Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, forderte dazu auf, den aktuellen Krisen wie dem Ukraine-Krieg oder Klimawandel die spendende Kraft der Ostergeschichte entgegenzustellen.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sagte in seiner Predigt: "Wir schauen auf eine Welt, die von Gewalt und Tod geprägt ist, wo wir den Schrei Jesu nach dem Vater für angemessen halten als vertrauensvolle Hingabe." Menschliche Erfahrungen würden helfen, das Schreckliche fruchtbar für den Glauben und das eigene Leben machen zu können.
Bätzing und Georgens: Stiller Feiertag wichtig
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der katholische Bischof im Bistum Limburg, Georg Bätzing, sagte in seiner Predigt am Karfreitag, die Stille des Karfreitags und des Karsamstags öffne den Raum zu einem großen Geheimnis. Jesus sei mit seinem Tod in das Reich Gottes gelangt. In der Stille seien die Menschen mit diesem Geheimnis verbunden.
Auch der Speyerer Weihbischof Otto Georgens verwies in seiner Predigt auf den Wert des Karfreitags als "stillen Feiertag". Es sei gut, dass es diesen Tag gebe, der letztlich auf Ostern und die Botschaft der Auferstehung hinführe. Der sterbende Jesus am Kreuz sage nicht "Es ist vorbei" oder "Das war's dann wohl", sondern "Es ist vollbracht".
Ackermann: Jesus öffnet Tür zu Gott
Der Eindruck, dass allerdings noch längst nicht alles vollbracht sei, sei berechtigt, so der Trierer Bischof Stephan Ackermann in seiner Predigt. Als Beispiele für millionenfaches Leid nannte er die Situation der Menschen in Syrien, im Jemen oder in der Ukraine. Leid erlebten auch Menschen, die jahrelang körperliche oder seelische Qualen litten und keine wirksame Hilfe fänden.
Auch an Gläubigen nage angesichts des Leids immer wieder der Zweifel: "Wir spüren die Spannung, die bleibt, und die nicht fromm zu übertünchen ist." Zugleich gebe es jedoch auch Hoffnung, denn mit Jesus sei derjenige gestorben, "von dem wir glauben, dass sich in ihm Himmel und Erde berühren und den wir deshalb 'Sohn Gottes' nennen". Jesus sei "die offene Tür, durch die wir nicht nur die neue Welt Gottes sehen können, sondern die wir durchschreiten können, um Anteil zu bekommen an seinem Leben, an seinem Licht, an seinem Frieden".
Wüst: Durch den Tod ins Leben
Die evangelische pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst sagte in Speyer, Christinnen und Christen seien über das Geschehen an Karfreitag und Ostern hineingenommen in den Weg von Jesus Christus "ans Kreuz, durchs Kreuz, durch das Reich des Todes in einen Ostermorgen, ins Leben".
Der Karfreitag mache Mut, hinzuschauen, sich den Schattenseiten des Lebens und der eigenen Verletzlichkeit zu stellen. "Und das ist möglich, weil ich weiß, dass die Geschichte weitergeht, dass der Weg durchs Kreuz ins Leben führt, dass am Ostermorgen die Sonne aufgeht, dass das Leben das letzte Wort hat", sagte die Kirchenpräsidentin. Diese Hoffnung gebe der Seele die Resilienz, die es brauche, "um auszuhalten und durchzuhalten".