"Es ist kalt, das ist vielleicht ganz gut für eine heiße Debatte", sagt Heiner Moser, Vorsitzender der neuen Landauer Bürgerinitiative (BI) "Alte Südstadt". Rund 200 Menschen sind der Einladung der BI gefolgt, sich in der unbeheizten Marienkirche in Landau über die Umbaupläne der Stadt zu informieren. Damit will die Bürgerinitiative das nachholen, was die Stadtverwaltung ihrer Ansicht nach verpasst hat.
Bürgerinitiative in Landau kritisiert Wegfall zahlreicher Parkplätze
Die Stadt will in den nächsten Jahren mindestens zwei bisher noch nicht sanierte Straßen in der Landauer Südstadt umbauen, unter anderem mehr Platz schaffen für Radfahrer und Fußgänger und das Viertel auch an die Herausforderungen des Klimawandels anpassen.
Der aktuelle Streit entzündet sich am geplanten Umbau der Glacisstraße - daraus soll eine Fahrrad-und Einbahnstraße werden und vor allem: Dort soll etwa die Hälfte der bisher rund 130 Parkplätze wegfallen- also 65 Parkplätze. Die Stadt Landau will außerdem 40 Bäume pflanzen.
Die Bürgerinitiative "Alte Südstadt" will sich nicht so viele Parkplätze wegnehmen lassen. Bei der Veranstaltung am Donnerstag sagte Heiner Moser: "Das hier ist ein buntes Viertel. Es geht um leben und leben lassen. Wir wollen niemandem vorschreiben, wer wie viele Autos haben darf und was für ein Auto er braucht." An dieser Stelle klatschen einige Zuhörer in der Kirche. Auch für diesen Satz gab es Beifall: "Die Stadt will uns das Autofahren verbieten."
Bürgerinitiative fordert exakte Zahlen zum Parkplatzbedarf
Die Landauer Bürgerinitiative hat zwei Forderungen: die Stadt soll erst einmal den tatsächlichen Parkplatzbedarf der Anwohnenden ermitteln. Denn das, so der Vorwurf der BI, sei noch nie passiert. Außerdem fordern sie, Anwohnerparkplätze einzurichten.
Seit Oktober 2021 muss man für einen Stellplatz in dem Viertel 150 Euro im Jahr zahlen - kaufen aber können ihn auch Menschen, die nicht dort wohnen. Mehrere Anwohner melden sich an diesem Abend in der Kirche zu Wort und begrüßen die Forderungen der BI. Am Ende tragen sie sich etwa 100 Unterstützer auf einer Unterschriftenliste ein.
Wut auf die Verkehrswende der Stadtverwaltung Landau
Hinter dem Ärger einiger steckt auch Wut auf eine Verwaltung, die sich auf den Weg gemacht hat, die Verkehrswende in der Stadt umzusetzen. Das Ziel: weniger Autos, mehr Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer. Ein BI-Vertreter sagt: "Landau soll ja lebenswerter und klimafreundlicher werden, aber gleichzeitig merke ich, dass das eher politisch getrieben ist als wissenschaftlich fundiert."
Gespräch Mehr Freiheit mit weniger Autos – Katja Diehl kämpft für menschenzentrierte Mobilität
Katja Diehl ist Deutschlands bekannteste Anti-Auto-Aktivistin. Sie lädt ein zum Nachdenken über eigene Mobilitätsbedürfnisse und kämpft für ein Verkehrssystem, das Mensch und Klima in den Mittelpunkt stellt.
Ein Mann wirbt für die Verkehrswende in Landau
Die lauteste Gegenstimme ist an diesem Abend ein Bewohner des Viertels, der anmerkt: "Egal, wie der Umbau der Straßen konkret aussieht, Parkplätze werden wegfallen." Man müsse Kompromisse finden. Für ihn sei klar: die CO2-Emissionen im Straßenverkehr müssten runter, um den Planeten zu schützen.
Am Ende der Veranstaltung ruft ein BI-Vertreter den Zuhörenden zu: "Lasst euch nicht spalten. Lasst uns nicht Auto gegen Rad ausspielen. In Zukunft wird es nicht mehr so viele Autos wie heute geben." Als Antwort kommt aus einer Kirchenbank ein lautes "Doch".
BI ist nicht gegen Klimaschutz aber für Transparenz
"Wir sind nicht gegen einen klimafreundlicheren Umbau der Stadt, diesen Protest als allgemeine Klimaschutz-Kritik darzustellen, passt nicht", sagte BI-Vorsitzender Heiner Moser dem SWR vor der Veranstaltung. Vielmehr kritisiert die BI, dass die Landauer Stadtverwaltung die Menschen nicht in die konkreten Planungen mit einbezogen habe. Am Montagabend will die Stadt das nachholen. Unter dem Hashtag #südstadtfüralle kündigt die Verwaltung an, die Verkehrsprobleme im Viertel gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern anzugehen.
BI fordert mehr Werbung für Stadt-Veranstaltung
Doch schon die Art und Weise, wie die Verwaltung auf die städtische Veranstaltung aufmerksam macht, stößt der BI erneut auf: Obwohl im Internet und in den Sozialen Medien darauf hingewiesen würde, reichten die fünf Plakate, die man in der Südstadt verteilt habe, nicht aus, um die Anwohnerinnen und Anwohner ausreichend auf den Termin hinzuweisen, so der BI-Vorsitzende. Die Stadt hält dagegen: dass die Verwaltung tatsächlich zehn Plakate aufgehängt habe, zeige, wie wichtig man die Veranstaltung nehme.