Für Claudia Schmid wäre die Schließung des integrativen Kindergartens eine Katastrophe. Ihr Sohn ist viereinhalb Jahre alt, leidet an einer Entwicklungsverzögerung aufgrund eines Gen-Defektes. Seine Muskeln sind schwach, geistig ist der Junge eingeschränkt. Für seine Mutter war es eine riesige Chance, dass es in Waldsee (Rhein-Pfalz-Kreis) eine Kita mit zehn Plätzen für Kinder mit Behinderung und 20 weiteren Plätzen für Kinder ohne Einschränkungen gibt. Doch die Zukunft der Kita mit integrativen Konzept ist ungewiss.
Land und Kommune müssen sich einigen
Hintergrund ist das Auslaufen der pauschalen Finanzierungen für integrative Kindertagesstätten. Auf Bundesebene gab es eine Gesetzesänderung, die das Land Rheinland-Pfalz jetzt umsetzen will. Die Gesetzesänderung sieht vor, dass es keine pauschale Finanzierung mehr geben soll. Für jedes Kind soll im Einzelfall entschieden werden, wie viel Betreuungsbedarf es hat und wie viel Personal für das Kind benötigt wird. Damit können zum Beispiel nur noch befristete Verträge für Erzieherinnen und Erzieher ausgestellt werden. Ob mit dieser Neuregelung der Kindergarten Regenbogen sein integratives Konzept weiter verfolgen kann, ist aus der Sicht des Kindergartens fraglich.
Kommune und Träger verhandeln
Jetzt sitzen die Kommune und die evangelische Kirchengemeinde am Verhandlungstisch und suchen nach einer Lösung, die auch noch nach Ende des Jahres gültig ist. Die Verhandlungen am Freitagmorgen sind von Protesten der Eltern, der Erzieherinnen und Erzieher sowie der Kinder begleitet worden. Mit bunten Schildern und Trillerpfeifen haben diese auf ihr Problem aufmerksam gemacht. Ramona Eichert ist Elternvertreterin und sagt am Rand der Demo: "Finger weg von dem ganzen integrativen Arbeiten. weil das ist genauso , wie es gut für unsere Kinder ist!"
Kirchengemeinde versucht die Eltern zu unterstützen
Der Träger, die evangelische Kirchengemeinde Waldsee-Otterstadt steht hinter den Eltern. Die Verantwortlichen versuchen, eine Lösung zu finden, damit das 30 Jahre alte Konzept weiter bestehen kann. Aber grade für einen kleinen Träger ist das schwierig sagt Pfarrer Andreas Buchholz. "Das tut mir vor allem auch für die Eltern leid, weil das haben sie nicht verdient. Und wir bräuchten dringend und schnell eine hinreichende Lösung für die Einrichtung."
Integrative Plätze sind rar
Claudia Schmid hat die große Befürchtung, dass ihr Sohn dann nicht betreut werden könnte. Die Wartelisten für integrative Kitas sind lang. "Wenn ich den Kita-Platz verliere, dann muss ich meinen Job kündigen", sagt sie. Denn sich um ein Kind mit Behinderung daheim zu kümmern, sei selbst mit einem Teilzeitjob nicht vereinbar. Ihr Mann arbeite in Vollzeit und sei auf diesen Verdienst als Hauptverdiender in der Familie angewiesen. Claudia Schmid: "Die Situation ist sehr belastend. Wenn ein Gehalt bei uns wegfallen würde, kommen dann auch Existenzängste dazu."