SWR-Aktuell: Wie sind die Friedenstage in Kirchheimbolanden entstanden?
Professor Norbert Willenbacher: Die Friedenstage entstanden vor 50 Jahren, initiiert vom damaligen protestantischen Pfarrer. Zwei zentrale Themen prägten die Gründung: Die Angst vor einem neuen militärischen Konflikt während des Kalten Krieges und die Schwierigkeit, über die NS-Vergangenheit zu sprechen. Es war eine Zeit, in der sich Pädagogen verstärkt mit Friedenserziehung beschäftigten – die Botschaft lautete: Frieden kann und muss man lernen.
Aktuelle Konflikte machen Friedenstage noch wichtiger
SWR-Aktuell: Warum sind die Kirchheimbolander Friedenstage gerade heute wichtiger denn je?
Norbert Willenbacher: Friedenstage sind immer wichtig, da es weltweit immer Konflikte gibt. Doch aktuell mit dem Krieg in der Ukraine und dem Gaza-Streifen, fühlen wir uns in Europa besonders betroffen. Sie geben uns Raum, diese Krisen zu reflektieren und an Lösungen für ein friedliches Zusammenleben zu arbeiten – lokal wie global.
SWR-Aktuell: Welche Highlights gab es für Sie in 50 Jahren Friedenstage?
Norbert Willenbacher: Zu den Höhepunkten gehören Veranstaltungen wie die jährliche Gedenkfeier am 9. November für die Opfer des Holocaust, die jedes Jahr rund 150 Menschen anzieht. Auch beeindruckende Preisträgerinnen wie die Umweltaktivistin und Seenotretterin Carola Rackete haben mit ihren Reden inspiriert. Die Vielfalt der Themen – von internationaler Politik bis zu gesellschaftlichem Zusammenhalt – macht die Friedenstage einzigartig.
Jubiläumsgala zu 50 Jahre Friedenstage Kirchheimbolanden
SWR-Aktuell: Was haben Sie für die Jubiläumsgala in Kirchheimbolanden geplant?
Norbert Willenbacher: Die Gala bietet eine feierliche Preisverleihung an zwei Preisträger: "Standing Together" aus Israel und das Museum in Winnweiler. Neben Festreden, etwa vom Innenminister, gibt es Musik – vom klassischen Streichquartett bis zu einem besonderen Auftritt eines früheren Preisträgers, der Punk mit Klassik kombiniert. Außerdem stellen Preisträger ihre Projekte vor, was wir "Markt der Hoffnung und Zuversicht" nennen.
SWR-Aktuell: Welche Themen beschäftigen die Kirchheimbolander Friedenstage in der Zukunft?
Norbert Willenbacher: Die Themen für die Zukunft werden in einem Arbeitskreis mit verschiedenen Akteuren festgelegt. Ein möglicher Schwerpunkt könnte die Bedrohung der Demokratie sein, die wir aktuell weltweit beobachten – ob in Europa, Südkorea oder anderswo. Ziel bleibt, den Dialog über Frieden in all seinen Facetten fortzusetzen und Lösungen zu finden, wie wir friedlich zusammenleben können.