Forderungen seien ein Stillstand für die Landwirtschaft

Bauernproteste im nördlichen RLP - diese Bauern protestierten nicht

Stand

Die Landwirte René Bonn und Ansgar Luzius aus dem Rhein-Lahn-Kreis haben sich am Montag nicht an den Protesten beteiligt. Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) RLP/Saarland ruft ihre Landwirte nicht zum Protest auf.

Der von der Bundesregierung ausgerufene stufenweise Wegfall der Subventionen auf den Agrardiesel betrifft auch die Landwirte René Bonn und Ansgar Luzius. Beide haben Gerätschaften, die mit Diesel betrieben werden. Durch den Wegfall der Subventionen würden ein bis zwei Monatsgehälter für sie ausbleiben. Dennoch nahmen beide nicht an dem Protest am Montag teil.

Man sieht einen Kuhstall mit Kühen. In der Mitte liegt Stroh für die Kühe

Bauernproteste: Diese Landwirte protestieren nicht

Proteste würden für andere Zwecke ausgenutzt

René Bonn hatte dem SWR vor Beginn der Protestwoche gesagt, dass für ihn die Proteste sehr stark von rechten Gruppen unterlaufen seien und er sich deswegen nicht dort mit einreihen möchte. Des Weiteren kritisiert er den Mitorganisator der Proteste "Land schafft Verbindung" (LSV). Für ihn leugne der Bundessprecher des LSV beispielsweise den menschengemachten Klimawandel. Außerdem würde ausgerechnet die Alternative für Deutschland (AfD) versuchen, die Proteste für sich zu instrumentalisieren. Das hält Bioland-Bauer Bonn für absurd, denn diese wolle laut ihres Grundsatzprogramms die Agrarsubventionen abschaffen.

Biobauer René Bonn sitzt in seinem grünen Traktor am Steuer
Biobauer René Bonn aus Kasdorf in seinem Traktor, der mit Diesel betrieben wird. Er bewitschaftet 70 Hektar Land.

Forderungen des Bauernverbands seien ein Stillstand für die Landwirtschaft

Für Ansgar Luzius werde für das Falsche protestiert. Für ihn gehe ein "weiter so" in der Landwirtschaft nicht. Die Subvention des Agrardiesels sei klimaschädlich und nicht zukunftsorientiert. Es gebe umweltfreundliche Subventionen für zum Beispiel Agroforstwirtschaft oder für den Einsatz von weniger Pflanzenschutzmittel. Man könne reichlich ausschöpfen, bei entsprechendem Engagement, sagt Luzius. Auch er möchte nicht gemeinsam mit Personen aus dem rechten Milieu protestieren. Er sei in verschiedenen Bauern-Chat-Gruppen, wo auch Leute mit schwarz-weiß-roten Profilbildern seien, damit könne und möchte er nicht identifiziert werden.

Biobauer Ansgar Luzius steht auf dem Hof-Schauferts in Schönborn im Rhein-Lahn-Kreis
Biobauer Ansgar Luzius auf dem Hof-Schauferts in Schönborn. Er hat auf 130 Hektar Milchkühe, Hühner, und Ackerbau.

Für beide Biobauern ist das eigentliche Problem die niedrigen Preise, die sie für ihre Produkte bekommen. Wenn man beispielsweise zwei Cent mehr pro Liter Milch bekommen würde, wäre laut Luzius die Diskussion um die Subvention des Agrardiesels für viele hinfällig.

RLP

Schulstart nach Weihnachtsferien Bauernproteste: Deshalb durften viele Schüler zu Hause bleiben

Am ersten Schultag nach den Ferien behinderten Bauern landesweit den Straßenverkehr. Viele Schüler hatten deshalb Probleme mit dem Schulweg. So haben die Schulen reagiert.

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ruft nicht zum Protest auf

Der Biobauer und Vorsitzende des Landesverbands AbL Rheinland-Pfalz/Saarland, Ralf Wey, aus Moselsürsch hatte dem SWR im Vorfeld mittgeteilt, sein Verband rufe seine Bauern nicht zum Protest am Montag (8.1.) auf, stellte es ihnen aber frei. Er sei für einen friedlichen, konstruktiven und zielführenden Protest und wolle nicht zu Hass und Hetze beitragen. Er finde, die aktuellen Forderungen des Bauernverbands seien nicht zukunftsorientiert. Sein Verband fordere in seinem "Sechs-Punkte-Plan" unter anderem einen fairen Preis für Milchbauern und eine gerechte Entlohnung für den Umweltschutz der Bauern.

