Viele Fallschirmjäger aus der Niederauerbach-Kaserne in Zweibrücken sind zurzeit auf Zypern stationiert. Im Notfall sollen sie helfen, Menschen aus dem Nahen Osten auszufliegen - sollte der Krieg im Gaza-Streifen zum Beispiel weiter eskalieren.
Begleitet werden die Soldaten von Militärpfarrer Markus Konrad. Er ist 52 Jahre alt, es ist sein erster Auslandseinsatz mit den Soldaten. Er kommt ursprünglich aus dem Bistum Mainz, ist für sechs Jahre als Militärpfarrer quasi "ausgeliehen". SWR Aktuell konnte mit ihm kurz vor dem Weihnachtsfest sprechen.
SWR Aktuell: Der Job als Militärpfarrer ist ja schon etwas ganz anderes als der normale Job eines Pfarrers. Wie ist das für sie persönlich?
Markus Konrad: Ich glaube, Militärseelsorge ist so was wie Seelsorge am Arbeitsplatz. Ich erlebe natürlich noch viel mehr im Einsatz die Kameraden bei dem, was sie tun, was sie erleben, was ihnen widerfährt, die Herausforderung des Dienstes - und zwar ganz unmittelbar.
Ich sage jetzt mal ein bisschen, das meine ich nicht despektierlich: Ich trage die gleichen Klamotten, damit gehört man dann schon so ein Stück weit dazu und man sitzt abends zusammen und reflektiert vielleicht noch mal den Tag und kommt ganz viel ins Gespräch. Ich glaube, ich bin den Menschen näher in diesem Moment, als ich vielleicht dran war als Gemeindepfarrer.
SWR Aktuell: Jetzt sind Sie gerade auf Zypern. Wie ist das für Sie und vor allen Dingen für die Soldaten? Einfach zu wissen: Es kann jederzeit soweit sein, dass sie in den Einsatz geschickt werden. Und dass Sie an den Feiertagen nicht zu Hause sein können?
Markus Konrad: Die Bundeswehr hält Kräfte bereit, die ins Ausland gehen können, um von dort deutsche Staatsbürger wieder auf sicherem Weg nach Hause zu bringen. Das heißt, da ist eine relativ schnelle Reaktionszeit gefragt. Innerhalb von kurzer Zeit können sich manche Situationen verschärfen. Und das ist, glaube ich, für die Kameraden und Kameradinnen schon eine große Herausforderung. Also irgendwie immer das Gefühl zu haben, auf dem Sprung zu sein.
Die Fallschirmjäger aus Zweibrücken hier sind gut ausgebildet und die machen das auch mit sehr viel Herzblut - und wollen das auch machen. Jetzt ist manchmal die Weltsituation so, dass sich der Einsatz ein bisschen länger hinzieht. Und deshalb sind wir hier und warten und hoffen natürlich auch, dass letzten Endes nichts passiert.
SWR Aktuell: Hat man da Zeit, Weihnachten zu feiern? Und wie sieht denn so eine Feier auf dem Stützpunkt aus?
Markus Konrad: Wir haben auch die adventlichen Sonntage schon ein bisschen weihnachtlich geprägt. Das geht vielleicht ein bisschen rustikaler. In einem Zelt sitzen dann die Kameraden und man feiert zusammen Gottesdienst, man trinkt auch einen Glühwein. Im Rahmen dessen, wie das möglich ist. Die, die dürfen, und die, die kein Fahrzeug mehr bewegen.
Man singt zusammen, man betet zusammen, man hört auch adventliche Lieder aus dem Internet. Wir haben auch einen Christbaum, den haben die Kameraden mit Knicklichtern geschmückt. Das ist dann ein bisschen eine heimelige Atmosphäre.
SWR Aktuell: Wie wichtig ist es den Soldatinnen und Soldaten, einen Pfarrer mit dabei zu haben - gerade jetzt an den Feiertagen?
Markus Konrad: Ich glaube, der Vorteil von uns Militärpfarrern ist, dass wir zwar ganz nah dran sind, auch mit Uniform. Aber trotzdem irgendwie außerhalb der militärischen Hierarchie stehen - wir sind ja nicht an Befehle gebunden. Ich glaube, diesen Raum der Vertraulichkeit nutzen dann die Soldaten. Ein Kamerad hat zu mir gesagt: "Sie sind der weihnachtliche Repräsentant" - und das ist, glaube ich, auch kostbar.
SWR Aktuell: Gibt es auch Kameraden, die sich an Weihnachten zu ihren Familien schalten per Handy oder Laptop und dabei sind, während Frau und Kinder oder Mann und Kinder unterm Tannenbaum sitzen und Geschenke aufmachen? Oder ist das eher ungewöhnlich?
Markus Konrad: Also ich glaube schon, dass man natürlich hier die Gelegenheit hat. Man sieht, wie die Kameraden mit ihrem Handy dann auch zu Hause tatsächlich die Kinder begleiten, die jetzt spielen oder andere Dinge machen. Das ist schon sehr berührend.
SWR Aktuell: Es wird aber auf jeden Fall ein anderes Weihnachten für Sie als normalerweise ...
Markus Konrad: Was den Kameraden gut tut, ist, dass ihr Dienst sehr wertgeschätzt wird. Ich bin normalerweise an Weihnachten in Mainz-Gonsenheim unterwegs - halte dort Gottesdienste mit ganz vielen Menschen. Ich sage ehrlich: Das vermisse ich auch in bisschen.
Und gleichzeitig ist es eine tolle Erfahrung, dass viele Menschen zu mir gesagt haben: Herr Pfarrer, die Soldaten, da gehen sie hin - das ist wichtig, dass da jemand dabei ist. Das ist eine Resonanz, die sollten die Soldaten auch so erfahren. Auch diese positive Wertschätzung, die ist wichtig. Wir müssen die Soldatinnen und Soldaten auch ein Stück mittragen.
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