"Geldwäsche" nach Flutkatastrophe erfolgreich beendet

"Flutgeld" vom Sommer 2021 komplett bearbeitet

Stand
Autor/in
Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.

Aufatmen bei der Bundesbank in Mainz: Nach der Flutkatastrophe 2021 ist das verschlammte Geld jetzt fertig gewaschen und getrocknet.

Das völlig verdreckte Geld war nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 in Mainz eingereicht worden. Die Münzen und Scheine kamen aus den betroffenen Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Die Arbeit sei sehr belastend gewesen, sagte der Leiter des Nationalen Analysezentrums für Falschgeld und beschädigtes Bargeld, Sven Bertelmann. Die Experten haben nach eigenen Angaben insgesamt 3,1 Millionen beschädigte Scheine und Münzen geprüft und Bargeld im Wert von insgesamt 103 Millionen Euro erstattet.

Flutgeld: Verklebte und verschmutze Geldscheine
So sah das Flutgeld aus: Nass, verdreckt und stinkend: In diesem Zustand landeten nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen säckeweise Euroscheine in der Bundesbank-Filiale in Mainz. Bild in Detailansicht öffnen
Flutgeld: Ein Bündel verklebter Geldscheine. Es stammt aus den Flutgebieten an der Ahr und in Nordrhein-Westfalen
Stand Februar 2023 waren mehr als 1,6 Millionen Banknoten und 1,5 Millionen Münzen im Nationalen Analysezentrum der Bundesbank in Mainz eingegangen. Der übliche Umgang mit beschädigtem Geld lautet: Zählen, auf Echtheit prüfen, vernichten und erstatten. Bild in Detailansicht öffnen
Flutgeld: Eine große Zahl von durchnässten Geldscheinen aus den Flutgebieten liegt in einem Trockner
Um den Besitzerinnen und Besitzern das verdreckte Geld zu erstatten, musste es zunächst getrocknet werden. Eigens dafür schaffte die Bundesbank haushaltsübliche Wäschetrockner an. Gegen den üblen Gestank der Scheine gaben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Duftstoffe in die Trockner. Bild in Detailansicht öffnen
Bundesbank-Mitarbeiter zählen getrocknetes Geld aus den Flutgebieten
Dann musste das Geld gezählt werden, Schein für Schein - insgesamt 1,6 Millionen Banknoten. Etwa zwei Drittel davon stammten von Geldinstituten aus den Flutgebieten, das restliche Drittel kam von Unternehmen und Privatleuten. Zum Vergleich: Beim Elbe-Hochwasser 2013 wurden 150.000 Scheine eingereicht - also gerade mal ein Zehntel der Menge. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Handvoll verdreckter Euromünzen aus den Flutgebieten 2021
Ende 2021 waren die Banknoten gezählt, dann ging es mit den Münzen weiter. Die wurden gewaschen und anschließend getrocknet. Und natürlich mussten sie auch gezählt werden. Bild in Detailansicht öffnen
Durchnässte Münzrollen aus den Flutgebieten in RLP und NRW
Immerhin war das Zählen beim Hartgeld etwas einfacher, weil viele Münzen noch in Rollen verpackt waren. Wenn die Münzen stark verrostet oder verdreckt waren, mussten auch sie per Hand gezählt werden. Anschließend wurden sie vernichtet. Bild in Detailansicht öffnen

Insgesamt bekam die Bank demnach Geld von 2.400 Privatleuten sowie Unternehmen, Handwerkern, Supermärkten, Hotels und sogar von Bankfilialen, deren Gebäude im Sommer 2021 überflutet worden waren. Insgesamt hatten sie 1,5 Millionen Münzen und 1,6 Millionen Banknoten ans Analysezentrum nach Mainz geschickt und um Erstattung gebeten.

"Einige Geldscheine waren nur nass und mussten getrocknet werden", berichtet Bertelmann. "Das meiste Geld war aber schlammverkrustet und roch extrem nach Heizöl oder Fäkalien."

"Das meiste Geld war schlammverkrustet und roch extrem nach Heizöl oder Fäkalien."

Geldscheine bei 60 Grad Celsius im Wäschetrockner

Angesichts der enormen Menge kaufte die Bundesbank den Angaben zufolge vier Wäschetrockner, in denen das Bargeld bei 60 Grad getrocknet wurde. Dann mussten die Experten des Bundesbank-Analysezentrums ran: Mit Pinzetten wurden die verklebten und verkrusteten Geldscheine einzeln getrennt und anschließend gezählt. Sei der Geruch des "Flutgeldes" zu unangenehm gewesen, sei unter Abzugshauben weitergearbeitet worden, so Sven Bertelmann.

Die meisten Flutgeld-Anträge kamen aus dem Ahrtal und von der Erft

Der Wert der meisten Scheine und Münzen konnte erkannt und erstattet werden. "Nur die Banknoten, die Monate nach der Katastrophe zu uns kamen, die also sehr lange im Wasser gelegen hatten, bei denen war es schwieriger", so Abteilungsleiter Bertelmann. Die beschädigten Banknoten und Euro-Münzen wurden nach der Analyse demnach von der Bundesbank vernichtet.

Von den 2.400 Anträgen kamen die meisten aus dem Ahrtal und von der Erft, nämlich fast 1.800, also rund 75 Prozent. Diese zwei Gebiete waren von der Flutkatastrophe am stärksten betroffen. 360 Anträge wurden aus den Kreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Vulkaneifel und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm nach Mainz geschickt, wo Prüm, Kyll, Nims und Lieser über die Ufer getreten waren. Der Rest des beschädigten Geldes kam aus dem Großraum Hagen in Nordrhein-Westfalen.

Bundesbank-Mitarbeiter haben viele Überstunden geschoben

Sven Bertelmann und seine Mitarbeiter vom Nationalen Analysezentrum für Falschgeld und beschädigtes Bargeld sind froh, dass die "Flutscheine" und "Flutmünzen" jetzt abgearbeitet sind. "Wir haben über Monate Überstunden geschoben, um die enorme Menge an Anträgen abzuarbeiten", berichtet der Abteilungsleiter und lobt: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das dankenswerterweise auf freiwilliger Basis mitgemacht."

Beschädigtes Flutgeld kann immer noch eingereicht werden

Es ist nicht ausgeschlossen, dass gelegentlich weitere Münzen aus dem Schlamm von Ahr, Erft, Prüm oder Kyll auftauchen. Denn noch immer wird beim Renovieren in den Katastrophengebieten beschädigtes Bargeld gefunden. Sven Bertelmann: "Es ist nie zu spät. Beschädigtes Geld kann immer bei uns eingereicht werden."

Ein Geld-Wäschetrockner geht ans "Haus der Geschichte" in Bonn

Das Retten des Flutgeldes wird übrigens in die Geschichte eingehen: Einer der vier Wäschetrockner wurde ans "Haus der Geschichte" in Bonn abgegeben. Dort werden Dinge gesammelt, die einen Bezug zur Flutkatastrophe haben.

Und die übrigen drei Wäschetrockner? Sie haben keine Interessenten gefunden. Sven Bertelmann könnte nach eigener Aussage für seine sechsköpfige Familie gut ein Gerät gebrauchen. Aber er sagt: "Einen Flutgeld-Trockner möchte ich nicht geschenkt bekommen. Wenn man bedenkt, was da drin war. Die sahen echt übel aus mit der Zeit."