In einem Raum bei Wildparkchef Harald Schauß im Kreis Kusel stehen mehrere Pappkartons. Über jedem Karton hängt eine Wärmelampe. Und aus jedem Karton ist lautes Piepen und Fiepen zu hören. "Die Vogelküken haben Hunger", erklärt Harald Schauß. Alle zwei Stunden müssen diese gefüttert werden. In einem Karton, der mit weichem Heu ausgepolstert ist, sitzen zwei etwa handgroße Küken. Der Nachwuchs eines Anden-Kondorpärchens.
Küken der Anden-Kondore im Wildpark Potzberg fressen und schlafen
Die kleinen Anden-Kondore haben bereits einen ganz dünnen weißen Flaum und einen kahlen, dunklen Kopf mit einem ausgeprägten Schnabel. Schauß nimmt eines der Vögelchen hoch und setzt es auf die Anrichte. Das Futter hat er in einem kleinen blauen Eierbecher vorbereitet: Eine rote, stark pürierte Masse, gut mit etwas Wasser verrührt. "Lecker, lecker. Das sind Ratten und Eintagsküken", erklärt Schauß, "Fell und Flaum ab und durch die Moulinette gejackert. Kondormüsli nenne ich das." Immer wieder steckt der kleine Kondor sein Köpfchen in den Eierbecher mit dem Futter.
Kondornachwuchs im Kreis Kusel ist etwas Besonderes
Nachdem beide Küken gefüttert sind, setzt Harald Schauß sie vorsichtig in ihre Kiste. Dort schlafen sie augenblicklich wieder ein. Obwohl er schon öfter Kondornachwuchs hatte, sei das doch immer wieder etwas Besonderes, sagt Schauß. Damit die Überlebenschancen der Küken möglichst groß sind, brütet der Wildparkchef sie selbst in einem Brutkasten aus, wird so zu einer Art Mutter und spricht sogar mit den ungeschlüpften Vögelchen im Ei.
Etwa zehn Tage vor dem Schlüpfen nehme das Küken schon Kontakt mit dem Elternteil auf, sagt Schauß. Das sei in dem Fall er, daher kommuniziere das Küken dann mit ihm. "Das junge Kondorchen macht uhuhuhh. Und dann rufe ich da auch zurück, um zu animieren, dass die auch schlüpfen." Ganz schlimm sei es, wenn ein Küken kurz vor dem Schlüpfen gestorben sei. Das habe er auch schon gehabt, sagt der Wildparkchef. "Und wenn sie dann reinschauen ins Ei und dann ist da so ein voll entwickeltes, süßes Kondorchen drin und ist tot, das geht einem schon an die Substanz."
Jedes Jahr viel Nachwuchs im Wildpark Potzberg
Im Brutkasten hat Harald Schauß noch zwei weitere Kondoreier. Er hofft, dass auch aus ihnen bald zwei gesunde Küken schlüpfen. Neben den Kondorküken gibt es auch schon Nachwuchs von anderen Vogelarten. Außerdem haben vor wenigen Tagen zwei Rentierkälber im Wildpark Potzberg im Kreis Kusel das Licht der Welt erblickt. Die beiden tollen schon fröhlich mit ihren Müttern auf der Wiese herum. Wenn es endlich wärmer wird, "dann geht es Schlag auf Schlag", sagt Harald Schauß. Dann können die Besucher bald viele Tiere samt Nachwuchs sehen.