Monika Martins ist 64 Jahre alt. Sie ist die Enkelin des Lauterer Brezelverkäufers Adam Schmadel, genannt Brezel-Adam. Sie zeigt ein schwarz-weißes Foto. Darauf zu sehen ist ein freundlich dreinblickender Herr mittleren Alters. Er hält eine Brezel in der Hand, vor ihm steht ein großer Korb, der etwa zur Hälfte mit dem Laugengebäck gefüllt ist. Aufgenommen wurde das Bild an der Straßenecke, an der heute die Bronzeskulptur des Brezel-Adam steht.
"Das Bild haben wir aus dem Archiv von Kaiserslautern", sagt Monika Martins. Es sei eines von zwei Fotos, die sie von ihrem Großvater besitzt. Monika Martins erinnert sich, dass ihr Großvater in Kaiserslautern sehr beliebt war. "Er war vor allen Dingen immer freundlich, er war beliebt und alle kannten ihn. Den Kindern hat er immer Brezeln geschenkt."
Brezel-Adam hat auch beim 1. FC Kaiserslautern Brezel verkauft
Mit ihrer Mutter sei sie, immer wenn sie als Kind mit ihr in der Stadt war, am Brezelstand vom Opa vorbeigegangen, erinnert sich Monika Martins. Aber Brezel-Adam hat seine Brezel nicht nur an der Ecke in der Lauterer Innenstadt verkauft. Er sei auch in den Gaststätten und beim FCK am Fußballplatz unterwegs gewesen.
Adam Schmadel: Vom Fabrikarbeiter zum Brezelverkäufer in Kaiserslautern
Nachdem er nach dem ersten Weltkrieg seine Arbeit in einer Fabrik verloren hatte, entschloss sich Adam Schmadel, Brezel zu verkaufen. 50 Jahre lang hat er in Kaiserslautern sein Gebäck verkauft – von 1919 bis 1969. Schon bald kannte und mochte ihn ganz Lautern. Ur-Enkelin Silvana Martins kennt noch ein paar Ankedoten aus dem Leben ihres Ur-Großvaters. Die haben ihr ältere Verwandte erzählt.
Wenn Brezel-Adam abends von der Arbeit nach hause gekommen ist, so erzählt die 37-jährige Silvana Martins, dann habe er immer die Nachrichten schauen wollen. "Und dann hat er sein Geld gezählt vom Brezelverkauf. Das hat er unter sein Kopfkissen gelegt. Und morgens, wenn er wach geworden ist, hat er es wieder gezählt, ob es immer noch passt." Er sei ein sehr genauer, aber auch sehr, sehr lieber Mensch gewesen.
Lehrer glaubt nicht, dass Brezel-Adam Ur-Großvater von Silvana Martins war
Brezel-Adam war schließlich in ganz Kaiserslautern bekannt. Anders seine Enkelin und Ur-Enkelin. Daher müssen die beiden die Menschen immer wieder überzeugen, dass Brezel-Adam wirklich ihr Großvater, beziehungsweise Ur-Großvater war. Silvana Martins habe in der Schule als Kind einen Aufsatz zu einem Denkmal in der Stadt schreiben müssen. Natürlich habe sie den Brezel-Adam gewählt, erzählt die 37-Jährige. Ihr Lehrer habe ihr daraufhin erst geglaubt, dass Brezel-Adam ihr Ur-Großvater war, nachdem sie ein Foto von ihm von zuhause mitgebracht habe.
Statue in der Innenstadt von Kaiserslautern ist Ersatz für das Grab
Immer wieder gehen Silvana und Monika Martins bewusst zum Denkmal vom Brezel-Adam in der Lauterer Innenstadt. Für sie ist die Statue eine Art Ersatz für das Grab, das es auf dem Friedhof von Kaiserlautern inzwischen nicht mehr gibt. "Schade auch für uns, weil es wäre auch ein Thema, dass man hingeht, es sich anguckt oder mal ein Foto macht", sagt Silvana Martins. Daher gehe man jetzt zur Statue wie man sonst auf den Friedhof ginge.
Liebe zu Brezeln liegt in der Familie
Brezel Adam ist 1969 mit 77 Jahren gestorben. Die kleine Bronzestatue wurde dann 1977 aufgestellt. Sie erinnert bis heute alle Lauterer an den freundlichen Brezelverkäufer, den alle mochten. Silvana und Monika Martins jedenfalls freuen sich, dass Brezel-Adam auf diese Weise im Gedächtnis bleibt. Und die Liebe zu Brezeln liegt auch irgendwie in der Familie, sagt Silvana Martins. "Wenn wir in die Stadt gehen, kaufen wir immer Brezel. Die gehören dazu. Nur schade, dass man sie nicht mehr beim eigenen Ur-Opa kaufen kann".