Ende März brennt im pfälzischen Kleinniedesheim ein Elektrofahrzeug. Die Flammen greifen schnell auf das angrenzende Wohnhaus über, zum Glück wird niemand verletzt. Aber der Schaden ist enorm - gut 500.000 Euro. Die Polizei geht davon aus, dass ein technischer Defekt im Heck des Autos, wo Elektronik und Antrieb sitzen, den Brand ausgelöst hat. Erst nach gut fünf Stunden ist das Feuer gelöscht. "Es war schon ein erschreckendes Bild", so der Bürgermeister der Gemeinde, Michael Reith.
Dabei hatte noch nicht einmal der Akku selbst gebrannt, was aufwändige Kühlung nötig gemacht hätte. Die Feuerwehr legte einen Schaumteppich und konzentrierte sich dann darauf, den Hausbrand unter Kontrolle zu bringen, so Thiemo Seibert, Wehrleiter der zuständigen Feuerwehr Lambsheim. Für seine Einsatzkräfte war es der erste Brand eines E-Autos in der Gemeinde.
Das müssen Sie wissen Fünf Fakten über brennende E-Autos
Sie brennen häufiger, sie brennen schneller, sie brennen länger - welche Aussagen über E-Auto-Brände stimmen und welche nicht?
Wird beim Brand eines Elektroautos die Batterie beschädigt, ist es insbesondere für kleine freiwillige Feuerwehren eine besondere Herausforderung, das Feuer zu löschen. Deshalb braucht es für den Umgang mit den speziellen Gefahren die passende Technik und Training.
Feuerwehr Damscheid simuliert E-Auto-Brand
Damscheid im Rhein-Hunsrück-Kreis: Die Freiwillige Feuerwehr hat 24 Aktive, der Älteste ist knapp 80 Jahre alt. Sie üben, was beim Löscheinsatz rund um ein brennendes E-Fahrzeug zu beachten ist.
"Die Technologie entwickelt sich immer weiter, die Anzahl der E-Fahrzeuge steigt", so Wehrführer Mario Vogel. Es sei nicht so, dass E-Fahrzeuge überdurchschnittlich oft brennen. "Aber das Einsatzmittel zur Brandbekämpfung bei einem E-Fahrzeug unterscheidet sich doch von dem bei herkömmlichen Fahrzeugbränden."
Bei der Übung soll das Szenario möglichst realistisch aussehen, dafür kommt eine Nebelmaschine zum Einsatz, die um das "brennende" E-Auto und die Umgebung ordentlich Rauch verteilt. Es soll "nah dran am Einsatzgeschehen geübt werden", sagt Wehrführer Vogel. "Man hat ein bisschen Aufregung, muss sich in die Situation einfühlen. Das ist kein Alltagsgeschäft." Der Löschtrupp legt auch für die Übung Atemschutzgeräte an. Das ist im Ernstfall unverzichtbar gegen die giftigen Gase brennender Batterien.
Wenn die Batterie zu explodieren droht
Vogel erklärt, worauf es ankommt, wenn tatsächlich der Akku des E-Autos beschädigt ist und schlimmstenfalls zu explodieren droht. "Wenn die Lithium-Ionen-Batterie beschädigt ist, kommt es zu einer Kettenreaktion, die Batterie befeuert sich selbst, sie produziert Sauerstoff, es ist eine enorme Hitzeentwicklung." Daher wird auch mit der Wärmebildkamera kontrolliert, wie heiß es am brennenden Fahrzeug ist.
Die Feuerwehr in Damscheid trainiert - und benutzt im Ernstfall - zum Löschen von E-Autos das so genannte SnakE-System. Erfunden hat es ein Andernacher Student. Das Prinzip ist so einfach wie logisch. "Es ist ein Multi-Tool", so Vogel. Die Störanfälligkeit sei Null, man könne es ganz schnell in den Einsatz bringen.
Das SnakE-System besteht aus Düsen, aus denen das Wasser spritzt. Diese werden auf Schläuchen montiert und auf einen Alurahmen gesteckt. Das Ganze kann dann nach Angaben des Erfinders gefahrlos unter ein brennendes Elektroauto geschoben werden, um dort zu löschen beziehungsweise den Akku zu kühlen. Und noch ein Vorteil - das ganze Equipment ist platzsparend und passt praktisch in jedes Feuerwehrauto, das ja ohnehin schon mit viel Ausrüstung bestückt ist. Das kompakte System kostet um die 2.000 Euro, bezahlbar auch für kleinere Feuerwehren, hofft der Erfinder.
Man muss mit der Technik Schritt halten, sagt Wehrführer Vogel. "Wir sind nur so effektiv wie unser Equipment. Dieses System hat eine geniale Logik, ist einfach aufgebaut, wir können das einfach dazu packen."
Die Feuerwehr in Damscheid sieht sich gut vorbereitet, um auf brennende E-Fahrzeuge zu reagieren. Der Wunsch wäre, so Vogel, dass das Löschsystem in Rheinland-Pfalz flächendeckend zum Einsatz kommt.