Zwölf Radtaschen, Ersatz-Zahnräder, unzählige Schräubchen und Thermo-Schlafsäcke stapeln sich in Garage und Schlafzimmer. "Davon müssen wir noch einiges aussortieren", erklärt Lukas Bion, der gemeinsam mit Freundin Lotta Schaefer inmitten der ausgebreiteten Ausrüstung steht. Denn ab Samstag zählt jedes Kilo, das zu viel an ihren Reise-Fahrrädern hängt. Das junge Lehrer-Paar hat eine beachtliche Tour vor sich: Sie wollen ganze 8.000 Kilometer radeln – von der Westpfalz bis in den Iran.
Radtour vom Westen der Pfalz bis in den Iran
Dem 31-Jährigen und der 25-Jährigen sind abenteuerliche Touren nicht neu. Lukas Bion lief schon zu Fuß von seinem Wohnort Vinningen im Kreis Südwestpfalz bis zum Nordkap und sammelte Spenden unter dem Motto "1 Million Schritte für Unicef". Das Paar lernte sich vor dreieinhalb Jahren beim Wandern auf einem Geröllfeld in Finnland kennen. Seither touren und strampeln die beiden gemeinsam durch Deutschland und Europa. Nun nehmen sich Lotta Schaefer und Lukas Bion eine neue Herausforderung vor die Brust.
Die Inspiration, den Iran zu bereisen, bekam Bion durch ein Gespräch mit einem Paar, das schon alle Ecken der Welt mit dem Fahrrad erkundet hatte. "Ich fragte die beiden: 'So ein absolutes Highlight habt ihr wohl nicht nach so vielen Orten, oder?' Die beiden sagten: 'Doch, der Iran!'" Seither beschäftigte sich Bion immer mehr mit dem Land, hörte von der Gastfreundschaft, der Kultur und den beeindruckenden Landschaften.
Reise in den Iran ohne Zeitlimit
Für ihre Tour in den Iran hat sich das junge Lehrerpaar zeitlich kein Limit gesetzt. "Wir möchten von Deutschland aus über Österreich nach Slowenien, dann die Adria herunterfahren, nach Kroatien, Albanien, immer weiter runter bis nach Griechenland", sagt Lotta Schafer und fährt mit ihrem Finger über einen Globus. "Danach wollen wir im Norden der Türkei am Schwarzen Meer entlangfahren über Georgien nach Aserbaidschan und dann versuchen, in den Iran einzureisen. Falls das nicht möglich ist, setzen wir über das Kaspische Meer über nach Turkmenistan."
Rechnerisch könnten Lukas Bion und Lotta Schaefer den Iran im Sommer erreichen, doch die beiden haben sich zeitlich kein Limit gesetzt. Wie viele Kilometer sie am Tag zurücklegen oder ob sie noch eine Schleife fahren, wollen sie flexibel entscheiden. "Jetzt im Winter können wir ja ohnehin nicht so lang abends noch fahren, weil es früher dunkel wird. Im Sommer kann man auch noch bis sieben oder acht Uhr weiterfahren", sagt Schaefer, woraufhin ihr Freund zu lachen beginnt. "Lotta würde am liebsten abends noch viel länger weiterfahren. Ich schlag dann immer vor, mal eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen."
Paar sammelt auf Radtour für Unicef und andere Projekte
Was die beiden tun, sobald sie am Ziel sind, stehe auch noch nicht genau fest. "Dann kann es auch noch ein bisschen weiter gehen: nach Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan", sagt der 31-Jährige. Lotta Schaefer fügt an: "Uns ist es wichtig, dass wir uns nicht einfach in einen Flieger zurück setzen, das wäre ein zu großer Bruch mit der Reise bis dahin." Sie könne sich vorstellen, einen Teil der Rückreise per Boot, Bus oder auch Flugzeug zurückzulegen, aber auf jeden Fall einen Teil zu radeln.
Das Paar verbindet die Radtour mit einer Spendenaktion. Während der Reise wollen sie über einen Blog und via Instagram Familie, Bekannte und Reise-Begeisterte auf dem Laufenden halten. Gleichzeitig sammeln sie Spenden für ausgewählte Aktionen: für eine Krankenstation in Uganda, eine Vorschule in Tansania und für Unicef.
Lukas Bion aus Vinningen packt die letzten Radtaschen
Mit kritischem Blick sortieren die beiden in den letzten Stunden vor ihrem Start in Vinningen und Kröppen in der Südwestpfalz nochmal ihre Funktionskleidung, zahlreiche Fahrrad-Ersatzteile und Solarzellen zum Aufladen der Handys durch. Die gesamte Ausrüstung muss in den vielen Fahrradtaschen und Rucksäcken Platz haben. Rund 30 Kilo wollen sie an Gepäck auf einem Rad mitnehmen.
Da zieht Lukas Bion einen Zettel aus seiner Hosentasche und wendet sich seiner Freundin zu. "Das hast du mir irgendwann mal geschenkt: ,Ein Gutschein für eine Fahrradtour'. Den löse ich jetzt ein", sagt er und lacht. "Beim nächsten Mal solltest du vielleicht eine zeitliche Begrenzung dazu schreiben. Das könnte ansonsten ausarten."