Weiße Eulen, der goldene Schnatz, der sprechende Hut, schwebende Kerzen und die Banner der vier Häuser Gryffindor, Slytherin, Hufflepuff und Ravenclaw - das sind nur einige von vielen Utensilien, die die evangelische Melanchthonkirche im Stadtzentrum von Ludwigshafen beim Harry-Potter-Gottesdienst am 8. März in die Zaubererschule Hogwarts verwandeln werden, versprechen Pfarrerin Ute Metzger und ihr Mann Paul Metzger, Dekan im Kirchenbezirk Ludwigshafen.
Harry-Potter-Gottesdienst mit dem Titel: Expecto Patronum
Ute und Paul Metzger sind selbst begeisterte Fans der Romane von Joanne K. Rowling. Aber die eigentlichen Harry-Potter-Expertinnen und Experten sind die Jugendlichen, die sich in ihrer evangelischen Gemeinde in Bockenheim (Kreis Bad Dürkheim) engagieren, sagt Pfarrerin Ute Metzger. Sie kümmerten sich um die gesamte Deko und hätten in den Romanen auch viele Stellen herausgesucht, die mit der Bibel zu tun haben, sagt die Pfarrerin.
Den Titel des Harry-Potter-Gottesdiensts "Expecto Patronum", was soviel heißt wie "Ich erwarte einen Schutzgeist" haben die Metzgers gewählt, weil seine Symbolik an die Botschaft der Bibel anknüpft. Dazu sagt Paul Metzger, der sich in seiner Doktorarbeit intensiv mit dem Thema Kirche und Zaubererei beschäftigt hat: "Es geht ja um die Anrufung eines Schutzgeistes. Und der Heilige Geist hat so eine Funktion. Also in jeder Taufe sprechen wir das ja: Der Segen Gottes ist eine Kraft, die uns begleiten soll. Und genau dieses Motiv nimmt der Roman auf."
Viele gemeinsame Motive: Bibel und Potter-Romane
Rowling habe in ihren Romanen auch weitere große Motive der Bibel wie Freundschaft, Liebe, Schuld und Vergebung aufgegriffen, ergänzt Ute Metzger. "Da gibt es erstaunliche Parallelen zwischen den Harry-Potter-Romanen und der biblischen Geschichte. Und es geht am Ende immer darum, dass die Liebe am Ende immer den Sieg davontragen wird über das Böse, über den Tod." Und die Romane würden helfen, auch Menschen im Gottesdienst anzusprechen, die sonst nicht so viel mit Kirche am Hut haben, sagt der evangelische Pfarrer. "Wir suchen eine neue Sprache. Und das gibt dieses Romanwerk einfach her."
Erster Potter-Gottesdienst unter Polizeischutz - wegen Drohungen
Eine kleine Erstauflage des Pfälzer Harry-Potter-Gottesdiensts gab es bereits im Januar in der Lambertskirche in Bockenheim, die zur Pfarrei von Ute Metzger gehört. Da war die kleine Kirche mit mehr als 200 Besuchern proppenvoll, erzählt die 50-Jährige. Und sie habe danach viele begeisterte Zuschriften bekommen, eine regelrechte Fanpost.
Im Vorfeld sah das leider anders aus. Da musste die Pfarrerin bitter erfahren, dass einige Gläubige den Harry-Potter-Gottesdienst sehr kritisch sehen. Sie habe zwar nur wenige solcher Zuschriften bekommen, so Metzger. Die hatten es aber dann so in sich, mit Beleidigungen und Drohungen, dass die Pfarrerin die Polizei informierte und der erste Harry-Potter-Gottesdienst dann unter Polizeischutz stattfinden musste.
Dekan: Biblische Verse sind keine Argumente gegen Harry Potter
Verwundert sagt dazu der Ludwigshafener Dekan Paul Metzger: "Wir leben in einem aufgeklärten Zeitalter und dass man sich da über Zauberei noch so aufregen kann, hat mich schon überrascht." Dass sich die biblischen Schriften mit dem Thema Zauberei beschäftigen sei etwas anderes, denn die seien ja mehr als 2.000 Jahre alt. Und alte biblische Verse seien keine Argumente für eine aktuelle Diskussion. Man müsse sie im heutigen Kontext betrachten und fragen, was für eine biblische Botschaft man damit vermitteln wolle.
Verkleidung, Potter-Bibel-Quiz und Überraschung
Und welche Botschaft hinter der Geschichte um den Zauberspruch Expecto Patronum steckt, wird das Ehepaar Metzger am Freitagabend, ab 19 Uhr, beim Gottesdienst in der Melanchthonkirche, Maxstraße 38, in Ludwigshafen verraten. Dazu gibt es Livemusik aus den Harry-Potter-Filmen, außerdem ein Potter-Bibel-Quiz, bei dem die Kirchenbesucher herausfinden sollen, welche Zitate aus der Bibel - und welche aus den Potter-Romanen stammen. Außerdem: Jeder, der mag, kann auch verkleidet in den Gottesdienst kommen, etwa als Zauberschülerin oder -schüler, so Pfarrerin Ute Metzger.