Düngen im Wingert - alter Brauch an der Mosel

Lehmer Razejungen: Nachwuchs packt beim traditionellen Misttragen mit an

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Alle vier Jahre tragen die Lehmer Razejungen frischen Mist in ihren Weinberg an der Terrassenmosel. Damit erinnert der Verein an die Knochenarbeit ihrer Vorfahren. 

Der frische Mist, der vor dem Weinberg der Lehmer Razejungen liegt, ist für die Ortsgemeinde Lehmen an der Mosel identitätsstiftend. Nur hier gibt es die Tradition des Misttragens. Mit diesem Brauch wurden schon vor vielen Generationen die Rebstöcke gedüngt. Besonders wichtig ist dabei die Ratz, ein aus Haselnussstöcken geflochtener Rückenkorb.  

Tradition feiert in Lehmen an der Mosel 240. Jubiläum

In diesem Jahr freut sich Guido Ackermann, Vorsitzender der Razejungen, besonders über viele Gäste in Lehmen. Neben der Tradition wird auch das 240. Jubiläum gefeiert. Bereits im Jahr 1784 wurden die Razejungen das erste Mal urkundlich erwähnt. "Schön ist, dass nicht nur Alteingesessene Lehmer mit anpacken. Auch viele Kinder und Jugendliche tragen mit und halten die Tradition aufrecht", freut sich Ackermann.   

Razejungen wollen sich für die Umwelt und Natur engagieren

Die Razejungen wollen nicht nur Althergebrachtes bewahren. Sie wollen laut Ackermann auch Wissen aus dem Weinbau mit nachhaltigen Ansätzen an die Jüngeren vermitteln. "Dafür gehen wir regelmäßig mit Schulen und Kindergärten in den Weinberg und stellen die anfallenden Pflegearbeiten vor. Wir wollen sie naturnah erziehen auch zum Thema Umweltschutz und Artenvielfalt. Das macht den Kleinen große Freude, nicht nur beim Misttragen."

Ein Mädchen trägt einen Korb auf dem Rücken. Neben ihr steht ein älterer Mann im Weinberg in Lehmen.
Heute tragen nicht mehr nur Lehmer Razejungen Mist, sondern auch Razefrauen- und mädchen.

Ursprünglich waren die Razejungen arbeitssuchende Männer und Jungen an der Mosel. Handwerker, Witwer oder Waisen, die in den Wintermonaten kein Einkommen hatten. Mit dem Tragen von Mist verdienten sie sich ein Zubrot. Für den steilen Aufstieg im Wingert waren sie mit einem Holzknüppel als Gehstock ausgestattet. Für jede Ladung Mist, die sie in den Weinberg brachten, wurde eine Kerbe in den Gehstock geritzt. Je nach Menge der Kerben im Knüppel wurden sie dann entlohnt. 

Heute sind auch viele Razefrauen- und mädchen mit dabei

Auch heute werden die Mistträger entlohnt und zwar mit einem Winzeressen beim Jubiläumsfest. Es handelt sich heutzutage aber längst nicht mehr nur um Razejungen, denn auch viele fleißige Razefrauen- und mädchen waren bei der Aktion in Lehmen mit dabei.  

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