- Wie sieht die Bundesnetzagentur die Ausgangslage für den Winter?
- Wie weit sind die Gasspeicher gefüllt?
- Aus welchen Ländern kommt inzwischen das Gas?
- Werden die Energiepreisbremsen verlängert?
- Wird die Mehrwertsteuer auf Energie wieder erhöht?
- Wie schätzt die Landesregierung die Energieversorgung ein?
- Planen die Energieversorger in RLP Preiserhöhungen?
- Warum rät der Handel zu zeitigen Bestellungen bei Öl und Pellets?
Gasversorgung: Wie sieht die Bundesnetzagentur die Ausgangslage für den Winter?
"Die Versorgung mit Gas läuft in Rheinland-Pfalz und ganz Deutschland stabil. Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet." Das geht aus dem wöchentlichen Bericht der Bundesnetzagentur zur Gasversorgung hervor. "Die Ausgangslage für den Winter 2023/24 ist deutlich besser als vor einem Jahr", so die Einschätzung der Bundesbehörde.
Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte die Energiekrise vor gut einem Jahr ihren Höhepunkt erreicht. Damals gab es große Unsicherheiten in Deutschland, ob es genug Gas für den Winter geben würde. Die Lage hat sich seitdem entspannt. Die Preise für Gas und Strom sind wieder gesunken. Die Bundesnetzagentur rät dennoch, weiterhin sparsam beim Gasverbrauch zu sein, weil es "Restrisiken" gebe.
Zu den Risiken zähle ein sehr kalter Winter, der zu einem hohen Gasverbrauch führen könnte. Exportländer könnten dann auch ihre Lieferungen nach Deutschland einschränken, weil sie selbst mehr Gas benötigen, so die Behörde auf SWR-Anfrage. Je milder der Winter und je geringer der Verbrauch desto günstiger die Gaspreise.
Wie weit sind die Gasspeicher in Deutschland gefüllt?
Laut Bundesnetzagentur gilt: Damit die Gasversorgung für den kommenden Winter in Deutschland gesichert ist, müssen die Gasspeicher bis zum 1. November zu 95 Prozent gefüllt sein. Dieses Ziel sei schon Ende September erreicht worden, so die Behörde. Der Speicherfüllstand betrage aktuell mehr als 97 Prozent.
Der größte rheinland-pfälzische unterirdische Gasspeicher in Frankenthal ist nach Angaben des Betreibers sogar schon zu 100 Prozent gefüllt. Die jetzt schon hohen Gasspeicherfüllstände wirkten preissenkend, insbesondere auf die kurzfristigen Gaspreise, erklärte die Bundesnetzagentur.
Aus welchen Ländern kommt inzwischen das Gas?
Bis zum Frühjahr 2022 war Deutschland extrem abhängig von russischem Erdgas. Mehr als die Hälfte der benötigten Gasmengen kam bis dahin über Pipelines aus Russland. Die Einfuhren von dort wurden inzwischen gestoppt. Mittlerweile ist Norwegen der wichtigste Gaslieferant für uns. Dahinter folgen die Niederlande und Belgien. Zudem baut Deutschland seine Kapazitäten für Flüssiggas aus. Drei neue LNG-Terminals sind in Norddeutschland in Betrieb. Weitere Terminals befinden sich in Planung oder im Bau.
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Werden die Energiepreisbremsen verlängert?
Nach dem drastischen Anstieg der Strom- und Gaskosten im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung die Energiepreise gedeckelt. Mit Preisbremsen für Strom (40 Cent je Kilowattstunde), Gas (12 Cent je Kilowattstunde) und Fernwärme (9,5 Cent je Kilowattstunde). Sie gelten für das gesamte Jahr 2023 und sollen Verbraucherinnen und Verbraucher entlasten. Am 17. November hatte es zunächst geheißen, dass die Bundesregierung die Energiepreisbremsen bis zum 31. März 2024 verlängern wird. Finanzminister Christian Lindner (FDP) kündigte aber am 24. November an, dass die Energiepreisbremsen wegen der Haushaltskrise nun doch zum Jahresende auslaufen werden. In den Reihen von SPD und Grünen gibt es allerdings auch Widerstand gegen Lindners Pläne.
Wird die Mehrwertsteuer auf Energie wieder erhöht?
Die Bundesregierung plant, die Mehrwertsteuersätze auf Gaslieferungen und Fernwärme zum neuen Jahr wieder von sieben auf 19 Prozent anzuheben. Laut dem Vergleichsportal Verivox würde ein Modellhaushalt in diesem Fall unter dem Strich 18 Euro mehr im Jahr für Gas ausgeben. Bei den Stromkosten könnten Haushalte dagegen etwa sparen.
