In der Tierwelt hat der Klimawandel Mitte des Jahrhunderts Gewinner und Verlierer produziert. Lebensräume wurden vernichtet oder haben sich verschoben. Kälteliebende Arten hat es nach Norden gezogen. Tiere, die die Wärme lieben, haben sich bei uns weiter ausgebreitet. Unterm Strich aber hat die Artenvielfalt in Deutschland stark gelitten.
Alle Vögel sind schon da - außer dem Kuckuck
2050 gilt der Kuckuck in der Oberrheinebene als ausgestorben. Wenn der Langstreckenzieher aus seinem Winterquartier zurückkehrte, waren seine Wirtsvögel wegen des Klimawandels immer öfter schon fertig mit dem Brüten. Keine Chance, den potentiellen Zieheltern dann noch ein Kuckucksei unterzuschieben.
Noch mehr Klimaverlierer in der Vogelwelt
Vögel, die in Nadelwäldern lebten, haben durch die zunehmende Trockenheit und das Nadelwaldsterben zunehmend ihren Lebensraum verloren. Dazu zählen der Schwarzspecht, Rauhfußkauz, Sperlingskauz und Kreuzschnabel. Anderen Vögeln in Rheinland-Pfalz macht der putzige Siebenschläfer zu schaffen: Er ernährt sich unter anderem von Vogelnachwuchs. Seine Winterruhe dauerte ursprünglich bis Ende Mai, da sind viele Vögel bereits geschlüpft. Durch den Klimawandel hat sich diese Zeit um viele Wochen verkürzt. Meisen, Kleiber oder etwa Trauerschnäpper haben deutlich weniger Nachwuchs, weil die Siebenschläfer die Jungvögel fressen.
Der Große Abendsegler ist im Südwesten ausgestorben
Der große Abendsegler, eine Fledermaus-Art, wurde Opfer des Klimawandels und auch des Kampfes gegen den Klimawandel. Jährlich wurden tausende der im Frühjahr und Herbst weite Strecken fliegenden Tiere durch Windkraftanlagen getötet, die lange keine Abschaltautomatik besaßen. Dazu kamen die Zerstörung von Quartieren in alten Häusern aufgrund energetischer Gebäudesanierungen und ein Mangel an Nahrungsinsekten. Den Rest gab der Fledermaus-Art, die sich wie ein Zugvogel verhält, dann der Klimawandel hierzulande. Die Klimaerwärmung beeinflusste das Wanderverhalten: Ihre Überwinterungsgebiete verlagerten sich 200 Kilometer nach Norden. Bis 2100 werden es sogar um 500 Kilometer sein.
Im Südwesten gibt es 2050 kaum noch Igel
Die Insektenfresser sind verhungert, weil durch gestiegene Temperaturen ihre Winterstarre zu früh abgebrochen wird. Solange es kühl genug ist, fahren Igel zwischen November und April ihren Stoffwechsel herunter und schlafen. Werden sie zu früh wach, finden sie zu wenig zu fressen, um zu überleben.
Hitzestress für Fische
Die Wassertemperaturen im Rhein sind 2050 um zwei Grad gestiegen. Das klingt zunächst nach wenig, bedeutet aber, dass vor allem im Sommer der Sauerstoffgehalt des Wassers deutlich abnimmt. Das wiederum heißt Stress für viele Wassertiere und kann auch zu Fischsterben führen.
Wildschweine profitieren vom Klimastress der Buchen
Weil die Buchen klimastressbedingt immer häufiger viele Früchte produzieren (Buchenmastjahre), gibt es mehr Wildschweine. Und diese behindern den Kampf gegen den Klimawandel. Sie durchpflügen auf der Suche nach Nahrung den Waldboden und machen so eine natürliche Verjüngung der Nutzbäume fast unmöglich, da die Triebe zerstört werden.
Klimagewinner Bienenfresser
Der hübsche Bienenfresser ist der einzige heimische Vertreter einer sonst nur in den Tropen vorkommenden Vogelfamilie. Lange Jahre waren die Bienenfresser nur am Kaiserstuhl in Baden zu finden. Doch seit den 2010er Jahren brüten sie auch in Rheinhessen, 2050 auch in mittleren Lagen der Mittelgebirge, sofern sie geeignete Brutmöglichkeiten finden.
Halsbandsittiche haben sich ausgebreitet
Die grünen Halsbandsittiche stammen ursprünglich aus den Savannen Afrikas, haben sich ab 1990 zunächst entlang des Rheins in Parks angesiedelt. 2050 sind sie in allen größeren Städten im Südwesten zu finden. Mittlerweile werden die Papageienvögel immer wieder bejagt und vertrieben, weil sie nicht nur sehr lärmend leben, sondern vor allem, weil sie gern in die Wärmedämmung der Häuser Löcher hacken, um darin zu nisten.