Heidi Wiese liegt auf ihrem Bett mit einem kleinen Hund im Arm

Opfer leidet ein Jahr später noch unter Folgen

Attacke in Breitscheid: Schuss-Opfer kämpft sich zurück ins Leben

Stand
Autor/in
Kathrin Freisberg
Foto von Reporterin Kathrin Freisberg unterwegs in der Region Koblenz

Der 30. September 2022 hat das Leben von Heidi Wiese radikal verändert. An dem Tag schoss ein Nachbar auf sie. Ein Jahr nach der Attacke leidet sie noch immer unter den Folgen.

Fast ein Jahr lang war Heidi Wiese aus Breitscheid im Krankenhaus. Bei der Attacke hatte der Täter ihr in den Kopf und in die linke Schulter geschossen. Seitdem ist eine Gesichtshälfte gelähmt. Ihre linke Hand kann sie gar nicht, ihren linken Arm kaum bewegen.

Ich will mein altes Leben wieder zurück haben.

Vor Attacke in Breitscheid: Lebenslustige und selbstständige Frau

Vor der Attacke sei sie eine aktive, lebenslustige und vor allem selbstständige Frau gewesen, erzählt sie im Gespräch mit dem SWR. Um dieses alte Ich trauere sie. Sich hängen zu lassen, kommt für die 35-Jährige aber nicht in Frage: "Ich will mein altes Leben wieder zurück haben. Und so lange es Möglichkeiten gibt, dass ich das halbwegs wieder erreiche, kämpfe ich auch dafür."

Kraft geben ihr ihre Mutter Margit, aber auch ihre Katze, zwei Schäferhunde und der kleine Yorkshire-Mix Fly. Mit ihnen lebt Heidi Wiese in einem Haus in Breitscheid im Kreis Neuwied.

Kleine Fortschritte machen Heidi Wiese Mut

Heidi Wiese wünscht sich, mit ihrer Mutter und den Hunden wieder Ausflüge und lange Spaziergänge zu machen. Für diesen Traum trainiert sie drei Mal in der Woche mit einem Physiotherapeuten. Und sie macht Fortschritte. Mit einem Gehstock kann sie kleinere Strecken bewältigen: "Schön ist anders, aber zum Fortbewegen reicht es schon", sagt sie.

Diese kleinen Erfolge machen Heidi Wiese Mut. Mit ihrer gesunden Hand habe sie es geschafft, in der Vorweihnachtszeit Plätzchen auszustechen und die Haken an den neuen Christbaumkugeln zu befestigen. Jetzt freue sie sich darauf, gemeinsam mit ihrer Mutter Weihnachten zu feiern.

Spendenaufruf war unerwarteter Erfolg

Auch Margit Wiese freut sich über jeden Fortschritt, den ihre Tochter macht: "Vor einem Jahr konnte Heidi gerade mal 30 Sekunden an der Bettkante sitzen. Heute kann sie schon 30 Sekunden ohne Stock stehen. Das ist doch ein Erfolg."

Ein unerwarteter Erfolg war auch eine Spendenaktion, die Heidi Wiese im Sommer ins Leben gerufen hatte. Weil sie so lange im Krankenhaus war, sollten die beiden Frauen für die zeitweilige Versorgung ihrer Tiere im Tierheim Kosten in Höhe von 10.400 Euro aufbringen. Geld, das Heide Wiese und ihre Mutter selbst nicht hatten.

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Allerdings kamen bei der Spendenaktion bereits in den ersten Tagen rund 25.000 Euro von mehr als 600 Spendern zusammen. Noch heute ist Heidi Wiese von der Hilfsbereitschaft überwältigt. Ein Leben ohne ihre Tiere ist für sie nicht vorstellbar: "Sie behandeln mich ganz normal. Die Hunde bringen mir zum Beispiel ihre Spielzeuge. Das tut gut."

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