Die Verbraucherzentralen und der Branchenverband BDEW hatten ursprünglich dafür plädiert, dass die Preisbremsen und die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung auf Gas und Wärme gleichzeitig zum 31.03.2024 auslaufen sollten. Ansonsten würden die Haushalte durch die Anhebung der Mehrwertsteuer mitten in der Heizperiode stärker belastet. Der Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Hans Weinreuter, sagte: "Für einkommensschwache Haushalte ist es jetzt schon sehr schwer."
Wie schätzt die Landesregierung die Energieversorgung in RLP ein?
Aufgrund der sehr gut gefüllten Gasspeicher und der neuen Flüssiggas-Terminals zeigt sich die rheinland-pfälzische Landesregierung optimistisch. Was die Energieversorgung angehe, sei die Ausgangslage für diesen Winter deutlich besser als vor einem Jahr. "Die Landesregierung ist daher zuversichtlich, dass auch im nächsten Winter niemand in Rheinland-Pfalz frieren muss", teilte die Staatskanzlei dem SWR mit.
Die Landesregierung begrüßt demnach auch, dass die Energiepreisbremsen bis Ende März 2024 verlängert werden sollen. Diese stellten einen guten Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher vor möglichen weiteren Preisturbulenzen an den Energiemärkten dar.
Planen Energieversorger im Land Preiserhöhungen?
Die Stadtwerke Trier haben die Preise für Gas und Strom im vergangenen Krisenjahr nach eigenen Angaben weitestgehend konstant und weit unter dem Bundesdurchschnitt halten können. Grund sei unter anderem eine langfristige Einkaufsstrategie. Die Preise für Strom- und Gaskunden lägen grundsätzlich unter den gesetzlichen Preisbremsen, heißt es auf Anfrage des SWR. Für den kommenden Winter planen die Stadtwerke Trier demnach keine Preiserhöhungen.
Auch die Stadtwerke Kaiserslautern hoffen, die Preise zum Jahreswechsel stabil halten zu können. Die Energieversorgung in Europa sei aber teilweise noch im Krisenmodus. Nach Preissenkungen im Sommer für Strom und Gas laufen bei den Stadtwerken Kaiserslautern nun die neuen Preiskalkulationen an. Diese seien abhängig davon, wie sich die Umlagen und Abgaben entwickelten. Die neuen Beträge etwa für Netzentgelte und Speicherumlage würden erst in den kommenden Wochen veröffentlicht.
"Wir kalkulieren derzeit die Preise für 2024", heißt es auch von den Mainzer Stadtwerken. Ob es im Winter zu Preiserhöhungen komme, ließe sich jetzt noch nicht sagen. In den vergangenen Monaten seien die Strom- und Gaspreise an den Energiehandels-Börsen im Vergleich zu 2022 auf breiter Front gesunken. Ob die Börsen-Preise in den kommenden Monaten möglicherweise wieder steigen, lasse sich derzeit nicht vorhersagen.
Für Kundinnen und Kunden der Energieversorgung Mittelrhein (evm) gab es in den vergangenen Tagen erfreuliche Nachrichten. Das Unternehmen mit Sitz in Koblenz kündigte eine Preissenkung für seine Strom- und Gaskunden an. "Auch wenn die Gasmärkte gerade 'nervös' sind, gehen wir aktuell nicht von einer kurzfristigen Erhöhung für unsere Kundinnen und Kunden aus", teilte die evm mit. Die Einkaufsstrategie des Unternehmens sei langfristig angelegt, um Preisschwankungen auszugleichen.
Warum rät der Handel zu zeitigen Bestellungen bei Öl und Pellets?
"Man kann nur die Empfehlung geben, sich nun früh- und rechtzeitig um eine Bestellung bei seinem Stammlieferanten zu bemühen." Diese Empfehlung des Verbands für Energiehandel (VEH) Südwest-Mitte, der auch für Rheinland-Pfalz zuständig ist, richtet sich an Haushalte, die mit Öl oder Pellets heizen. Für beide Energieträger gebe es Hinweise, dass die Preise demnächst eher steigen als sinken. So ist in Folge der jüngsten Krise im Nahen Osten schon der Ölpreis deutlich gestiegen.
Laut VEH haben sich zwar viele rheinland-pfälzische Haushalte schon im ersten Halbjahr mit Heizöl und Pellets eingedeckt. In den Monaten Juli bis September hätten sich die Kundinnen und Kunden aber noch weitgehend zurückgehalten. "Insofern rechnen wir noch mit einer regen und zunehmenden Nachfrage in den nächsten Wochen bis zum Jahresende", so der Verband. Und rät, sich besser früher als später mit Heizöl und Pellets zu versorgen.
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