Der Schwerlastkran, der in der Nacht aus Ludwigshafen nach Müden kam, hat am Donnerstag die beiden Tore aus der Schleuse herausgehoben und an Land abgesetzt. Die Torflügel wiegen laut Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) jeweils 40 Tonnen. Sie zu entfernen sei eine Herausforderung gewesen, es habe aber alles wie geplant geklappt, sagte WSA-Leiter Albert Schöpflin.
Als nächstes soll die Schleuse trockengelegt werden, um weitere mögliche Schäden zu sehen. Nach der Schadensaufnahme will die Behörde nach eigenen Angaben testen, ob es möglich ist, die wartenden Schiffe oder auch die Fracht der Schiffe durch die Schleuse - oder an der Schleuse vorbei - zu bekommen.
Schöpflin sagte, man werde ab nächster Woche versuchen, das Schleusentor durch "irgendetwas anderes" zu ersetzen. Eine Schleusung könne dann zwar mehrere Stunden dauern, aber das sei immer noch besser, als die Schiffe gar nicht aus der Sackgasse zu bekommen, sagte der WSA-Leiter.
Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Koblenz Ermittlungen eingeleitet. Wie die Behörde mitteilt, werde gegen den 27-jährigen Schiffsführer des havarierten Güterschiffs ermittelt - wegen des Verdachts der Gefährdung des Schiffsverkehrs.
In solchen Fällen würden immer dann Ermittlungen geführt, wenn es Hinweise auf ein grob pflichtwidriges Verhalten des Schiffsführers gebe, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler auf SWR-Nachfrage mit. Derzeit würden Beweismittel gesichert und gesichtet. Da die Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft am Anfang stehen, könnten keine weiteren Details mitgeteilt werden.
Grund für den Unfall in Müden könnte möglicherweise auch ein technischer Defekt an dem Schiff sein. Das teilte die Wasserschutzpolizei mit. Zumindest habe der Schiffsführer einen Defekt an dem Frachtschiff als Ursache angegeben. Diese Aussage müsse aber noch von einem Gutachter vor Ort überprüft werden, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei in Koblenz.
Gütertransport nach Schleusen-Unfall per Bahn und Lkw FAQ zur Mosel-Sperrung: Massive Auswirkungen und "katastrophaler Imageschaden"
Wie geht es an der Mosel weiter? Und welche Auswirkungen hat die Sperrung? Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen in einem FAQ zusammengefasst.
Flusskreuzfahrtschiffe setzen Reisen fort
Noch immer sitzen ungefähr 70 Schiffe auf der Mosel und der Saar fest und können nicht in den Rhein weiterfahren. Viele Flusskreuzfahrtschiffe haben ihre Touren auf der Mosel trotz der Sperrung fortgesetzt, allerdings mit veränderten bzw. kürzeren Routen. Sie starten zum Beispiel nicht in Köln oder Koblenz für die Fahrt nach Trier, sondern in Cochem. Die Gäste werden mit Reisebussen zum Beispiel aus Köln zur Anlegestelle nach Cochem gebracht.
Die Saison für Flusskreuzfahrten endet eigentlich Ende Dezember und beginnt dann erst wieder im März. Deshalb hält sich der Schaden für die Anbieter vermutlich in Grenzen. Allerdings werden viele Schiffe über die Wintermonate eigentlich in Werften wieder fit gemacht. Das könnte in diesem Jahr schwierig werden.
Totalschaden: Tore der Mosel-Schleuse schwer beschädigt
Bei dem Unfall wurden die beiden Torflügel der Schleuse komplett aus ihrer Verankerung gerissen. Die Behörden gehen momentan davon aus, dass durch die massive Stoßeinwirkung auch alle Verankerungen beschädigt wurden.
Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes gibt es ein Ersatztor für die Schleuse. Das müsse jetzt vorbereitet werden, damit es eingebaut werden könne. Die Vorbereitungszeit könne aber bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen. Für viele andere Teile sei kein Ersatz vorhanden. Sie müssten neu hergestellt werden.