Pfarrerin Susanne Wildberger steht mit ausgebreiteten Armen vor dem Himmelsbriefkasten auf dem Kaiserslauterer Hauptfriedhof. Kurz hinter dem Haupteingang zur Rechten hat er unter einem kleinen Holzdach seinen Platz gefunden. Rundherum Blumen, Bänke und ein großer Baum, der Schatten spendet.
Pfarrerin weiht Himmelsbriefkasten in Kaiserslautern ein
"Gott segne unsere Wege, Trost zu finden. Mit diesem Briefkasten und Miteinander. Gott segne uns alle, Amen." Mit diesen Worten übergibt die Pfarrerin den bunt bemalten Himmelsbriefkasten offiziell seiner Bestimmung. Trauernde können hier ab sofort Briefe an verstorbene Menschen einwerfen. Franziska Emrich vom Hospizverein Kaiserslautern erklärt, dass zu Lebzeiten oft Vieles aus ganz unterschiedlichen Gründen ungesagt bliebe. Mit der Möglichkeit, Briefe an Verstorbene zu schreiben, könne sich der Hinterbliebene nun mit seiner Trauer auseinandersetzen.
Der Himmelsbriefkasten wird von den Mitarbeitern des Hospizvereins regelmäßig geleert. Die Briefe werden zunächst in einem verschlossenen Behälter aufbewahrt. Wenn genug zusammengekommen sind, werden sie in einer kleinen Zeremonie verbrannt, erzählt Franziska Emrich. Mit nur wenigen Mitarbeitern werden die Briefe in einer eigens angeschafften Feuerschale aus Metall verbrannt. Dabei werde innegehalten und der Verstorbenen gedacht, so Emrich. Die Asche soll anschließend im Wald verstreut werden.
Himmelsbriefkasten ist ein neues Trauerangebot in Kaiserslautern
Jeder Mensch trauere anders, erklärt Franziska Emrich. Daher sei es sinnvoll, verschiedene Möglichkeiten anzubieten, wie Hinterbliebene mit ihrem Schmerz umgehen können. Der Himmelsbriefkasten ist in Kaiserslautern ein neues Angebot. Die Möglichkeit, Briefe zu schreiben, die niemals irgendjemand lesen werde, gebe den Hinterbliebenen ganz andere Möglichkeiten, zu trauern. "Sprache formt Wirklichkeit", sagt Franziska Emrich. Und auch Rituale seien wichtig in der Trauerarbeit.
Durch Schreiben und Verbrennen eines Briefes abschließen
Einen Brief zu schreiben, diesen in den Himmelsbriefkasten zu werfen und am Ende zu verbrennen, sei für viele Menschen eine gute Möglichkeit abzuschließen, meint Franziska Emrich vom Hospizverein. Natürlich wisse jeder, dass die Zeilen den Verstorbenen nicht wirklich erreichten, so Emrich. Aber das Ritual und die Vorstellung, dass man den Verstorbenen damit erreicht, sei wichtig, um Abschied nehmen und loslassen zu können.
Kaiserslautern bekommt noch mehr Himmelsbriefkästen
Neun weitere Briefkästen hat der Hospizverein Kaiserslautern geordert. Die werden alle unterschiedlich bemalt und nach und nach an weiteren Orten in der Stadt und im Kreis Kaiserslautern aufgestellt - damit möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, ihren Verstorbenen einen Brief zu schreiben.