Zwei Jahre lang haben Dirk Röllecke aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und seine 14 Mitstreiter von der "Interessengemeinschaft Lufthistoriker Ahr" hartnäckig nach dem Wrack gesucht. Dann endlich hatten sie es gefunden. Zeitzeugen hatten ihnen erzählt, dass in der Nähe ihres Dorfes im Kreis Ahrweiler am 17. Dezember 1944 zwei deutsche Jagdflugzeuge abgestürzt waren.
Der Pilot eines der beiden Flugzeuge habe damals mit dem Fallschirm abspringen können, berichteten die beiden Augenzeugen. Er sei leicht verletzt von Bewohnern in ihren Ort gebracht worden. Später habe ihn die Wehrmacht abgeholt. Aus der anderen abgestürzten Maschine aber sei kein Fallschirm-Absprung beobachtet worden.
Deshalb vermutet Dirk Röllecke, dass der Pilot bei dem Absturz ums Leben kam und seine Leiche sich noch im Wrack befindet. "Wir versuchen das Schicksal des Piloten jetzt zu klären. Der Mann gehört auf einen deutschen Soldaten-Friedhof", sagt Röllecke.
Lufthistoriker halten Absturzort des Jagdfliegers geheim
Den genauen Absturzort halten die Hobbyhistoriker aus Bad Neuenahr-Ahrweiler momentan aus Sicherheitsgründen noch geheim. Im Sommer aber wollen sie das Wrack des Jagdflugzeugs selbst ausgraben und bergen. Das Genehmigungsverfahren bei den zuständigen Behörden in Rheinland-Pfalz läuft.
Bei der Suche nach der Absturzstelle werteten Dirk Röllecke und seine Mitstreiter unter anderem historische Luftbilder aus den USA aus. Als sie davon ausgingen, sie gefunden zu haben, suchten sie nach eigenen Angaben mit Metalldetektoren auf dem Acker. Dort fanden sie viele kleine Blechteile und gruben sie aus. Ein Teil trägt die Nummernkombination 9-801.822-705.11
Die Hobby-Luftkriegshistoriker fanden heraus, dass diese Zahlen zu einem BMW-801-Motor gehören, der in einem deutschen Jagdflugzeug vom Typ Fokke-Wulf (FW 190A8) verbaut war.
Jagdflieger-Wrack im Kreis Ahrweiler soll im Sommer geborgen werden
Nach diesem Fund wurde von dem Acker ein geomagnetisches Luftbild gefertigt. Es zeigt viele dunkelblaue Flecken. "An diesen Stellen liegt Eisen im Boden", erklärt Röllecke. Er ist sich sicher: "Es handelt sich um Motor, Fahrwerk, Propeller und Bordkanonen des Flugzeugs."
Das Ausgraben des Wracks soll im Sommer beginnen, es wird voraussichtlich vier Tage lang dauern. Vor Ort werden Experten der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz dabei sein, außerdem wohl auch Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes und die Polizei. Das sei nötig, "weil noch Munition des Jagdflugzeugs im Boden liegt und abtransportiert werden muss", erläutert Röllecke.
Sollten die sterblichen Überreste des Piloten gefunden werden, werde die Polizei ein Ermittlungsverfahren einleiten und die Staatsanwaltschaft verständigen.
Hobby-Lufthistoriker schätzen, dass es viele andere Wracks im Ahrkreis gibt
Dirk Röllecke und seine Mitstreiter sind die ersten Hobbyhistoriker in Rheinland-Pfalz, die mit Genehmigung der Generaldirektion Kulturelles Erbe und der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Ahrweiler eine solche Bergung selbst durchführen. Das sei eine große Herausforderung, sagte Röllecke dem SWR. "Es kann viel schiefgehen - aber wir wollen professionelle und perfekte Arbeit abliefern."
Sollten die aus dem Acker geborgenen Wrackteile in einigermaßen gutem Zustand sein, möchten die Luftkriegshistoriker sie gerne ausstellen. Mit dem Kreis Ahrweiler liefen zu diesem Thema noch Gespräche, so Dirk Röllecke.
Der Verein geht davon aus, dass es weitere nicht geborgene Flugzeugwracks im Landkreis Ahrweiler gibt. Er schätzt, dass im Zweiten Weltkrieg rund 400 Flugzeuge im Kreisgebiet abgestürzt sind. Alliierte Bomberverbände und deren Begleitschutz nutzten den Korridor zwischen Köln und Koblenz, um nach Deutschland hinein zu fliegen, denn hier standen nur wenige Flak-Stellungen. Über dem Ahrtal habe es häufig Luftkämpfe mit deutschen Jagdflugzeugen gegeben.