der Speedway-Experte fordert deshalb in Herxheim einen speziellen Luftkissen-Zaun, den sogenannten Airfence. Dieser wird wie eine Bande am Außenrand der Strecke aufgestellt und soll Stürze von Fahrern abfedern.

Endrich war früher selbst zehn Jahre lang professioneller Speedway-Fahrer in Polen. Dort habe der Motorsport einen höheren Stellenwert als in Deutschland, sagt er. Die Fahrer würden besser bezahlt und vor allem die Sicherheitsregeln seien strenger. Luftkissen-Schutz-Zäune gehörten in Polen längst zum Standard.

In Großbritannien krachen ein Motorrad und ein Fahrer in einen Luftkissen-Zaun (links im Bild)
Luftkissen-Zaun im Einsatz: In Großbritannien krachen Motorrad und Fahrer in einen "Airfence" (links im Bild)

Experte: MSV Herxheim soll sich Luftkissen-Zäune aus Polen besorgen

In Polen müssen diese Luftkissen-Zäune alle drei Jahre ausgetauscht werden, berichtet Endich - obwohl sie dann immer noch voll funktionsfähig seien. Die Entsorgung nach nur drei Jahren sei so teuer, dass sie oft nicht weggeschmissen würden. Stattdessen würden sie unter anderem an Speedway-Vereine nach Deutschland verschenkt. Endrich sagt, er frage sich, warum sich nicht auch der MSV Herxheim Luftkissen-Zäune aus Polen besorgt, um die Sicherheit von Fahrern und Publikum zu verbessern.

Michael Endrich war selbst 10 Jahre professioneller Speedway-Fahrer
Michael Endrich war selbst 10 Jahre professioneller Speedway-Fahrer

"Wir werden in Herxheim keine Deutsche Meisterschaft mehr ausrichten"

Der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) hat Konsequenzen aus dem tödlichen Unfall gezogen. "Wir werden in Herxheim keine Deutsche Meisterschaft mehr ausrichten", sagte DMSB-Pressesprecher Michael Kramp auf SWR-Anfrage. Die Strecke in Herxheim sei aus Sicht des Verbandes damit für hochwertige Rennen ungeeignet.

Speedway-Experte Christian Endrich (links) in seiner Motorradwerkstatt
Speedway-Experte Christian Endrich (links) in seiner Motorradwerkstatt

Herxheimer Sandbahnrennen-Veranstalter weist Kritik zurück

Der MSV-Vorsitzende Marco Hammer betonte dagegen in einer Stellungnahme gegenüber dem SWR, dass Offizielle des DMSB und des Weltverbandes FIM die Strecke nochmal vor dem aktuellen Rennen überprüft haben. Ohne Beanstandung. Die Rennstrecke sei von den Motorsport-Verbänden abgenommen und lizensiert.

Außerdem sei die Sicherheitszone rund um die Rennstrecke mit 14 Metern größer als die vorgeschriebenen 10 Meter. Und: Ein Airfence, wie von Endrich gefordert, sei nicht vorgeschrieben.

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