Die ersten Medizinstudierenden werden vermutlich erst im nächsten Jahr auf freiwilliger Basis mit dem praktischen Teil ihrer Ausbildung in Koblenz im neuen Medizincampus beginnen können. So schätzt das jedenfalls das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium ein.
In einer Antwort auf eine Anfrage des SWR heißt es, "insbesondere der Aufbau der erforderlichen Infrastruktur für die Studierenden am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz, aber auch die finale kapazitätsvertragsrechtliche Regelung ist für die Partner des Medizincampus Koblenz" mit großem Aufwand verbunden.
Dies beinhalte vor allem auch die Abstimmung mit dem Bundesverteidigungsministerium, das die Finanzierung klären und und die Verträge prüfen muss. "Daher werden die ersten Studierenden auf freiwilliger Basis ab dem Sommersemester 2025 in Koblenz beginnen können." Die ersten 25 Medizinstudenten sollten eigentlich bereits in diesem Wintersemester in Koblenz anfangen.
Medizinstudierende sollten schon im Oktober beginnen können
Im Dezember 2023 hatten alle Beteiligten eine Absichtserklärung unterschrieben. Danach soll es am Bundeswehrzentralkrankenhaus (BWZK) in Koblenz pro Semester Platz für 25 Studierende der Uni-Medizin aus Mainz geben.
Pro Jahr sollen so 50 angehende Mediziner in den Kliniken arbeiten. Sie sollen nach ihrem fünften Semester aus Mainz nach Koblenz kommen und am BWZK den klinischen Teil ihrer Ausbildung machen. In Mainz gibt es zu wenig solcher Ausbildungsplätze.
Für das neue Lehrangebot sind auch Kooperationen mit dem Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein und dem Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur vorgesehen. Außerdem sollen die Studierenden Praxiserfahrung in der Psychiatrie oder Neurologie am Landeskrankenhaus in Andernach erhalten.
CDU kritisiert verschobenen Start des Medizincampus
Die CDU-Opposition kritisiert den verschobenen Start der akademischen Außenstelle der Unimedizin Mainz in Koblenz um ein Semester. "Die Gründe hierfür müssen schleunigst aufgearbeitet werden", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christoph Gensch. "Es bedeutet für die Unimedizin Mainz eine zusätzliche Belastung."
Gerade im klinischen Abschnitt des Medizinstudiums überschreite die Unimedizin in Mainz seit längerem sehr deutlich ihre Kapazitätsgrenzen, so Gensch. Konkret bedeutet das: Für angehende Medizinerinnen und Mediziner in Rheinland-Pfalz ist die Unimedizin in Mainz ein Flaschenhals. Es gibt nicht genug Plätze für sie in der praktischen Ausbildung in der Klinik. Deshalb müssen sie oft warten. Der Medizincampus in Koblenz soll diese Situation entspannen.
Verteidigungsministerium sagt nichts zur Verschiebung
Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums hat auf Anfrage des SWR nichts zum Stand der Verhandlungen gesagt. Der Start des Medizincampus in Koblenz hänge vom noch ausstehenden Ergebnis der laufenden Prüfungen und den davon abhängigen Entscheidungen ab. "Dem kann ich leider mit Blick auf Details eines möglichen Starts der Kooperation nicht vorweg greifen."
Aus dem Gesundheitsministerium in Mainz heißt es zur Erklärung für die Verschiebung, zur erfolgreichen Umsetzung des Medizincampus Koblenz sei es wichtig, dass die notwendigen Verträge "mit großer Gründlichkeit" geprüft werden. Das Ministerium, die Mainzer Universität und das Bundesverteidigungsministerium als Träger des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz sowie die anderen beteiligten Kliniken seien in enger Abstimmung.
Medizincampus in Trier geht 2025 los
Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium verweist darauf, dass das Studienangebot am Medizincampus in Trier ausgebaut wird: Vom Sommersemester 2025 an soll dort ein Studium vom siebten Semester an möglich sein. Derzeit können bis zu 30 Studierende an dem Standort das neunte und zehnte Semester ihres Medizinstudiums absolvieren. Auch damit soll die Mainzer Unimedizin entlastet werden.
Der Medizincampus in Trier wurde im Oktober 2020 offiziell eröffnet, kooperiert wird mit dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüdern Trier und dem Klinikum Mutterhaus. Koblenz ist der dritte Standort.