Bad Neuenahr-Ahrweiler

Aufruf über Social Media galt Demo am 8. Januar Spontane Bauerndemo mit 100 Traktoren in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Mit rund 100 Traktoren haben Landwirte am Donnerstagnachmittag in Bad Neuenahr-Ahrweiler gegen Sparpläne der Bundesregierung protestiert. Der Protestzug hatte sich spontan formiert.

Koblenz

Proteste gegen Sparpläne der Bundesregierung Landwirte mit Groß-Demo in Koblenz "sehr zufrieden"

Rund um Koblenz haben am Freitagabend Landwirte erneut gegen die Sparpläne des Bundes protestiert. Rund 1.000 Teilnehmer waren mit Traktoren auf den Straßen unterwegs.

RLP

Traktorkolonnen und Straßenblockaden FAQ: Darum geht es bei den Bauernprotesten in RLP

Seit Wochen sorgen die Bauernproteste in Rheinland-Pfalz für Störungen des öffentlichen Lebens. Hintergrund sind Sparpläne der Bundesregierung, die inzwischen entschärft wurden.

Stand
Autor/in
SWR

Kommentare (32)

Bisherige Kommentare
32

Die Kommentarfunktion zu dieser Seite wurde geschlossen.

  1. Kommentar von
    SWR Aktuell
    Verfasst am

    Liebe Nutzerinnen und liebe Nutzer, die Kommentarfunktion für dieses Thema wird nun geschlossen. Entscheidende neue Aspekte, die einer konstruktiven Diskussion förderlich wären, sind nicht mehr hinzugekommen. Vielen Dank für Ihre rege Diskussion! Das Team von SWR Aktuell

  2. Kommentar von
    Hedda Nees
    Verfasst am

    Im Grund müssten alle Menschen auf die Strasse gehen und gegen die Politik der jetzigen Regierung protestieren, denn nicht nur viele Bauern kämpfen ums Überleben, viele Menschen wissen nicht mehr wie sie mit ihrem Lohn Miete, Heizung, Essen bezahlen sollen. Und diese Misere ist nicht vom Himmel gefallen, sie ist hausgemacht. Ich hoffe, diese Demonstrationen werden zu einer grossen Widerstandsbewegung, dem sich die Mehrheit der Deutschen anschliesst, gegen eine Regierung, die Politik gegen ihr eigenes Volk macht. Den Herren Bonn und Luzius rate ich, doch mal einen Kommentar von Ernst Wolff zu lesen und die Dinge in einem grösseren Zuammenhang zu sehen.

  3. Kommentar von
    Beatrice
    Verfasst am

    Dieses stecken bleiben im Alten, ist nicht das, was für mich Zukunft bedeutet. Danke für den Mut, dass die Bauern ihren Namen und ihr Gesicht gezeigt haben. Hoffentlich kommen wir ins Gespräch. Hoffentlich wird unser Land wieder ein bisschen offener und demokratischer. Wir müssen miteinander reden, zuhören und mitdenken. Toller Bericht. Vielleicht sage ich das auch, weil es meiner Meinung entspricht.

  4. Kommentar von
    Thomas Bitzer
    Verfasst am

    Ich habe Verständnis für die Landwirte, aber nicht für den Protest gegen die Bürger. Viele Bürger haben nichts gegen 2 cent mehr für die Milch oder das Kilo Kartoffeln aber da müsste man sich mit den großen Player auseinandersetzen. Wenn wie hier in Singen nichts mehr geht und man über Stunden mit zu spät kommenden Bussen, Hupkonzert und versperrter Autobahauffahrt konfrontiert ist, dann ärgert man damit Bürger die jahrelang die Subventionen brav gezahlt haben. Aber Subventionen sind immer ungercht. Jeder hat ein Grund dafür warum er Geld braucht/ will. Die Probleme der Bauern müssen über den Preis ihrer Produkte geregelt werden nicht über Subentionen. Und wenn ich denke, dass gerade mit dem Protest viele Nebenerwerbsbauern mehr Geld verblasen durch Teilnahme als dass sie an Subention bekommen... Ich verstehe die Welt nicht mehr und die agressive Art der Demos erst recht nicht

