An die Morddrohung erinnert sich Monika Korden noch gut. Die kam als anonymer Brief bei ihr an, weil sie für ihren Ort Windkraftanlagen bauen lassen will. Geplant sei das schon seit 2014, auch die Anwohner stünden hinter dem Projekt, erzählt sie. Deshalb geht die 59-Jährige davon aus, dass der Drohbrief von außerhalb kam.
"Die Bürger sagen mir, wenn sie was stört. Das ist auch nicht immer nett. Aber ich kann damit umgehen", sagt Monika Korden. Anzeigen wollte sie den Drohbrief erst nicht: "Ich dachte mir erst: Jetzt erst recht." Ihre Familie habe sie dann dazu gebracht, zur Polizei zu gehen. Die konnte den Täter aber nicht ermitteln, weil es keine konkreten Anhaltspunkte gab.
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Immer wieder Drohungen gegen Herschbroicher Bürgermeisterin
Nach 17 Jahren im Amt hat sich die parteilose Ortsbürgermeisterin entschieden, bei den kommenden Kommunalwahlen nicht mehr anzutreten - auch wegen der immer häufiger werdenden Anfeindungen und Bedrohungen. Denn die Morddrohung sei nicht das einzige Beispiel, erzählt sie.
Als sie Glasfaser im Ort bekommen hätten, sei die Pergola in der Dorfmitte für die Baustelle abgebaut worden. "Da hat mich jemand auf offener Straße angeschrien, weil ich den Efeu davon entfernen musste und hat gedroht, mich anzuzeigen."
Ein anderes Mal habe ihr ein Mann angedroht, sie zu köpfen. Der Grund: Korden hatte ihm nach eigenen Angaben angeboten, er könne das Grab für seine verstorbene Frau auf Raten zahlen, weil er sich die Beerdigung nicht auf einen Schlag leisten konnte.
Ortslage am Nürburgring sorgt für Drohungen
Auch im Zusammenhang mit dem Nürburgring wurde die 59-Jährige nach eigenen Angaben bereits bedroht. Herschbroich liegt direkt an der Nordschleife des Nürburgrings. Vor einigen Jahren habe jemand in einem Online-Video gezeigt, wie man hier in den Ort komme und dann illegal zur Nordkurve fahre.
Viele seien diesem Beispiel gefolgt und hätten der Ortsbürgermeisterin gedroht, sagt sie. "Die haben mir dann angedroht, mich über den Haufen zu fahren und mir gesagt, ich soll sehen, dass ich wegkomme." Es sei auch vorgekommen, dass mal ein Baseballschläger aus dem Kofferraum geholt worden sei, um sie damit zu bedrohen.
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Bürgermeisterin: Hemmschwelle gegenüber Frauen niedriger
Wie Monika Korden geht es vielen Ortsbürgermeistern, die sich immer häufiger Anfeindungen ausgesetzt sehen. Die Herschbroicherin denkt aber, dass es in ihrem Fall zu einem gewissen Grad auch daran liegt, dass sie eine Frau ist. "Da ist die Hemmschwelle anscheinend niedriger. Männer werden eher ernst genommen."
Sie habe sich 2007 nicht selbst um das Amt beworben, erzählt sie. Sie wurde aus dem Dorf heraus vorgeschlagen, als der vorherige Bürgermeister verstarb. Der Start war schwierig, sagt sie rückblickend: "Der Gemeinderat war nicht begeistert. Für die war das neu: Eine Frau als Bürgermeisterin. Und ich war zwar sehr aktiv im Ort, aber eben nicht in einem offiziellen Amt."
Bürokratie als großer Stolperstein
Jetzt soll nach der aktuellen Amtszeit Schluss sein - auch wegen der vielen Bürokratie. Da erfordere eine einzige Maßnahme schon mal 50 Behördengänge. "Es wird immer gesagt, dass es einfacher werden soll. Aber es wird einfach immer komplizierter." Teilweise braucht Korden für die Arbeit mehr Zeit als für einen Vollzeitjob. Künftig möchte sie die Zeit aber wieder für die eigene Familie haben.