Das Votum im Stadtrat fiel eindeutig aus: Es gab 24 Ja-Stimmen, drei Enthaltungen (zwei von der FWG und eine von den GRÜNEN) und eine Nein-Stimme (aus den Reihen der SPD). Die alten Straßennamen sollen ein Jahr lang neben den neuen bestehen bleiben. Danach soll ein kleines Schild mit QR-Code unter den neuen Straßenschildern über die Hintergründe der Namensänderung informieren. Mehr als 400 Anwohner müssen ihre Ausweise und Führerscheine ändern lassen. Die Kosten dafür trägt die Stadt.
Hintergrund für die Umbennenung der Straßen
Zwei der Straßen befinden sich im Stadtzentrum und eine im Bad Dürkheimer Ortsteil Seebach. Sie sind nach Karl Räder, Gustav Ernst und Philipp Fauth benannt. Letztgenannter war Astronom und stand laut Sachverständigen dem SS-Führer Heinrich Himmler nahe. Gustav Ernst war Maler. In seinem Tagebuch fand man antisemitische und Hitler verherrlichende Einträge. Karl Räder wiederum war Dichter und betrieb laut Historikern Propaganda für die Nationalsozialisten. Die Stadtverwaltung hatte vor der Abstimmung erklärt, die Straßenbenennungen seien unangemessen und könnten so nicht aufrecht erhalten bleiben. Deswegen sollen die Straßen zum 1. Januar 2024 umbenannt werden.
So sollen die Straßen ab 2024 heißen
Zwei der drei neuen Straßennamen sollen Bürger ehren, die sich um die Demokratie verdient gemacht haben, so die Stadtverwaltung. So wird die Philipp-Fauth-Straße in Johannes Fitz-Straße umbenannt. Die Maler-Ernst-Straße wird künftig Rudoph-Christmann-Straße heißen.Johannes Fitz war Mitorganisator des Hambacher Festes. Rudolph Christmann vertrat als Abgeordneter den pfälzischen Wahlkreis (Neustadt an der Weinstraße) in der Frankfurter Nationalversammlung.
Zunächst kein Frauenname als Ersatz gewählt
Die Karl Räder-Allee werde einfach nur in Lindenallee umbenannt. Ursprünglich war dafür ein Frauenname vorgesehen: Anna Bergner. Sie hatte im 19. Jahrhundert in Bad Dürkheim gelebt und sich weit über die Stadtgrenze hinaus als Köchin einen Namen gemacht. Da kritisiert wurde, dass sie keinen Bezug zu Seebach hatte, wurde dieser Vorschlag für die Karl-Räder-Allee fallen gelassen. Ihr Name soll künftig in einem Neubaugebiet berücksichtigt werden.