Zum Start in das Ausbildungsjahr bleiben viele ausgeschriebene Stellen unbesetzt: Laut der Stellenbörse der Handwerkskammer Koblenz (HWK) gibt es im Kammerbezirk zurzeit 1.500 offene Lehrstellen. Die Industrie- und Handelskammer Koblenz teilt mit, dass bei einer Umfrage im Mai mehr als die Hälfte der Unternehmen angab, nicht alle Ausbildungsplätze besetzen zu können.
Bäcker gibt Auszubildenden eine zweite Chance
Auch die Bäckerei Lutz aus Büchel in der Eifel hatte lange Probleme, neue Auszubildende zu finden. Dann entschied der Chef des mittelständischen Betriebs, neue Wege zu gehen. Zurzeit hat das Unternehmen gleich drei Bäcker-Azubis. Sie kamen über ein Programm der Arbeitsagentur und der Handwerkskammer in die Bäckerei nach Büchel.
Die drei jungen Männer haben keinen geradlinigen Lebenslauf und jeweils schon eine andere Ausbildung abgebrochen. Chef Michael Lutz muss deshalb nach eigenen Angaben mehr Zeit in die drei Lehrlinge investieren und sie auf ihrem Weg stärker unterstützen als andere Auszubildende. Aber es lohnt sich, sagt er: "Alle haben sich bei Praktika bewährt. Und so eine Ausbildung verläuft nie geradelinig. Aber man muss den jungen Leuten die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Dann haben wir auch später gute Fachkräfte."
Ausbildungsmesse im eigenen Unternehmen
Die Firma Heuchemer in Miehlen im Rhein-Lahn-Kreis wählte in diesem Jahr auch einen besonderen Ansatz, um Auszubildende zu finden. Der Hersteller von Verpackungen veranstaltete im April eine eigene Messe auf dem Firmengelände, bei der die elf Ausbildungsberufe des Unternehmens im Detail vorgestellt wurden. Bei dem Tag der offenen Tür entstanden nach Angaben des Betriebs viele Kontakte, einige Azubis für das neue Ausbildungsjahr konnten so gefunden werden.
Konzept mit betrieblicher Alters- und Krankenvorsorge
Viele Bewerber für seine beiden Ausbildungsplätze hatte laut HWK Koblenz in diesem Jahr der Malerbetrieb Höhler aus Neuwied. Und das kam nicht zufällig. Malermeister Dirk Höhler bietet seinen Lehrlingen den Angaben zufolge gleich ein ganzes Versorgungskonzept an: eine 100-prozentige betriebliche Altersvorsorge, eine betriebliche Gesundheitsvorsorge, die zum Beispiel auch eine Zahnzusatzversicherung umfasst, und eine Unfallversicherung mit Invaliditätsleistungen. Auch nach der Ausbildung profitieren alle Mitarbeiter in dem Familienbetrieb weiter von diesem Angebot.
Neue Studie zeigt, dass es funktioniert Vier-Tage-Woche: So gut klappt sie schon in Koblenz und Bad Neuenahr
Vier Tage arbeiten, voller Lohn: Laut einer neuen Studie aus Großbritannien ist das ein Erfolgsmodell. Diese Erfahrung machen auch Betriebe im Norden von Rheinland-Pfalz.
Flexible Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche
Andere Handwerker setzen auf besonders flexible Arbeitszeitmodelle - wie die Vier-Tage-Woche. Das Konzept ist denkbar einfach: vier Tage pro Woche arbeiten bei voller Bezahlung. Das bietet zum Beispiel die Schreinerei Hendgen in Koblenz ihren Angestellten schon seit einigen Jahren. Um die fehlende Arbeitszeit zu kompensieren, arbeiten die Schreiner von montags bis donnerstags jeweils zehn Stunden. Der kleine Betrieb hat damit gute Erfahrungen gemacht.
Zurzeit arbeiten in der Schreinerei auch zwei Auszubildende. Das moderne Arbeitszeitmodell sei besonders bei Suche nach geeigneten Azubis ein Vorteil gegenüber anderen Handwerkskollegen, sagt Inhaber Rolf Hendgen: "Ich glaube schon, dass junge Leute, wenn sie auf der Suche nach einer neuen Stelle sind, gucken, wo kann ich für mich das Optimum herausnehmen. Und da ist eine flexible Arbeitszeit, die ich anbieten kann, schon vielleicht ein Entscheidungskriterium."