Die alten Menschen im Bienenstock in Höhr-Grenzhausen können es noch immer nicht glauben, dass ihre Tagespflegeeinrichtung Ende des Monats schließen muss: "Das war meine Zuflucht", sagt Hildegard Koch. Während sie spricht, kommen ihr die Tränen. "Ich komme so viele Jahre schon her."
Sie habe sich immer so wohl gefühlt, die Mitarbeiter seien so nett und hilfsbereit gewesen. Sie sei 26 Jahre schon verwitwet. "Warum kann man so einer Einrichtung nicht helfen?", fragt sie. Auch andere Klienten der Tagespflege sind geschockt, fühlen sich elend.
Tagespflege bedeutet Auszeit für die Angehörigen
Viele der alten Menschen im Bienenstock werden eigentlich Zuhause von Angehörigen gepflegt. Für sie bedeutet es, auch mal Zeit für sich selbst zu haben. Jasna Specht aus Höhr-Grenzhausen ist gerade im Bienenstock, um ihren Schwiegervater abzuholen, der an Demenz leidet. Die Zeit, die er in der Einrichtung ist, entlastet die Schwiegermutter, genau wie sie und ihren Mann.
"Wir können dann auch mal durchatmen. Es sind die kleinen Sachen: Aufräumen, Duschen, Buch lesen genießen, Hinlegen, Schlafen", sagt Specht. Und dabei keine Sorgen haben zu müssen, dass es dem Schwiegervater noch gut geht.
Nur wenig Alternativen in Höhr-Grenzhausen
Die große Frage für die Angehörigen und Betroffenen: Wohin sollen sie ab Januar gehen? Einer der Angehörigen, Stefan Pretsch, sagt: "Es gibt keinen Ersatz." Man könne nicht einfach in eine andere Tagespflege gehen. "Es gibt hier im Ort ja nichts. Und das ist das Problem." Zwar gibt es noch eine weitere Tagespflege im Ort, doch auch diese habe wohl nicht genug Plätze für alle Menschen aus dem Bienenstock, so der Geschäftsführer des Seniorenzentrums Bethesda.
Angela Roos ist die Geschäftsführerin des Bienenstocks. Auch für sie ist es schwer den Schritt zu gehen, und die Einrichtung zu schließen. "Es ist, als würde ein Kind abgegeben", sagt sie.
Aber weil die Pflegesätze, die sie für jeden einzelnen Klienten von den Kassen bekommen, nicht reichen, um alle Kosten zu decken, muss sie schließen. Der andere Geschäftsbereich habe in diesem Jahr bereits 20.000 Euro zuschießen müssen. Und das obwohl auch die ambulante Pflege nicht üppig ausgestattet ist. Es gehe so nicht weiter.
Probleme auch bei anderen Anbietern
Auch das Landesgesundheitsministerium und ein weiterer Anbieter bestätigt das generelle Problem gegenüber dem SWR. Der Verein EVIM, der beispielsweise eine Tagespflege in Rennerod betreibt, sagt ebenfalls, dass die Einrichtung defizitär laufen würde. Auch hier subventionieren andere Geschäftsbereiche die Tagespflege quer. Das ginge aber nicht mehr lange so, denn sie würden insgesamt rote Zahlen schreiben.
Die Tagespflege in Rennerod stehe ebenfalls auf dem Prüfstand, sollte sich nicht schnell etwas ändern. Geschäftsführer Frank Kadereit forderte gegenüber dem SWR, dass die Politik sich dem Problem annehmen und für eine auskömmliche Finanzierung sorgen solle.