Auf dem so genannten Bildungscampus sollen Kinder und Jugendliche künftig von der KiTa bis zum Gymnasium die Angebote von zunächst acht Schulen und Einrichtungen nutzen können. Das ist der Grundgedanke des Modellprojekts in Sinzig. Nach den Sommerferien sollen bereits die ersten gemeinsamen Kurse und AGs starten. Bisher fehlt laut den Verantwortlichen allerdings noch ein langfristiger Finanzierungsplan.
Alle Einrichtungen, die aktuell an dem Modellprojekt beteiligt sind, liegen in Sinzig in kurzer Entfernung um das Schloss Sinzig - darunter das "Haus der offenen Tür" Sinzig (HoT), die Janusz-Korczak-Schule, das Rhein-Gymnasium und mehrere Kitas. Sie alle wollen ihre Ressourcen bündeln, um so ein Angebot zu erschaffen, das den Alltag der Kinder und Jugendlichen begleiten kann.
Kinder und Jugendliche sollen Bildung und Freizeit gestalten
Die Idee: Schule, Verein und Sozialleben sollen nicht mehr getrennt voneinander behandelt werden, sondern ineinandergreifen. Der Fokus liegt nach Angaben der Initiatoren zunächst auf den jungen Menschen. "Sie sollen die Möglichkeit haben, ihren ganzen Tag dort zu verbringen", sagt Petra Klein, die das HoT in Sinzig leitet.
Ein Donnerstag am Bildungscampus könnte dann zum Beispiel so aussehen: Auf Tafeln in den Schulen werden die aktuellen Angebote für den Tag angezeigt. Ein Schüler, der auf das Rhein-Gymnasium geht, kann sich dann per App für ein Mittagessen anmelden. Das kann in der eigenen Schule sein oder auch in einer der benachbarten Schulen - weil es dort donnerstags zum Beispiel etwas Vegetarisches gibt.
Danach kann sich der Schüler dann aussuchen, ob er zu einer Sport-AG am Gymnasium oder doch lieber zu einem Kunstprojekt im Hort geht. "Am Ende sollen die jungen Menschen sagen: Ich bin Schülerin oder Schüler aus Sinzig. Nicht, ich bin Schüler oder Schülerin von der und der Schule", so der Schulleiter der Janusz-Korczak-Schule Andreas Schmitt.
"Ungleichbehandlung vermeiden" Forderung nach kostenlosem 49-Euro-Ticket für alle Schüler in RLP
Schüler- und Elternvertreter fordern, dass alle Schülerinnen und Schüler in RLP kostenlos ein 49-Euro-Ticket bekommen sollten - auch um Ungerechtigkeiten zu vermeiden.
Angebote auch für Familien und Berufsanfänger in Sinzig
Der Bildungscampus Sinzig soll laut den Organisatoren auch Familien und Anwohner in allen Bereichen des Lebens unterstützen. Eltern könnten hier beispielsweise in Kursen oder Gesprächen eine pädagogische Beratung oder Hilfe für Behördengänge bekommen. Auch Sportangebote soll es für Erwachsene geben.
Damit sich alle gut und sicher in dem Stadtviertel bewegen können, soll auch ein neues Mobilitätskonzept mit weniger Autoverkehr entwickelt werden. Die Planungen dafür laufen laut den Verantwortlichen bereits.
Ein schon bestehendes Projekt, das auch Teil des Bildungscampus werden soll, heißt "From school to future". Dafür arbeitet die Jugendeinrichtung "Haus der offenen Tür" mit Schulen und Ausbildungsbetrieben zusammen. Schülerinnen und Schüler, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen, sollen bei dem Projekt dabei unterstützt werden, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden.
Individualität und neue Kompetenzen für Kinder
Beim Bildungscampus gehe es auch besonders um individuelle Förderung, erklärt Petra Klein. So etwas sei aktuell wichtig: "Vor allem über die Pandemie ist das Soziale verloren gegangen. Die Kinder kennen das gar nicht mehr, miteinander irgendwas zu machen - und sind darin dann sehr unbeholfen", sagt die Sozialpädagogin.
Ihrer Ansicht nach muss Schule neu gedacht werden. Heute seien andere Kompetenzen gefragt als früher. "Auch wenn sich das böse anhört: Im Moment bildet Schule Menschen für das Industriezeitalter aus. Da sind wir aber nicht mehr", sagt Klein.
Projekt soll 2.100 Schüler und Kindergartenkinder erreichen
Nach Angaben der Kreisverwaltung Ahrweiler sollen etwa 1.800 Schüler, 300 Kindergartenkinder sowie deren Eltern von dem Bildungscampus profitieren. Hinzu kommen laut Verwaltung noch 2.000 Anwohner des Stadtviertels.
Wie Schulleiter Andreas Schmitt mitteilt, sollen im nächsten Schritt zunächst auch die Eltern mit in die Planungen einbezogen werden. Außerdem müsse geklärt werden, wie die Finanzierung und auch Förderung des Projekts aussehen könnten. Zusätzlich brauche es einen Campusmanager, der die weitere Organisation übernehme.