Heinz Peter Dilly steht auf einer Wiese, im Hintergrund Weinberge und die beschauliche Kulisse des 1000-Einwohner-Orts, läutende Kirchtürme und der rauschende Moschelbach. Genau hier unter seinen Füßen soll 2024 sein nächstes Großprojekt in die Höhe wachsen – ein großes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) für Obermoschel und die umliegenden Gemeinden des Donnersbergkreises.
Kampf gegen Ärztemangel: Obermoschel soll eigenes MVZ bekommen
Größer könnte der Kontrast zur aktuellen Situation in Obermoschel und Schiersfeld im Donnersbergkreis nicht sein. Denn im Sommer 2022 gingen die Allgemeinmediziner Uwe Mannsweiler und Beate Heinzen in den Ruhestand, und hinterließen in der ländlichen Region eine große Lücke. "Sehr viele Patienten waren ohne ärztliche Versorgung, weil die Praxen im Umfeld keine Kapazitäten hatten sie aufzunehmen", berichtet Anke Lahm aus Obermoschel. "Die Leute waren ratlos. Mir haben Patienten erzählt: ,Wenn jetzt etwas ist, muss ich den Notarzt rufen'", sagt Lahm, die nun Teil des neuen Praxisteams ist.
Also machte sich Ralf Beisiegel, Bürgermeister von Obermoschel, auf die lange Suche nach einer Nachfolgelösung und musste dabei einige Rückschläge hinnehmen. "Wir haben auf der Internetplattform ,Ort sucht Arzt' inseriert. Obwohl wir einen kostenfreien Bauplatz und eine kostenfreie Mietwohnung angeboten haben, hat sich dafür keiner interessiert", so der Ortsbürgermeister.
Bürgermeister von Obermoschel suchte händerringend Praxis-Nachfolge
Schließlich gründete er mit anderen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus der Region die Interessengemeinschaft "Landärzte". Erste Gespräche mit interessierten Ärzten verliefen im Sande. Bis, ja bis Beisiegel auf den Arzt und Medizinunternehmer Heinz Peter Dilly zuging.
Dieser hat bereits in Hargesheim im Kreis Bad Kreuznach ein MVZ errichtet, das "Forum Valentinum", sowie mehrere Nebenstandorte. "Wir kamen zum Konsens, dass Herr Dilly die geschlossene Praxis von Herrn Mannweiler als Übergangslösung übernimmt – als eine weitere Filiale seines MVZ", so Beisiegel.
Ab Februar will Dilly mit dem Personal seines Versorgungszentrums in der alten Praxis Sprechstunden anbieten. In den Tagen zuvor ist Dillys Praxisteam eifrig damit beschäftigt, die Praxisräume im Ortskern von Obermoschel mit neuer Technik auszustatten. Anke Lahm und ihre Kollegen packen Kisten aus, schrauben Stühle zusammen und schließen Drucker an – und überlegen, welche Wände sie noch streichen können.
Alte Praxisräume in Obermoschel sind nicht behindertengerecht
Da Abrechnungen und weitere bürokratische Aufgaben von Dilly und seinem MVZ übernommen werden, wollten nun auch die beiden Allgemeinmediziner Uwe Mannsweiler und Beate Heinzen aus ihrem Ruhestand zurückkommen und zumindest tageweise in der Praxis mithelfen.
"Ich habe dem Ortsbürgermeister gesagt: ,Ich gucke, dass ich da was machen kann, aber dafür brauche ich Raum'", sagt Dilly. Die alten Praxisräume im Ortskern von Obermoschel seien nicht behindertengerecht. Daher plant Dilly den Bau neuer Praxisräume nach modernen Standards, und zwar als Teil eines Medizinisches Versorgungszentrums.
Bau des neuen MVZ soll 2024 abgeschlossen sein
Mit Unterstützung der Gemeinde habe er bereits ein großes Grundstück an der Bahnhofsstraße gekauft. In dem Neubau soll neben der Hausarztpraxis auch eine Apotheke sowie weitere Praxen, beispielsweise für Physiotherapie, Platz finden. Dilly hofft, im Sommer 2024 sein nächstes MVZ beziehen zu können.
Von den weitreichenden Auswirkungen eines solchen Versorgungszentrums ist Dilly überzeugt. "Wenn man hier in dieser Gegend anfängt und an so einer Schraube dreht, bewegt man plötzlich ein großes Rad – für die Versorgung hier vor Ort."