  5. Kommentar von
    Ds
    Verfasst am

    Mann muss sich allerdings auch vor Augen halten, allein in 2022 hat die biohof schauferts gbr ca.60000€ an EU Subventionen erhalten ( agrar-fischerei-zahlungen.de). Und dann aber trotzdem jammern auf höchstem Niveau in einer swr Doku seiner Schwester.

  6. Kommentar von
    Nadine
    Verfasst am

    Blockaden führen bei mir zu Ablehnung. Blockaden helfen nicht weiter. Handeln im konstruktiven Sinne ist nicht immer einfach, bringt aber langfristig Ergebnisse und ermöglicht Freunde. Freundlich gesinnte Menschen möchte jeder gerne als Kunden. Kunden ausbremsen, wie heute morgen am 8.1.24 geht gar nicht. Ihr bremst euch dadurch selbst aus. Negative Handlungen erzeugen negative Handlungen. Bitte einmal darüber nachdenken. Was erzeugen also positive Handlungen? Macht das Beste draus, aber nicht so!

  7. Kommentar von
    Ray
    Verfasst am

    Ganz recht. Die Demos treffen Unbeteiligte mehr als Beteiligte. Auch nutzt es nicht, gegen wegfallende Dieselsubventionen aufzustehen. Die Industrie und Zwischenhändler hinter den Bauern treiben die Preise in die Höhe. Da muss das Niveau runter, dann können Bauern genau so den Diesel bezahlen wie andere Unternehmen. Faire Preise für die Bauern, verhaltene Kalkulationen der weiterverarbeitenden und verkaufenden Betriebe danach. Dann klappt das. Wenn wir da nicht hinkommen kauft der Kunde weniger, da er sich mehr gar nicht leisten kann/will. Das schadet am Ende allen.

  8. Kommentar von
    Cornelia K
    Verfasst am

    Vielen Dank für diesen Bericht und Respekt an alle Landwirte, die sich nicht von rechts einspannen lassen!

  9. Kommentar von
    Anna
    Verfasst am

    Den Landwirten die Daumenschrauben anzulegen, ist sicherlich der falsche Weg. Allerdings muss sich auch die Landwirtschaft bewegen und verändern. Warum wandelt man schädliche Subventionen nicht in positive um? Warum werden die Bauern für umweltfreundliche Maßnahmen nicht entsprechend entlohnt? Warum schafft man nicht mehr Anreize? Auch und nicht zuletzt durch faire Preise! In der Landwirtschaft muss sich so viel ändern - auch wenn ich die aktuellen Bauernproteste für überzogen und nicht verhältnismäßig erachte, so hoffe ich dennoch, dass dadurch eine längst überfällige Diskussion in Gang gesetzt wird, die sowohl die Missstände in der Landwirtschaft aufzeigt, als aber auch Lösungswege ermöglicht, mit denen unsere Bauern unterstützt werden. Wir sollten zusammenarbeiten und nicht gegeneinander!

  10. Kommentar von
    Maria
    Verfasst am

    Vielen Dank für diesen Artikel. Das Demonstartionsrecht ist wichtig und gut, aber nicht gleichzusetzen mit das Land lahmlegen. Demonstrare heisst zeigen, das hat rein gar nichts mit Blockieren zu tun. Demokratie bedeutet gewaltfrei Kompromisse zu finden. Und warum will man unbedingt jetzt die Regierung stürzen? Dafür gibt es in der Demokratie Wahlen. Ich habe die jetzige Regierung auch nicht gewählt und finde vieles derzeit nicht gut. Aber bei der nächsten Wahl kann ich wieder mein Kreuz setzen, selbstverständlich nur bei einer demokratischen Partei. Und ich kann mich in meinem persönlichen Umfeld engagieren, z. B. Mit konkreten kommunalen Themen. Biobauern in der Region unterstützen und auch mal ein paar Cent mehr für Milch, Eier und Fleisch bezahlen.