Stimmzettel für die Stadtratswahl in Mainz. Mit Kumulieren und Panaschieren haben es einige Kandidaten in RLP von Ende der Liste bis ganz nach oben geschafft.

Kommunalwahl RLP 2024

Kumulieren und Panaschieren - diese Kandidaten wurden überraschend nach vorne gewählt

Stand

Es gibt sie: Kandidaten, die in Kommunalwahl-Listen weit unten standen und dann nach oben katapultiert wurden. Prominentes Beispiel: Innenminister Ebling. Aber bei weitem nicht der einzige in RLP.

Es klingt ein wenig kurios, aber: Der rheinland-pfälzische Innenminister und frühere Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) wird künftig im Stadtrat der Landeshauptstadt sitzen. Und das, obwohl Ebling auf Platz 30 der Liste der Mainzer SPD gestanden hatte. Am Ende konnte es aber so viele Wählerstimmen auf sich vereinen, dass er auf Rang vier vorrückte.

Vor allem prominente Mandatsträger sind im Mainzer Stadtrat nach oben gewählt worden. Die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) etwa sprang um 14 Plätze nach oben. Pech für sie: Sie landete auf dem 13. Platz, die SPD hat im Mainzer Stadtrat aber nur zwölf Sitze.

Bei der CDU kletterte Ursula Groden-Kranich sechs Plätze nach oben. Damit sitzt die ehemalige Bundestagsabgeordnete künftig im Stadtrat. Und auch bei den Grünen gab es einen Promi-Bonus: Dort sind Familienministerin Katharina Binz, Umweltministerin Katrin Eder und die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner deutlich nach oben gewählt worden. Allerdings nicht genug - alle drei verfehlten den Sprung ins Stadtparlament.

Verteilung der Stimmen auf die Kandidaten

Kumulieren und Panaschieren heißt das Stichwort. Bei Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz können Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen nämlich auf verschiedene Kandidaten verteilen (panaschieren) oder einem einzelnen Bewerber mehrere geben (kumulieren). Kandidaten, die eigentlich weit unten in der Liste ihrer Partei oder Wählergruppe stehen, können durch diese direkte Stimmen "nach oben wandern".

Von ganz hinten auf die Top-Plätze der Wahllisten

Ebling ist damit aber in Rheinland-Pfalz bei weitem kein Einzelfall: In der Vulkaneifel etwa schaffte es der Dauner Schauspieler Martin Geisen für die SPD scheinbar wie aus dem Nichts in den Kreistag. Gestartet war er vom wenig aussichtsreichen Listenplatz 11. Im Stadtrat wurde er sogar vom Platz 7 auf Platz 1 gewählt. Hier 👇 seine Geschichte:

Daun

Kommunalwahl 2024 Wie ein Schauspieler überraschend in den Dauner Kreistag kam

Martin Geisen fiel aus allen Wolken, als er die Ergebnisse der Wahlen in der Vulkaneifel sah. Plötzlich sitzt er für die SPD im Kreistag. Auch andere Kandidaten haben überrascht.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

In Ludwigshafen scheint Dennis Schmidt von der CDU extrem beliebt zu sein. Der Mann gewann die Ortsvorsteherwahl im 6.000-Einwohner-Stadtteil mit mehr als 78 Prozent der Stimmen. Auf der Stadtratsliste wurde der 31-Jährige von Platz fünf auf Platz drei hochgewählt. Schmidt wird daher sogar schon als möglicher OB-Kandidat für die CDU in Ludwigshafen gehandelt.

Von Platz 14 auf der Ludwigshafener CDU-Liste wurde Anita Hauck auf Platz neun hochgewählt. Sie hatte vor gut zehn Jahren als "Miss Ludwigshafen" Schlagzeilen gemacht.

Auch in Bad Dürkheim verzeichnet die dortige CDU einige "Aufsteiger": Johannes Steiniger etwa sprang von Listenplatz drei auf eins in den Dürkheimer Stadtrat und nutzte damit seine Bekanntheit als Bundestagsabgeordneter.

Bekanntheit und Erfahrung von Vorteil

Noch größer waren die Sprünge der "Ü-60-Kandidaten“ mit viel Bekanntheit und Erfahrung bei der CDU. Der Winzer und Wurstmarkt-Winzermeister Helmut Darting kam von Platz 32 hoch auf Rang 10 im Stadtrat. Und der ehemalige Chef einer Metzgerei und ehemaliger Beigeordneter der Stadt, Gerd Ester, verbesserte sich von Platz 31 auf 11. Beide wollten eigentlich in den "Politiker-Ruhestand", verschieben das Polit-Rentnerdasein aber und bringen sich weiter im Stadtrat ein.

In Frankenthal, wo die FWG erdrutschartig Stimmen gewonnen hat und statt drei nun 18 Sitze im Stadtrat hat, fällt Rudi Sturm von der FWG auf. Er "stürmte" von Rang 24 auf Platz zwei. Die mögliche Erklärung: der 70-Jährige ist Obst- und Gemüsehändler und wohl jeder auf dem Frankenthaler Marktplatz kennt ihn.

Dass Bekanntheit kein Nachteil ist dürfte auch auf Christian Baldauf zutreffen: Der CDU-Mann wurde von Platz acht auf eins hochgewählt, seine Tochter Marlene von vier auf zwei.

Schließlich noch ein Blick nach Landau: Dort sprang der Magier, Zauberkünstler und Chef vom "Gloria Filmpalast", Peter Karl, von Listenplatz 13 auf sieben und zieht in den Stadtrat ein, nämlich für die SPD.

Von Platz 26 auf die 1 katapultiert

Einen Riesensprung über die Liste machte auch Holger Zwick aus Dahn, der es für die Freien Wähler in den Kreistag Südwestpfalz geschafft hat - immerhin von Listenplatz 26 auf die Eins. Wie das gelang, erklärt er hier 👇 im Interview:

Dahn

Dahner Bürgermeister im Interview Kreis Südwestpfalz: Freie-Wähler-Kandidat schießt von Platz 26 auf 1

Bei der Kommunalwahl stand Holger Zwick weit unten auf der Liste der Freien Wähler. Jetzt zieht er trotzdem in den Kreistag Südwestpfalz. Warum, erklärt er im Interview.

Auch in Bitburg dürfte die Konstellation im Stadtrat spannend werden: Mit Joachim Streit (Freie Wähler) kehrt nämlich der ehemalige Bürgermeister zurück in den Stadtrat - was offenbar ausdrücklicher Wähler-Wille war. Streit ging auf Platz 32 ins Rennen, landete aber letztlich auf Platz eins seiner Partei. Jetzt muss der künftige Europaabgeordnete Streit sein Mandat nur noch annehmen.

Portal zu den Wahlergebnissen in RLP

Rheinland-Pfalz

Analyse zur Kommunalwahl in Rheinland-Pfalz Diese fünf Trends stechen bei der Kommunalwahl in RLP hervor

Die Kommunalwahlen in RLP sind ausgezählt. Bei der Analyse zeigen sich landesweite Trends, aber teilweise auch deutliche Unterschiede - etwa zwischen Norden und Süden.

Der Vormittag SWR1 Rheinland-Pfalz

RLP

Demokratieforum im Hambacher Schloss Dreyer: Bitter für die SPD, wenn die AfD stärker ist

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat das Ergebnis der AfD bei der Europa- und der Kommunalwahl als "richtig bedrückend" bezeichnet. Es sei erschreckend, wie stark die AfD inzwischen in Deutschland verbreitet sei.

Stand
Autor/in
SWR