Nach SWR-Informationen soll es ein Gespräch zwischen zwei Häftlingen in einem türkischen Gefängnis gegeben haben, in dem ein Mann dem anderen gestand, die Brandkatastrophe von Ludwigshafen verursacht zu haben.
Ludwigshafen: Werden Rätsel um Brandkatastrophe gelöst?
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wieder, nachdem sie von diesem Gespräch erfahren hat. Das hat der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber am Dienstag bestätigt. Es wurden auch schon Zeugen vorgeladen. Noch ist unklar, ob diese Ermittlungen die offenen Fragen zur Brandkatastrophe beantworten können. Das verhängnisvolle Feuer war im Februar 2008 am Tag des Faschingsumzugs der Städte Mannheim und Ludwigshafen ausgebrochen.
Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hatte die Ermittlungen zur Brandursache im Herbst 2008 offiziell eingestellt – mit dem Ergebnis: Ein Schwelbrand im Keller hat zu der Brandkatastrophe geführt. Die Ermittler vermuteten, dass das Feuer fahrlässig ausgelöst wurde, etwa durch eine brennende Zigarette.
Staatsanwaltschaft: keinen Schuldigen für Feuer gefunden
Eine 80-köpfige Sonderkommission war damals über 150 Hinweisen nachgegangen. Einen Schuldigen konnten die Ermittler jedoch nicht präsentieren. Allerdings schlossen sie einen rechtsextremen Anschlag mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Der damals Leitende Oberstaatsanwalt Lothar Liebig hatte zum ersten Jahrestag der Brandkatastrophe die Hoffnung geäußert, dass irgendwann neue Hinweise auftauchen. Das ist jetzt möglicherweise der Fall.
Ermittler unter großem Druck auch aus der Türkei
Die Ermittlungen zur Brandkatastrophe waren von Anfang an schwierig und standen unter einem enormen Druck. Der damalige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sprach sehr schnell davon, dass es keine Hinweise auf einen rechtsextremen Anschlag gebe. Türkische Medien zogen andererseits sofort den Vergleich zum Brandanschlag von Solingen.
Neun Menschen starben Brandkatastrophe in Ludwigshafen: SWR-Doku "Feuerkinder" in Mediathek
Vor 15 Jahren starben am Fastnachtssonntag neun Menschen bei einem verheerenden Brand in Ludwigshafen. Die SWR-Doku "Feuerkinder – Über Leben nach der Katastrophe" ist jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar.
Vier türkische Ermittler konnten die Arbeit ihrer deutschen Kollegen damals beobachten. Die Stimmung in Ludwigshafen war enorm aufgeheizt. Erst nach einem Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan beruhigte sich die Lage etwas. Aber das deutsch-türkische Zusammenleben war durch die Brandkatastrophe nachhaltig erschüttert. Die offene Frage, was da genau im Haus in der Ludwigshafener Jägerstraße passiert war, lässt bis heute Raum für Mutmaßungen und Spekulationen.
Hinweise nach SWR-Doku zur Brandkatastrophe
Die neuen Hinweise sind durch "Feuerkinder", die SWR-Dokumentation zur Brandkatastrophe ausgelöst worden. Ein Informant hatte die Sendung gesehen und sich beim SWR gemeldet. Er berichtete vom Gespräch der beiden Männer zur Brandkatastrophe in einem türkischen Gefängnis. Die Autorin und der Autor der SWR-Dokumentation informierten daraufhin die Staatsanwaltschaft.
Ermittlungen zum Brand werden nicht einfach
Die Hinweise aus der Türkei müssen jetzt von Polizei und Staatsanwaltschaft überprüft werden. Nach mehr als 15 Jahren nach der Brandkatastrophe wird es schwierig werden, verwertbare Zeugenaussagen zu bekommen. Die Ermittler müssen auch mit türkischen Behörden zusammenarbeiten - das wird dauern und es wird kompliziert. Es ist völlig offen, ob die neuen Hinweise doch noch zu einem Täter oder einer Täterin führen.