Sascha Feltes ist seit mehr als 20 Jahren bei der Feuerwehr in Trier. Er und seine Kollegen werden dann gerufen, wenn Rettungskräfte nicht weiterkommen, denn Feltes ist Höhen- und Tiefenretter. Er kommt zum Einsatz, wenn Wanderer auf Klettersteigen verunglücken, es zu Unfällen auf Baustellen kommt oder auch, wenn Arbeiter an Windrädern Hilfe brauchen.
In diesen Fällen wird die Höhenrettung gerufen
So ist die Höhen- und Tiefenrettung organisiert
Unterschiede Stadt und Land
Warum es häufiger zu aufwendigen Einsätzen kommt
So wird man zum Höhen- und Tiefenretter
In diesen Fällen wird die Höhenrettung gerufen
Als ein Gleitschirmflieger Anfang Mai kurz nach dem Start abstürzte und schwer verletzt in einer Baumkrone hängen blieb, kamen die zunächst gerufenen Einsatzkräfte mit ihrem Standard-Equipment schnell an ihre Grenzen. Deshalb wurde die Höhenrettung und dann noch ein Hubschrauber gerufen, mit dem der Verunglückte geborgen und in ein Krankenhaus geflogen wurde. In Fällen wie diesem werden die Facheinheiten der Höhen- und Tiefenretter gerufen. In der Regel betrifft das Rettungseinsätze, die mehr als 30 Meter vom Boden entfernt sind.
Ab welchem Zeitpunkt sie helfen müssen, hängt aber auch davon ab, wie die Feuerwehren vor Ort ausgestattet sind. Das sind oft verunfallte Wanderer, Kletterer und Radfahrer. Aber auch bei Unfällen auf Baustellen, beispielsweise wenn ein Arbeiter in ein Silo fällt, sowie bei anderen Einsätzen, bei denen die Standardausrüstung nicht ausreicht, kommen die Fachkräfte zur Hilfe. Beispielsweise wenn stark adipösen Menschen aus der Wohnung geholfen werden muss.
So ist die Höhen- und Tiefenrettung organisiert
In Rheinland-Pfalz ist jede Kommune dafür verantwortlich, eine Feuerwehr zu haben. In größeren Städten ist das eine Berufsfeuerwehr, in den meisten Kommunen aber Freiwillige Feuerwehren. Diese mehrere tausend Feuerwehren können nicht alle Risiken abdecken. Daher gebe es für spezielle Aufgaben sogenannte Facheinheiten, erklärt Stephan Roth, Referent bei der Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde (ADD). Die spezialisierten Feuerwehrkräfte sind einem Standort zugeordnet und werden bei Bedarf angefordert.
Es gibt sieben "Feuerwehr-Facheinheiten Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen", abgekürzt SRHT in Rheinland-Pfalz. Zwei von ihnen sind bei der Berufsfeuerwehr beheimatet, nämlich in Trier und Kaiserslautern und fünf bei Freiwilligen Feuerwehren. Das sind Boppard, Saarburg, Ingelheim, Frankenthal und Wernersberg. In Grenzgebieten zu anderen Bundesländern wird auch eine länderübergreifende Hilfe gelebt. Beispielsweise die Höhenretter aus Wiesbaden werden mit ihrem Hubschrauber mit Seilwinde gerufen, wenn eine Bergung aus der Luft vonnöten ist.
Unterschiedliche Einsätze in der Stadt und auf dem Land
Die Einsätze in der Stadt und auf dem Land unterscheiden sich, wie Stephan Roth von der ADD erklärt. Im urbanen Raum sind die häufigsten Einsätze bei Baustellen-Unfällen oder bei der Hilfe von Krankentransporten. Auf dem Land gibt es vor allem Freizeitunfälle, wenn Ausflügler sich verletzten oder überschätzen und gerettet werden müssen. Dort kommt es auch häufig vor, dass Arbeitern an Windrädern Hilfe benötigen und geborgen werden müssen.
Warum es häufiger zu aufwändigen Einsätzen kommt
Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen wieder die Vorzüge der Natur für sich entdeckt, sagt Stephan Roth von der ADD. Dabei komme es vor, dass sich die Ausflügler überschätzen würden, keine geeignete Ausrüstung hätten oder sich leichtfertig in Gefahren begeben würden. Deshalb würden sich die Rettungseinsätze aufgrund von Unfällen im Freizeitbereich mehren. Die Menschen würden ihre Fähigkeiten überschätzen und dann komme es zu Einsätzen, die es in die Nachrichten schafften, weil die Bergung so aufwendig sei.
Dazu komme, dass es keine "Saison" mehr für gewisse Aktivitäten im Freien gebe. Das ganze Jahr seien Wanderer, Fahrradfahrer und Ausflügler unterwegs. Außerdem mache sich die demografische und gesellschaftliche Entwicklung bemerkbar. Die Menschen seien weniger aktiv und verlören den Bezug zur Natur. Gerade in Städten sei außerdem bemerkbar, dass die Einsätze bei adipösen Menschen steigen würden und er gehe davon aus, dass sich das noch verstärke.
So wird man zum Höhen- und Tiefenretter
Sascha Feltes ist Berufsfeuerwehrmann in Trier. Er hat die ganz normale Beamtenlaufbahn bei der Feuerwehr absolviert. Seit 2004 ist er außerdem speziell ausgebildeter Höhen- und Tiefenretter. Dafür hat er eine Grundausbildung über 80 Stunden gemacht. Seitdem muss er jedes Jahr 72 Stunden Fortbildung in dem Bereich machen. Er arbeitet im normalen Feuerwehr-Betrieb, wird aber circa zwölf Mal im Jahr zu den besonderen Einsätzen gerufen. Wenn er zu dem Zeitpunkt im Dienst ist, wird er abgelöst.
Aber es kommt auch vor, dass er aus der Freizeit gerufen wird. Der 48-Jährige sagt, für ihn seien die Einsätze mit der Facheinheit ein Ausgleich zu seinem Alltag bei der Feuerwehr. Seine Gruppe sei ein eingeschworenes Team, denn im Ernstfall müssten sie sich ihr Leben anvertrauen. Er freue sich jedes Mal, wenn sie gemeinsam arbeiten dürften. Theoretisch könne sich jede Feuerwehrkraft zum Höhen- und Tiefenretter ausbilden lassen, wenn die körperlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen erfüllt seien, so Feltes. Denn die Einsätze seien immer fordernd und anspruchsvoll, keiner sei wie der andere. Er persönlich liebt aber die Einsätze - und das Adrenalin.